Neustadt Der Wald, das Feuer und die falsche Kunigunde …

«NEUSTADT». Noch bis zum 14. Oktober läuft die aktuelle Ausstellung „175 Jahre Pfälzerwald – 60 Jahre Naturpark“ im Neustadter Stadtmuseum in der Villa Böhm. Um diesen Themenschwerpunkt rankt sich im Herbst-Winter-Programm eine Reihe weiterer Angebote: eine Waldwanderung, eine Exkursion sowie ein Vortrag. Einen Kontrast setzt unter anderem der Neustadter Künstler Gerhard Hofmann, der eines der bekanntesten Bilder des Museums als Fälschung entlarven will.

Erfreut über die große Resonanz auf die Wald-Ausstellung, die auch viele Menschen anspreche, die zuvor noch nie im Museum waren, zeigt sich Museumsleiterin Birgit Noack. Die Bedeutung des 60 Jahre bestehenden Naturparks Pfälzerwald würdigt auch Revierförster Jens Bramenkamp am morgigen Dienstag. Bei einer Rundwanderung durch den Neustadter Stadtwald berichtet er zudem, wie die Funktionen Naturschutz, Erholung und Waldnutzung in die Arbeit des Försters integriert werden (Treffpunkt: 14 Uhr am Waldparkplatz an der Kaltenbrunner Hütte). Ein Waldvortrag besonderer Art folgt am 12. September, 18 Uhr, unter dem Motto „Der Pfälzerwald in alten Namen und Karten“. Klaus Hünerfauth erinnert daran, dass der Begriff „Pfälzerwald“ 1843 als rein „waldbauliche“ Bezeichnung von bayerischen Forstbeamten „künstlich“ eingeführt wurde. Denn zuvor gaben die Pfälzer dem großen Waldgebirge nördlich der Vogesen ganz andere Namen, die heute zum Teil „ausgestorben“ sind. Ihre Entstehung und Bedeutung erklärt der Referent anhand alter Karten, unter ihnen eine des Freiburger Kartographen Martin Waldseemüller aus dem Jahr 1513. Nach diesem Ausflug in die Geschichte leitet Hünerfauth am 14. September auch ganz konkret eine Exkursion in den Wald, die zu den Relikten früherer Waldnutzungen im Kaltenbrunner- und Finstertal führt (Treffpunkt: 17 Uhr, Parkplatz Kaltenbrunner Hütte). Nachdem das Thema Wald intensiv abgearbeitet wurde, erwartet die Besucher der Villa Böhm am 16. November, 18 Uhr, eine besondere Überraschung. In seinem Vortrag stellt der bekannte Neustadter Radierer Gerhard Hofmann mit Bezug auf das Bildnis der Kunigunde Kirchner im Stadtmuseum die provokante Frage: „Die falsche Kunigunde?“ Nach intensiven Recherchen zur Geschichte und den Darstellungen der legendären Retterin der Stadt Neustadt im Pfälzischen Erbfolgekrieg bezweifelt er, ob es sich bei diesem Ölgemälde, das 1950 aus dem Besitz des Historischen Museums der Pfalz in Speyer nach Neustadt gelangte, tatsächlich um das Porträt der Kunigunde handelt. Museumsleiterin Noack sieht in der These „spannenden Diskussionsstoff“. Egal wie der Befund letztlich ausfalle: „Das Bild bleibt in der Ausstellung.“ Der Förderverein Museum, der im Juli mit dem Kulturpreis der Stadt ausgezeichnet wurde (wir berichteten), bietet bei den Mittwochstreffs zwei Vorträge und einen literarisch-musikalischen Adventsnachmittag. Das Thema, „Feuer in der Erdgeschichte – Die Vergangenheit als Schlüssel für die Zukunft?“ rückt Dieter Uhl am 10. Oktober in den Fokus. Der „Feuerforscher“, Professor für prähistorische Klima- und Umweltforschung an der Universität Tübingen und Wissenschaftler am Frankfurter Senckenberg-Museum, bietet Einblicke, wie das Studium fossil überlieferter Vegetationsbrände zum Verständnis künftiger Entwicklungen beitragen kann. In seinen Forschungsarbeiten rekonstruierte der in Neustadt lebende Wissenschaftler aus Holzkohlefunden im Gestein die Pflanzenumwelt der Vergangenheit und versucht, Bezüge zu aktuellen Feuerkatastrophen herzustellen. „Faszination Iran“ - unter diesem Motto vermitteln Anni und Walter Motsch am 7. November Reiseeindrücke in Bildern von einem Land, über das in den letzten Jahren viel Widersprüchliches berichtet wurde. Das Ehepaar lernte den Iran als ein Land von hoher Kultur kennen, in dem kontaktfreudige und weltoffene Menschen leben und in dem noch „orientalischer Zauber“ spürbar sei. Der letzte Mittwochstreff des Jahres ist am 5. Dezember zum einen ein literarisch-musikalischer Adventsnachmittag, zum anderen eine Hommage an die Mundartdichterin Hilde Fuchs, die am 9. November einen runden Geburtstag feiert. Ihre Lesung von Gedichten und Prosa umrahmt Gaby Kiessling auf der Zither. Noch Fragen? Alle Veranstaltungen sind eintrittsfrei. Die Mittwochstreffs beginnen um 16 Uhr im Neorokokosalon der Villa Böhm. Anmeldungen unter 06321/84007 oder helga.willer@t-online.de.

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