Neustadt Die Freude zu leben, die Freude zu lieben
Neustadt. Das Wort „Fleadh“ ist Gälisch und heißt auf Deutsch Festival. Und es war wahrlich ein Fest, das die Gäste am Samstag im vollbesetzten Wirtshaus Konfetti zum Saisonauftakt beim Neustadter Kulturverein Wespennest mit der gleichnamigen Irish-Folk-Band um den Iren Saoirse Mhór boten. Die kleine Bühne reichte kaum aus für die sechs Mannen, deren Musik sich niemand entziehen konnte, alle wippten, klatschten, schnippten ob der einladenden Reels, Marches, Shantys und Jigs.
Auch wenn die Deutschen bei „Fleadh“ in der Überzahl sind, es war typisch irische Musik, die an diesem Abend zu hören war, schnörkellos, wobei neben neu arrangierten Traditionals, auch Eigenkompositionen aus der Feder von Saoirse Mhór auf dem Programm standen. Balladenartig wurde da erzählt von ertrunkenen Fischern, von Ehedramen, der aktuellen Wirtschaftskrise in Irland, von arbeitslosen Vätern und hungernden Kindern – den Menschen ins Herz geschaut eben. Knallharte Realitäten stehen neben romantischen Stücken. Die erzählende Tradition des irischen Liedguts bewahrend werden aktuelle Themen nicht außer acht gelassen. Die Anfänge von „Fleadh“, die vor zehn Jahren schon einmal im „Konfetti“ auftraten, reichen zurück ins Jahr 1999, allerdings ist das einzige Bandmitglied aus dieser Zeit der aus Haßloch stammende Uilleann-Pipes-Spieler Frank Weber. Neben dem „irischen Dudelsack“, der mit dem Arm gespielt wird, schlägt er die Bodhrán (Rahmentrommel) und bläst die Low Whistle (Flöte). Selten hat man einen so unaufdringlichen Dudelsack gehört, einen, der die anderen Instrumente kommen lässt und sie miteinander verbindet. Und dabei ist es gar nicht leicht, die irische Sackpfeife zu erlernen, er habe 21 Jahre gebraucht, bis er es konnte, erzählt Frank Weber schmunzelnd. Seit vielen Jahren mit dabei sind an Mandoline und Banjo Frank Dürschner und Tommy Gorny an der Gitarre. Der Fiddler Marcus Eichenlaub brachte frischen Wind in die Truppe. Der Bassist Karl Schramm sorgt für ein solides Sound-Fundament, wohingegen Geige und Flöten im Wettstreit liegen, wer die schnellste ist. Den „waschechten Iren“ Saoirse Mhór fand man – ganz unspektakulär – über ein Zeitungsinserat. Er lebt im Odenwald. Seinen blitzenden Augen und dem warmen Timbre seiner Stimme, die ohne Umwege Emotionen freisetzt, kann sich niemand entziehen. Übrigens kann man ihn auch als Straßenmusiker und bei Straßenkunstfestivals antreffen. Singen tun sie alle, „You never know the way life goes“, der Refrain aus „Eastbound Train“, drückt es aus, dieses Lebensgefühl: irischer Whisky und Guinness, die Freude an der Musik und die Freude zu leben und zu lieben. Da ist aber auch Respekt, Respekt vor der traditionellen irischen Musik, auch wenn Stile und Rhythmen neu kombiniert werden. Wahrscheinlich wäre es auch langweilig, wenn sie fehlen würden, die komplexen detailreichen Arrangements und der pulsierende Rhythmus. So nimmt „Fleadh“ den Zuhörer mit auf eine imaginäre Reise auf die „Grüne Insel“, hinauf aufs „Castle Kelly“, hinauf auf den „Hill of Plenty“, das ist authentisch, das ist faszinierend. Und wer es nicht geschafft hat zum Konzert, dem sei der Kauf einer CD empfohlen, derer es mittlerweile drei gibt. Die jüngste heißt „The Cleggan Bay Disaster“ und wurde als bestes Folk-Rock- und Traditional-Worldmusic-Album mit dem Deutschen Rock- und Pop-Preis ausgezeichnet. Es lohnt sich!