Rheinpfalz-Sprechstunde Fest steht: Künstliche Herzklappe vor Covid sicher

Schlapp und erschöpft? Das deutet nicht automatisch auf Corona-Langzeitfolgen hin.
Schlapp und erschöpft? Das deutet nicht automatisch auf Corona-Langzeitfolgen hin.

Covid treibt die Menschen um – und auch über mögliche Folgen wie Long Covid machen sie sich Gedanken: Etliche Fragen konnte Chefarzt Hubertus von Korn beantworten, einige blieben aber auch offen.

„Die Viruserkrankung ist noch recht neu, entsprechend ist die Forschungslage zu den Folgen etwas dünn“, erklärt der Kardiologe, der sich umfassend mit dem Thema befasst. Die bisherige Erfahrung habe gezeigt, dass zehn bis 15 Prozent der Covid-Patienten nach der Erkrankung unter längeren Folgen leiden, die mitunter mit diffusen Symptomen einhergehen. „Sie sprechen von einem wattigen Gefühl, einer Art Nebel im Kopf“, so von Korn.

Hausärzte – die ersten Ansprechpartner bei Beschwerden – könnten damit wenig anfangen, die Patienten blieben in einer Art Versorgungslücke hängen. Atemnot, Schwächegefühle oder Konzentrationsstörungen vier Wochen bis drei Monate nach einer Covid-Erkrankung seien Anzeichen für Long Covid, auch Riech- oder Geschmacksstörungen kämen häufig vor und sollten den behandelnden Arzt aufhorchen lassen – auch wenn es durchaus Überschneidungen mit anderen Erkrankungen wie dem chronischen Erschöpfungssyndrom gebe, sagt von Korn.

„Die wichtigste Frage ist am Anfang also die, ob es wirklich Long Covid ist“, macht der Experte deutlich. Wenn ja, gebe es durchaus spezielle Behandlungsoptionen für die Betroffenen.

Keine Gefahr

Drei Wochen nach ihrer überstandenen Corona-Infektion habe sie immer noch Husten und eine belegte Stimme, klagte eine 71-jährige Anruferin aus Haßloch. Auch sorge sie sich, ob das Virus vielleicht ihre künstliche Herzklappe angreifen könnte.

Das Virus könne zwar den Herzmuskel selbst schädigen, nicht jedoch das Implantat, beruhigte von Korn die Frau. Von Long Covid könne angesichts der kurzen Zeitspanne keine Rede sein, ihre Beschwerden würden sich wohl von selbst geben, meinte der Chefarzt auch angesichts der Tatsache, dass die Dame bereits viermal geimpft ist und damit vor einem schweren Verlauf weitgehend geschützt sei.

Auch an Krebs erkrankt

25 Tage habe sie vor zwei Jahren wegen Covid im Krankenhaus verbracht, berichtete eine 80 Jahre alte Dame aus Meckenheim. Außerdem sei sie Krebspatientin und fühle sich schlapp und kraftlos, habe Probleme mit den Beinen. Auch hier schloss der Mediziner Long Covid aus und riet der Dame, ihre Beschwerden mit dem Hausarzt abzuklären. Die Symptome könnten ganz unterschiedliche Ursachen haben und beispielsweise eine kardiologische oder neurologische Behandlung erfordern.

Eigentlich sei sie aktiv, spaziere mindestens eine Stunde pro Tag, so eine 76-jährige Haßlocherin. Vor vier Wochen habe sie Covid überstanden, jetzt fühle sie sich „erledigt und dahingerafft“. Der Hausarzt habe ihr geraten, sich zu schonen. Dem schloss sich der Chefarzt an: „Hören Sie auf Ihren Arzt und haben Sie noch vier bis sechs Wochen Geduld, dann erholen sie sich wahrscheinlich von selbst.“

Teenager gibt Rätsel auch

Vor ein Rätsel stellte von Korn indes eine 51 Jahre alte Anruferin aus Forst, die sich um ihren 15-jährigen Sohn sorgt. Der junge Mann sei dreifach geimpft, vielfach negativ Schnell- und PCR-getestet, Covid sei trotz zahlreicher Arztbesuche niemals bei ihm diagnostiziert worden. Gleich zu Anfang, 2020, habe er zehn Wochen in der Schule gefehlt, seitdem fühle er sich schlapp und neige bei geringsten Anstrengungen zu Kopfschmerzen. Die anfängliche Luftnot habe sich freilich etwas gebessert. „Das hört sich alles nach Long Covid an“, stimmte von Korn zu. Telefonisch sei das aber nicht zu klären, meinte er und riet der Frau, den Jungen noch einmal gründlich untersuchen zu lassen.

Ein 59 Jahre alter Neustadter nutzte die RHEINPFALZ-Sprechstunde aus Sorge um seine Frau. Sie schlafe viel, sei ständig erschöpft und kraftlos, zudem habe sie Schmerzen in Armen und Beinen. Unklar blieb, ob ein Zusammenhang mit Covid besteht, weshalb von Korn empfahl, die Gattin beim Kardiologen untersuchen zu lassen. „Das hört sich für mich eher nach einem Herzproblem an.“

Stimmen Medikamente?

Ursachenforschung zu betreiben riet von Korn einem 82-jährigen Neustadter, der ebenso wie seine Frau im Juni infiziert war. Seine Frau sei seitdem leicht verwirrt und schlafe sehr viel, so der Mann. Für Long Covid sei noch nicht genug Zeit vergangen, die Symptome könnten aber andere Ursachen haben wie beispielsweise Wechselwirkungen von Medikamenten, so von Korn.

Hubertus von Korn
Hubertus von Korn
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