Neustadt Der Herr der Bäume

Rudolf Knoll bei der Kontrolle eines Baumes.
Rudolf Knoll bei der Kontrolle eines Baumes.

Rund 1350 Hektar umfasst der Arbeitsplatz von Rudolf Knoll: Der 61-Jährige arbeitet als Forstwirt im Neustadter Revier Hohe Loog – und das seit 47 Jahren. Er kennt das Gebiet wie kein anderer und sorgt dafür, dass Wanderer ungefährdet durch den Wald gehen können.

„Verkehrssicherung“ heißt das sperrige Wort für die Aufgabe von Rudolf Knoll. Überall wo sich Menschen im Wald aufhalten, also an Sitzplätzen, Schutzhütten oder Angelteichen, müssen die Bäume in der direkten Umgebung auf Stabilität und eventuell herabfallende tote Äste hin geprüft werden. Aber auch die Schutzhütten samt Bänken und Tischen gehören zu seinem Hoheitsbereich. Gerade hat er mit seinem Kollegen das Dach der Jakobushütte erneuert, als nächstes sind die Schutzhütte im Finstertal und die Sommerberghütte dran. Bis Knoll alle neuralgischen Punkte im Revier vom Heidenbrunnertal bis zum Klausental und von der Hellerhütte bis zum Hambacher Schloss geprüft hat, hat er einige lange Wanderungen zurückgelegt. „Ich bin mit der Natur groß geworden“, erzählt der Lindenberger. „Ich arbeite gerne draußen.“ Gemeinsam mit Revierförster Jens Bramenkamp wählt Knoll außerdem die sogenannten Zukunftsbäume aus, also die Bäume, denen man Platz und Licht schaffen will, damit sie optimal wachsen können. „Man muss mit offenen Augen durch den Wald gehen. Bei den Zukunftsbäumen muss ich die Krone begutachten und entscheiden, ob sie sich gut entfalten und genügend Sauerstoff produzieren können. Das geht im Winter in der blattlosen Zeit am besten.“ Natürlich bekommt Knoll während seiner beruflichen Streifzüge durch den Wald auch einiges zu sehen, was dem Wochenendwanderer verborgen bleibt. „Im Hirschtal habe ich mal eine Abwurfstange gefunden, und hier im Kaltenbrunnertal sonnen sich immer die Ringelnattern. Ab und zu sehe ich Wildkatzen, und zwei Mal habe ich sogar eine Gams entdeckt.“ Trotz der schönen Erlebnisse als Forstwirt verhehlt Knoll nicht, dass sein Beruf auch körperlich anstrengend und gefährlich ist. „Früher haben wir im Akkord gearbeitet. Und wenn wir das Seil für die Holzernte 70 Meter den Berg raufziehen mussten, dann waren wir abends einfach nur kaputt“, erinnert sich der drahtige Mann. Aufgrund der starken Vibration der Motorsägen, der er jahrelang ausgesetzt war, leidet Knoll heute unter der Weißfingerkrankheit, einer Gefäßerkrankung der Finger. Durch die Holzvollernter sei die Arbeit um einiges sicherer geworden, aber gefährliche Situationen hat auch Knoll erlebt: „Einmal ist der Sturm so unvermittelt über uns hereingebrochen, dass ich mit dem Auto nicht mehr wegkam. Da bin ich gerannt, immer mit dem Blick nach oben.“ Auch sein Auto ist mal Opfer eines umstürzenden Baumes geworden. Vier angehende Forstwirte hat Knoll während seiner Laufbahn ausgebildet, aber das ist einige Jahre her. „In der letzten Zeit kamen immer Mal wieder Praktikanten. Aber wenn sie merken, dass der Job anstrengend ist, bleiben sie oft weg“, hat der Waldveteran beobachtet. Er denkt gerne an die Zeit zurück, in der er mit mehreren Kollegen gemeinsam gearbeitet hat – heute ist er meistens alleine unterwegs. 2019 kann Knoll in Rente gehen, „aber vielleicht mache ich die 50 auch noch voll“, sagt er verschmitzt. Denn die Arbeit im Wald hat ihm auch immer wieder Auftrieb gegeben, zuletzt nach einer schweren Erkrankung mit zwölf Wochen Klinikaufenthalt. Hat der Baumexperte auch einen Lieblingsbaum im Pfälzerwald? „Ich mag die Wildkirsche am liebsten“, erklärt Knoll. „Die blüht wunderschön und hat tolles Holz.“ In Richtung Totenkopfhütte stehe übrigens ein besonders prächtiges Exemplar.

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