Neustadt Die Welt der Oper im kleinen Saal

«Neustadt.» Das inzwischen fünfte Neujahrskonzert im GDA-Wohnstift hatte so viel Zulauf von Bewohnern und Gästen von außerhalb, dass es bis auf den letzten Platz besetzt war. Das fünfköpfige Ensemble vom Pfalztheater Kaiserslautern brachte am Sonntag nicht nur die Welt der Oper in den Saal, es begeisterte besonders mit heiteren Melodien aus der Welt der Operette – und „Katzenmusik“.

Mit zartem, aber umso nachdrücklicherem „Miau“ inszenierten dafür gegen Ende des Konzerts die Sopranistinnen Neungmi Lee und Seungmin Baek das Gioachino Rossini zugeschriebene „Duett für zwei Katzen“. Dass der Text aus nur einem Wort besteht, spielte da keine Rolle, denn den beiden aus Südkorea stammenden Sängerinnen gelang es auch dank der entsprechenden Mimik und der dramatischen Begleitung von Younggeun Yoon (ebenfalls aus Südkorea) am Klavier vortrefflich, den Konzertbesuchern vorzugaukeln, Zeuge eines bedeutenden Dialogs zu sein. Wie wichtig die Mimik und Gestik für das emotionale Verständnis von Musik sein kann, hatten die beiden Sängerinnen und ihre Kollegen, der niederländische Bariton Ralph Jaarsma und der rumänische Tenor Alexandru Popescu, bereits im ersten Teil des Konzerts mit Stücken aus der Welt der großen Oper gezeigt, denn Arien, Duette und Terzette sangen sie im italienischen Original. So konnten sich auch all diejenigen, die in der Welt der Oper weniger bewandert sind, in die Gefühlswelt der Handelnden einfühlen. Voller Spannung hingen da die Augen der Zuhörer an den Lippen von Ralph Jaarsma, als dieser „Il balen del suo sorriso“ aus Verdis „Il Trovatore“ präsentierte. Ganz leise mitgesummt wurde anfangs auch bei einem Duett von Seungmin Baek und Alexandru Popescu aus Puccinis „Tosca“ und dem Duett und Terzett aus Donizettis „L’elisir d’amore“, gesungen von Neungmi Lee, Alexandru Popescu und Ralph Jaarsma. Die schönen Stimmen begeisterten die Zuhörer ebenso wie deren Wandlungsfähigkeit und Stimmgewalt. Gerade diese allerdings war es, die für so manche Zuhörer das Hörvergnügen schmälerte: Die Stimmen, die sonst große Konzertsäle mit ihren Schwingungen füllen, erschienen ihnen in dem doch viel kleineren Saal im GDA-Wohnstift zu laut. Was vielleicht auch daran lag, dass der erste Teil des Konzerts am Sonntag doch eher mit schwerer Kost aufwartete. Der zweite Teil, nach einer kurzen Pause, war nicht weniger stimmgewaltig, die überwiegend heiteren und kürzeren Stücke aus der deutschsprachigen Welt der Operette entsprachen aber eher der Erwartung der Besucher. Weniger gefordert waren die Sänger auch dabei nicht, denn sie hatten eine Auswahl von ganz unterschiedlichen Kompositionen zusammengestellt. Da konnte das Publikum mit Neungmi Lee träumen von Paul Linckes „Schlössern, die im Monde liegen“ und mit Seungmin Baek von Léhars „Liebe, du Himmel auf Erden“. Es konnte fasziniert Ralph Jaarsma lauschen, der wunderschön Léhars Version von „Sah ein Knab ein Röslein steh’n“ interpretierte, konnte sich von ihm mit einem Stück von Lara nach „Granada“, entführen lassen und mit Alexandru Popescu und „Funiculí, Funiculá“ nach Italien, wo Denza das Lied 1880 für die Eröffnung der Seilbahn auf den Vesuv komponiert hatte. Duette rundeten das lebhafte Bild ab und gegen Ende ein Solo des Pianisten Younggeun Yoon, der die Sänger sehr einfühlsam und zurückhaltend begleitete. Dass dieser ausgezeichnete Begleiter auch ein hervorragender Solist ist, zeigte er mit Chopins „Grande valse brillante, op. 18“, der mit seinem hohen Tempo und seinen wechselnden Stilisierungen des Walzers zwischen rauschhaftem Tanz und selbstvergessenem Dahinschweben höchste Anforderungen an den Pianisten stellt. Am Ende des Konzerts waren die Neustadter Besucher restlos begeistert, für die Künstler gab es donnernden Beifall und Bravorufe, die Zuschauer durften sich über eine Zugabe freuen.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x