Neustadt Endlich wieder unter Dampf

Immer vor Saisonbeginn wird die Dampflok des Kuckucksbähnels auf Vordermann gebracht. Hier arbeitet Ralf Rudolph an der „Speyerb
Immer vor Saisonbeginn wird die Dampflok des Kuckucksbähnels auf Vordermann gebracht. Hier arbeitet Ralf Rudolph an der »Speyerbach«.

Sechs Wochen später als üblich startet das Kuckucksbähnel in die Saison 2020. Für die Ehrenamtlichen rund um die Museumsbahn war Corona ein harter Schlag. Doch zusammen haben sie es geschafft. Dazu hat Elmstein sein Scherflein beigetragen. Wie genau, auch dazu haben wir „Bahnchef“ Ralf Rudolph befragt.

Herr Rudolph, 14. Juni statt 1. Mai: Ab wann war im Eisenbahnmuseum klar, dass das Kuckucksbähnel nicht wie gewohnt starten kann?
Mit dem Shutdown-Wochenende 13. bis 15. März. Da war bei uns noch eine deutschlandweite Tagung für Schienenverkehr-Touristik und für den Samstag eine Sonderfahrt geplant. Die haben wir natürlich abgesagt. Und es war klar: Da kommt noch einiges auf uns zu.

Wie schnell hatten Sie einen Plan B?
Wir mussten erst mal zig Fragen klären. Ganz wichtig war, ob wir im Betriebswerk arbeiten dürfen, um alles startklar zu bekommen. Schließlich sind wir auch „nur“ ein Verein, außerdem gehören viele unserer Ehrenamtlichen wegen ihres Alters der Risikogruppe an. Wer kam, hat dann mit großem Abstand vor sich hingearbeitet, und wir konnten das Wichtigste erledigen.

Und wann stand fest, wann das Bähnel erstmals fährt?
Zuerst stand mal fest, wann es nicht fährt, und zwar schon Anfang April. Wir haben uns dann mit den Elmsteinern kurzgeschlossen, was super funktioniert hat. Mit Hilfe von Werner Schreiner bekamen wir dann Ende Mai grünes Licht von Oberbürgermeister Marc Weigel und dem städtischen Ordnungsamt. Und jetzt geht es am 14. Juni los.

Natürlich müssen die Corona-Auflagen eingehalten werden. Kommen Sie überhaupt rum beim Verhältnis Kosten-Nutzen?
Wir haben natürlich Fixkosten. Nehmen Sie nur den sogenannten TÜV für unsere Fahrzeuge, schließlich sind wir ein Transportunternehmen. Da kann man sich weniger Sicherheit aus Kostengründen nicht leisten, und das wollen und dürfen wir auch nicht. Gar nicht zu fahren, wäre daher auch keine Lösung, wir brauchen Einnahmen.

Viele Vereine bitten um Spenden. Wie kann das Kuckucksbähnel unterstützt werden?
Fahren Sie mit uns! Wer immer schon mal mitfahren wollte, sollte es jetzt unbedingt tun. Unser Fahrplan ist zwar ausgedünnt. Aber in den Sommerferien, wo ja auch viele wegen Corona zu Hause bleiben, wollen wir auch samstags starten. Je mehr Einnahmen wir trotz allem erzielen, desto besser.

Das Kuckucksbähnel ist diesmal ein reines Transportmittel, also ohne Bordrestaurant, und auch Sonderfahrten wie die rollende Weinprobe fallen aus. Was ändert sich im Waggon noch?
Den Fahrgästen werden feste Plätze zugewiesen, alle in Fahrtrichtung. Auf dem Bahnsteig und im Zug muss ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Übrigens können keine Fahrräder mitgenommen werden – zumindest vorerst nicht.

In Fahrtrichtung, weil manche Reisende es andersherum nicht vertragen?
Das auch, aber vor allem, weil dann die Atemluft nur in eine Richtung geht und der Abstand größer ist. Wir hoffen auch darauf, dass die Fenster meist aufbleiben können und damit die Luft gut verwirbelt wird.

Sie haben vorhin von der guten Zusammenarbeit mit Elmstein gesprochen. Was erwartet die Zuggäste denn dort?
Wir hatten vergangenen Donnerstag wieder eine Sitzung mit dem Bürgermeister der Verbandsgemeinde Lambrecht, dem Ortsbürgermeister, Gastronomen und Touristikern. Dabei ging es um das gastronomische Angebot am Ort. Da konnten wir zusammen eine gute Lösung erarbeiten.

Was heißt?
Es gibt vier Anlaufstellen in Elmstein. Am Bahnhof gibt es Essen und Getränke auf die Hand, man kann zum Naturfreundehaus am Harzofen hoch wandern, was auch mit Kindern gut möglich ist, die örtliche Pizzeria ist dabei, ebenso die Minigolfanlage, und im Park beim Bahnhof gibt es genug Sitzgelegenheiten, um ein Picknick mit Selbstverpflegung zu machen. Elmstein hat sich da sehr viel Mühe gegeben, dafür sind wir dankbar.

Und hat nun Dampflok „Sissi“ ihre offizielle Jungfernfahrt?
Nein, sie muss leider ein weiteres Jahr warten. Wir haben es angesichts all dieser Umstände nicht geschafft, sie einsatzbereit zu machen. Insofern muss die 116 Jahre alte „Speyerbach“ noch mal unter Dampf.

Zur Sache: Wie das Bähnel fährt

Vorerst ist das Kuckucksbähnel zwischen Neustadt und Elmstein nach einem abgespeckten Fahrplan unterwegs. Gefahren wird nur sonntags, und das auch nur einmal am Tag. Bisher geplante Fahrtage sind 14., 21. und 28. Juni, sie werden regelmäßig ergänzt. Abfahrt in Neustadt ist um 10.45 Uhr, Rückfahrt von Elmstein um 15.15 Uhr. Fahrkarten gibt es nur für die Gesamtstrecke. Allerdings kann an den Zwischenhalten aus und zugestiegen werden. Tickets müssen online vorbestellt werden, dazu kann ein Wunschtermin genannt werden. Wer sich anmeldet, hat nicht automatisch ein Ticket, sondern erst nach Eingang der Buchungsbestätigung. Bezahlt und abgeholt werden müssen die Fahrkarten am Bähnel-Verkaufsschalter auf Gleis 5 im Neustadter Hauptbahnhof vor der Abfahrt. Eine Bitte der Eisenbahner: Das Fahrgeld abgezählt bereitzuhalten.

Das Naturfreundehaus Elmstein.
Das Naturfreundehaus Elmstein.
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