Neustadt Der Tod spricht Schwäbisch

Hassloch. Mit „Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben“ von Kurt Wilhelm hat sich das Haßlocher „Theater im Hof“ in diesem Sommer für ein volkstümliches Stück aus Bayern entschieden. Unter der Regie von Armin Jung gehen die Proben für die Freiluftaufführung gerade in die Endphase. Am kommenden Freitag ist Premiere.

Der Brandner Kaspar (Tommy Schmidt) ist der einzige, der das Totenglöckchen bimmeln hört. Schließlich hätte er schon längst tot sein sollen. Aber der Schlosser, Büchsenmacher und Jagdgehilfe hat sich vom Tod ein paar zusätzliche Lebensjahre ergaunert. Inzwischen kennen er und der Boanlkramer („Knochenhändler“), wie der Tod auf bayrisch genannt wird, sich schon ziemlich gut. Das ist auch für den Tod etwas Besonderes, denn üblicherweise trifft er seine Opfer ja nur einmal. Überraschend an der Haßlocher Inszenierung ist, dass „der Boanl“ stark schwäbelt. Christopher Schulz, als Boanlkramer erstmals in einer tragenden Rolle zu sehen, könne in seinem gewohnten Dialekt einfach viel natürlicher agieren, erklärt Armin Jung diese unorthodoxe Regieentscheidung. Der Boanlkramer spricht also Schwäbisch und ist, wie es sich für einen ordentlichen Sensenmann gehört, ganz in Schwarz gewandet. „Ich bin gesandt vom Höchschde, und du glaubscht mer ned“, sagt er gerade zum Brandner Kasper. Und wie diese Szene, in der sich Schmidt und Schulz an einem Tisch im Dialog gegenüber sitzen, ist das ganze Stück zwischen zwei Polen angesiedelt, pendelt zwischen komödiantischen und wirklich todernsten Szenen. „Das ist sehr deutsch“, findet der Regisseur. Der Brandner Kaspar ist eine literarische Figur aus einer 1871 veröffentlichten Erzählung von Franz von Kobell, die 1934 erstmals für das Theater adaptiert wurde. Die in Haßloch gezeigte Bearbeitung von Kurt Wilhelm wurde 1975 in München uraufgeführt und um einige komödiantische Szenen erweitert, die im Himmel spielen. Das Stück, das in der Zeit um 1850 angesiedelt ist, wird laut Jung in Haßloch mit reduziertem Bühnenbild und in bayerischer Kostümierung gezeigt. Während die irdischen Szenen optisch „ganz traditionell“ seien, sei er bei den himmlischen in die Vollen gegangen, so Jung. „Das wird ein Oktoberfest in Kitsch“, kündigt er an und erzählt nebenbei, dass er derzeit noch auf der Suche nach Lebkuchenherzen für die Dekoration sei. „Ich wollte den Brandner Kasper schon sehr lange mal auf die Bühne bringen“, berichtet er. In allen guten Texten gehe es um die Auseinandersetzung mit den Sinnfragen rund um Leben und Tod, meint Jung, im Hauptberuf Pfarrer und Dekan im Protestantischen Dekanat Neustadt. Die beiden Haßlocher Vorgängerinszenierungen – Goethes „Faust“ im Jahr 2012 und „Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats, dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade“ von Peter Weiss im Jahr 2013 – hätten dem Publikum „einiges abverlangt“, räumt Jung ein. Dieses Jahr zeige das „Theater im Hof“ mit dem „Brandner Kaspar“ „etwas, was Gehalt hat, aber eingängig ist“, so seine Einschätzung. In seiner Inszenierung werde am Ende aber natürlich nicht nur schwäbische, sondern auch bayerische Mundart zu hören sein, so Jung: Mit Max Oliv werde sogar ein waschechter Bayer auf der Bühne stehen. Und auch der typisch bayerische Gstanzlgesang aus der Vorlage werde bei den acht Aufführungen im Hof des Ältesten Hauses zu hören sein. Dass es einiges zu lachen geben wird, zeigt das Ensemble gerade bei der Probe des ersten Bildes, in dem sich der schlitzohrige Brandner Kaspar, von einem Streifschuss getroffen, mit einem gespielten Schwächeanfall nicht nur ordentlich Kirschwasser ergaunert, sondern sich auch noch huckepack den Berg hinuntertragen lässt.

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