Neustadt Ermittlungen in Japan

«Neustadt-Mussbach.» Sushi gab es nicht bei der Lesung vom Christof A. Niedermeier aus seinem neuen Krimi „Tödliches Sushi“ im Kelterhaus der Winzergenossenschaft Weinbiet in Neustadt-Mußbach am Freitagabend. Die Bewirtung war stattdessen, dem Ort angepasst, pfälzisch-gediegen, und auf den Bänken drängten sich die Leute dicht an dicht. Es war voll besetzt.

Krimi-Autor Christof A. Niedermeier wirkte jedoch völlig entspannt, Lampenfieber war nicht zu erkennen. Ganz zum Schluss verriet er, dass dies bisher seine größte Lesung war – und auch die erste, bei der er auf einem Podium wie auf einer Bühne gethront habe. Das Schreiben von Kriminalromanen ist für ihn Hobby und Nebenbeschäftigung, im Hauptberuf ist er in Frankfurt bei einem internationalen Unternehmen tätig, passenderweise im Kommunikationsbereich. So wirkt er auch sehr „nahbar“, freundlich und zugänglich, das Podium trennt ihn nicht von seinen Zuhörern. Auch für seinen sympathischen Detektiv Jo Weidinger ist das Lösen von Kriminalfällen und das Ermitteln von Mördern Hobby und Nebenberuf, im Hauptberuf ist er Besitzer und Chefkoch eines Restaurants gegenüber von der Loreley, das für seine ausgezeichnete regionale Küche bekannt ist. Auch Herr Watanabe, ein japanischer Geschäftsmann aus Düsseldorf, weiß diese Küche zu schätzen und kommt daher regelmäßig hierher. Niedermeier begann seine Lesung mit dem Eingangskapitel: Die Hörer begleiten Herrn Watanabe nach dem Essen zu einem nächtlichen Spaziergang auf den Loreleyfelsen, wo er sich auf einer Bank romantischen Fantasien hingibt – bis ein schrecklicher Schmerz das Ende seines Lebens einleitet. Dann stellte Niedermeier im nächsten Kapitel seinen Detektiv vor, Jo Weidinger, der am nächsten Morgen mit der Kaffeetasse in der Hand zur Loreley hochblickt und sich fragt, was da passiert sein mag – polizeiliche Absperrbänder und dahinter reichlich Betrieb. Auch eine Fahrt mit dem Mountainbike bringt keine Aufklärung. Das polizeiliche Ermittlerduo, die Kommissare Wenger und Wieland, die Niedermeier auf diese Art den Lesern vorstellt, haben eine Informationssperre verhängt. Gekonnt beiläufig erfährt der Leser, was die Ermittlungen erschweren wird: Der Leiche fehlt der Kopf. Nachdem der Autor seinen Hörern die Guten – wenigstens die meisten davon – vorgestellt hatte, erlaubte er in einer Momentaufnahme einen Blick ins Innenleben des Mörders, der seine Köpfe – denn es gibt mehrere – sorgfältig und respektvoll präpariert und in seinem persönlichen Tempel den Ahnen präsentiert. Jo Weidinger wiederum macht sich auf nach Japan zu seinem Freund Kenij, mit dem zusammen er auf einem Kreuzfahrtschiff seine Ausbildung gemacht hat. Jo versucht nicht nur, seinem Mörder näherzukommen, sondern ist auch Tourist. Er schaut sich an, was ihn besonders interessiert: den größten Fischmarkt der Welt, und Niedermeier und seine Leser folgen ihm. Kenij ist verhindert, aber seine auffallend hübsche und junge Tante, Professorin für japanische Geschichte, ist ein mehr als adäquater Ersatz. Die Diskussion nach der Lesung war lebhaft: Nur vier Tage konnte der Autor in Japan verbringen, aber die Zuhörer wollten alles darüber wissen. Im Unterschied zu früheren Zeiten, die oft noch die Reiseführer bestimmten, ist es mittlerweile für Nichtjapaner einfacher, sich in der größten Stadt der Welt zurechtzufinden, die Bezeichnungen sind mittlerweile auch in Englisch. Aber auch die „Arbeitsumstände“ eines Autors interessierten die Zuhörer: Wie plant man ein Buch, wie geht man den Inhalt an? Niedermeier antwortete freundlich und erläuterte ohne Angst vor „Werkspionage“ seine Arbeitsschritte vom Durchdenken bis zu dem vorher notierten exakten Handlungsverlauf, an dem er sich beim Schreiben orientiert. Lesezeichen Christof A. Niedermeier: Tödliches Sushi. Gmeiner-Verlag, Taschenbuch, 408 Seiten, 13 Euro, als E-Book 9,99 Euro.

x