Neustadt Festlich und heiter-beschwingt

Neustadt. Am Zweiten Weihnachtsfeiertag gestalteten in der katholischen Kirche von Geinsheim der Trompeter Stephan Stadtfeld und der Organist Stephan Rahn ein sehr gut besuchtes festliches Konzert. Es stand keine traditionell weihnachtliche Musik auf dem Programm, und dennoch passte sie mit ihrer Festlichkeit und Emotionalität gut in die Zeit.

Bei Trompete und Orgel denkt man sofort an Musik aus der Zeit des Barock, an Johann Sebastian Bach – davon war jedoch nichts zu hören. Die beiden, die seit 2008 im Duo zusammenspielen, haben sich stattdessen der Musik der späten Romantik, besonders der französischen, zugewandt, auch wenn sie ursprünglich für eine ganz andere Besetzung komponiert worden war. Die „Pavane“ op. 50 von Gabriel Fauré etwa, das erste Stück des Konzerts, wurde 1887 fürs Klavier geschrieben. Aber schon Fauré selbst hat andere Versionen ausgearbeitet, für Singstimmen und kleinere Orchesterbesetzungen. Stephan Rahn hat es neu arrangiert für Trompete und Orgel. Es ist ein elegantes Stück mit einem lebhaften Tanzrhythmus, bei dem man spanische Einflüsse zu hören glaubt. Beides ist kein Zufall, die Pavane war ursprünglich ein höfischer spanischer Tanz. Fauré hat ihm etwas mehr Rhythmus und Stephan Rahn deutlich mehr Tempo gegeben. In seiner Version sorgt die Orgel für den an- und abschwellenden, hämmernden Tanzrhythmus, die Trompete fügt quasi die Singstimme hinzu. Faurés „Pavane“ hat übrigens Eingang in die Popmusik gefunden, in Coverversionen von Barbra Streisand bis Jethro Tull und für Filmmusik. Neben zahlreichen französischen Stücken war Edward Elgar der einzige britische „Ausrutscher“. Aus den „Enigma-Variationen“, einem 1889 entstandenen Orchesterstück, spielte Rahn die „Nimrod-Variation“, ein feierlich-langsames, fast pathetisches Stück, gewidmet einem Freund Elgars, mit dem er einst über Beethovens Musik diskutierte – die hört man auch heraus. Ergänzt wurde die „Elgar-Abteilung“ zusammen mit Stadtfelds Trompete mit dem lebhaft-heiteren „Chanson de matin“ und dem heiter-gefühlvollen „Salut d’amour“. Zwei Solostücke bildeten den virtuosen Mittelpunkt des Programms, für die Orgel die „Fanfare in D-Dur“ von Jacques-Nicolas Lemmens, ein kraftvolles, laut strahlendes Stück mit lebhafter Rhythmik, und danach die „Fantaisie caprice“ von Gabriel Parès, der selbst Trompetenvirtuose war. Seine „Fantaisie“ bot viel Artistisches für dieses Instrument in schnellem Tempo, von Stadtfeld in perfekter Technik umgesetzt. Die Orgel war dabei zurückhaltende Begleiterin. Zwei Lieder mit Klavierbegleitung von Gabriel Fauré passten ebenso gut zur Trompete anstelle der Singstimme und der Orgel als Liedbegleiterin, „Après une rève“, träumerisch-langsam, und das heiter-beschwingte „Chanson d′amour“. Ganz ohne Barock war das Konzert dann doch nicht, zwar kein barockes Stück, aber eine dem Barock nachempfundene Toccata für Orgelsolo, komponiert 1889 vom französischen Komponisten und Organisten Theodore Dubois, stark und kraftvoll mit vielen Tempowechseln. Gemeinsamer Abschluss war die „Fantaisie Es-Dur“ von Camille Saint-Saens, ein Orgelwerk, arrangiert für Trompete und Orgel. Es ist ein träumerisches Stück mit immer wieder hervorsprudelnden lebhaften Einfällen. Es zeigte, wie traumwandlerisch sicher die beiden Musiker aufeinander abgestimmt sind.

x