Neustadt Der Treff der alten Kämpen

Zwei Stunden sind fast schon verquasselt, da legt Hans-Günter Neues Nebenmann Ulf Quaisser eine Hand auf die rechte Schulter, schaut zu Demir Hotic und sagt: „Du, Demir, jetzt müssen wir aber schon noch mal kurz über den Waldhof reden, bevor der Verein hier völlig untergeht ...“ Schallendes Gelächter. Quaisser ist der einzige Waldhöfer weit und breit, wie Neues und Hotic hat Norbert Buschlinger für den 1. FC Kaiserslautern, den Mannheimer Erzrivalen, gespielt, und dann sitzt am Tisch ja noch Wolfgang Trapp, einst Eintracht Frankfurt, Kickers Offenbach, Darmstadt 98. Erbarme, ein Hesse – zu spät. Man kennt sich, mag sich. Es blüht der Flachs, wie das eben so ist, wenn alte Fußball-Kämpen sich austauschen. Fast ist’s wie bei einem Familientreffen. Glücklicherweise kommt keiner auf die Idee, dass früher alles besser war. Um früher geht’s auch nicht: Es geht vor allem um die Weltmeisterschaft und den FCK. Und da wird Hans-Günter Neues für einen Augenblick ernst. „Sein“ Verein gefällt ihm nicht in diesen Tagen. „Nichts gegen Stefan“, sagt Neues mit Blick auf Vorstandschef Kuntz, „aber er hat einfach zu viele Fehler gemacht. Der Kopf muss sich ab und an auch hinterfragen lassen. Stefan hat drei, vier Jahre gute Arbeit gemacht. Aber mir scheint, er ist an einem Punkt angelangt, an dem er nicht mehr weiterkommt.“ Auch das Saisonziel, Platz fünf bis acht in Liga zwei, mag Neues nicht nachvollziehen. Wolfgang Trapp – Obacht, der Hesse – sagt: „Damit können sich alle Beteiligten leicht aus der Verantwortung ziehen.“ In den Reihen der deutschen Nationalelf hat das bei der WM in Brasilien keiner getan. Es herrscht ein breiter Konsens in der Runde: Der Titel ist logisch und verdient. Vor allem der Teamgeist erhält viel Lob. „Auf den Punkt haben alle zusammengehalten“, sagt Hotic. Trapp ergänzt: „Du hast nie ein negatives Wort gehört, auch von denen nicht, die die ganze Zeit draußen saßen. Davon können auch unsere Amateurtruppen etwas lernen.“ Die Sonne knallt ordentlich vom Himmel. Trapp wird’s langsam zu heiß. Er sucht sich ein schattigeres Plätzchen. Zwischen Hotic und Neues, weg von Thomas Leimert, dem RHEINPFALZ-Mitarbeiter und Gesprächsmoderator. Natürlich hat das nichts damit zu tun (nie und nimmer nicht), dass unmittelbar davor die Schiedsrichter und deren Assistenten Thema waren und Leimert – einst selbst Pfeifenmann – sofort intervenierte, wenn er die Referees zu hart angegangen glaubte; alles mit einem Augenzwinkern natürlich. Ulf Quaisser unterstützt „Friedensrichter“ Hotic („Also ich wollte kein Linienrichter sein“): „Als Schiri kannst du nur der Depp sein.“ Alle finden, die Unparteiischen gehörten mehr unterstützt. Entscheidungshilfe bei der Frage: Tor oder nicht? Freistoßspray? Immer gerne. Einvernehmen auch sonst. Messi als bester Spieler der WM? Mitnichten. Systemdebatte? Überbewertet. Die deutschen Typen? Schweinsteiger, Klose, Müller, Neuer, Khedira. Brasilien, dieses 1:7 gegen Jogis Jungs? „Grausam und traurig“, sagt Hotic. Deutschland durchschritt ebenfalls Täler, nahm jedoch keinen Schaden. Norbert Buschlinger freut sich für den Bundestrainer: „Joachim Löw hat aus seinen Fehlern gelernt, die Ruhe bewahrt. Er hatte das einfach verdient.“ War noch etwas? Ach ja: Sportkamerad Neues wollte über den SV Waldhof Mannheim sprechen. Vielleicht aber auch nicht ... (aboe)

x