Neustadt Eine Liebeserklärung an „Sieglinde“
Meckenheim. Welch große Zugkraft das Duo „Spitz & Stumpf“ hat, zeigte sich am Freitagabend im Meckenheimer Ratssaal einmal mehr bei der Reihe „Kultur im Rathaus“. Vor vollem Haus trugen dort zur großen Erheiterung des Publikums Götz Valter als Eugen Stumpf und Bernhard Weller als Friedel Spitz ihre „Kappeleien“ (!) aus. Genau so heißt das neue Programm des Duos, das erst vor wenigen Wochen in Speyer Premiere feierte.
Der erste Eindruck ist recht nüchtern und kommt eingefleischten „Spitz und Stumpf“-Fans ziemlich bekannt vor: Auf der Bühne lenken zwei Klappstühle den Blick auf sich, ein abgestoßener kleiner Schreibtisch steht davor, an einem Tischbein eine Fliegenklatsche, auf der Schreibfläche ein antiquiertes, schwarzes Telefon und ein großes Schoppenglas. Doch „Spitz & Stumpf “ verwirren gern. Und so befindet sich auf dem Tisch neben einem altmodischen Häkelkissen mit hochbrisantem Inhalt, wie sich im Lauf des Abends zeigen wird, auch ein topmodernes Tablet. Was den Winzer und Geschäftsmann im Büro das Gruseln lehren würde, fügt sich bei „Spitz & Stumpf “ mühelos ineinander, und alle Utensilien werden nach und nach ihr Geheimnis enthüllen. Doch zunächst ist Stimmung angesagt. Da stolpert „Friedel the Brain Spitz“ mit einem Selfiestick auf die Bühne, was ihn gemeinsam mit dem Winzer „Eicheen“ Stumpf zu Wortspielen mit „gut druff“ verleitet. Immer wieder gibt es Szenenapplaus, zumal die beiden es hervorragend verstehen, das Publikum mit Gestik, großer Mimik, Wortwitz und Situationskomik in ihre Kabbeleien mit einzubeziehen. Den Abend haben die beiden in ihrem neuen Programm in längere Szenen eingeteilt, in denen sie Gott und die Welt, vor allem aber natürlich die Pfälzer und das Leben in der Region aufs Korn nehmen. Wandern ist gesund? Spitz: „Die Wandergruppe ist ein Beispiel für das Gegenteil, denn sie ist nicht einmal in der Lage, den Blutzuckerspiegel der Wanderer durch rechtzeitige Einkehr zu einem Pälzer Teller aufrecht zu halten, es ist immer ,zu früh’, ,zu voll’ und schließlich ,zu spät’.“ Da regt sich auch bei Stumpf der Hunger, der allerdings bei weitem nicht so einfach zu stillen ist. Sein Haus nämlich, Küche und Kühlschrank inklusive, ist auf Anraten von Spitz mit zukunftsträchtiger Technik vernetzt, die sich über das Tablet steuern lässt. „Ein unnötiges Gedöns“, wie Stumpf findet. Und er soll Recht behalten. Die Zuschauer amüsieren sich königlich über die Persiflage auf die Übertechnisierung selbst der einfachsten Handgriffe und Vorgänge. Gut die Ohren spitzen heißt es dann, wenn Stumpf als Solist und Hobbybiologie im Radio von kaulenden Quappen und der „Pälzer Schmääsmick“ erzählt. Da gehen erfindungsreiche Wortspiele in dramatische Szenen über. Viel Zärtlichkeit und ein wenig Erotik schwingt bei der Liebeserklärung an „Sieglinde“ mit, die beliebte alte Kartoffelsorte; wohingegen das „Blind Date“, das Stumpf für Spitz eingefädelt hat, in einem Desaster endet. Wenig erfolgreich erweist sich das Duo auch mit neuen Marketingideen. Bier soll der neue Wein sein, doch die Produktion muss vor der Sparsamkeit der Investoren in die Knie gehen, und auch das Reinheitsgebot lässt sich nicht ganz einhalten. Um nicht Hungers und Dursts zu sterben, entwickeln „Spitz & Stumpf“ da eine weitere Idee, die sie dem Publikum singend und tanzend nahebringen. Ihre Begeisterung bei der Präsentation ist so ansteckend, dass die Zuschauer spontan mit in den Gesang einstimmen, was zumindest beim Refrain auf Anhieb sehr gut klappt. Applaus und Gelächter steigern sich frenetisch, als Götz Valter einen knackigen Beinahe-Striptease andeutet. Und während das Publikum kurz darauf, in Gruppen eingeteilt, noch versucht, rhythmisch und verständlich zu artikulieren, was aus „Sieglinde“ alles werden kann, machen sich „Spitz & Stumpf“ unter viel Beifall vom Acker. Termin Wegen der großen Nachfrage treten „Spitz & Stumpf “ am Sonntag, 12. Februar, um 19 Uhr noch einmal mit ihrem aktuellen Programm in der Reihe „Kultur im Rathaus“ auf. Es gibt noch Karten (18/16 Euro) über das Bürgerbüro der Ortsgemeinde.