Neustadt Den Taschendieben auf der Spur
Wenn es passiert ist, wenn man Opfer eines Taschendiebstahl geworden ist, heißt es, schnell zu handeln. Die Polizei muss rasch informiert werden, und die Bankkarten sollten umgehend gesperrt werden. Denn die Täter versuchten innerhalb kurzer Zeit, noch mehr aus ihrer Beute rauszuholen, berichtet Kriminalhauptkommissar Denis Winter. Dazu suchten sie etwa Bankautomaten in der näheren Umgebung auf, um Bares abzuheben, oder leerten einen Zigarettenautomaten. Denn viele Leute trügen trotz entsprechender Warnungen einen Zettel mit ihrer Pin im Geldbeutel mit sich herum.
Winter ist bei der Kriminalpolizei in Neustadt im Dezernat Vermögen und Eigentum tätig und damit auch für Taschendiebstähle zuständig. Der Kriminalhauptkommissar berichtet, er habe sich die Diebstähle vom vergangenen Jahr in Neustadt genauer angesehen und speziell für die Fußgängerzone ein Konzept entwickelt, um gegenzusteuern.
Die Taschendiebstähle sind nach Polizeiangaben zuletzt angestiegen, wobei sich als ein Schwerpunkt die Hauptstraße herauskristallisiert hat, und dabei insbesondere ein Bekleidungsgeschäft. Seit dem 1. Januar 2023 hat die Kriminalpolizei Neustadt rund 100 Fälle von Taschendiebstahl und Diebstahl von EC-Karten und Ähnlichem verzeichnet.
Taschendiebstähle zumeist in Geschäften
Als Teil von Winters Konzept waren am Dienstag Polizisten in der Innenstadt unterwegs und verteilten Flyer an Passanten. Darin gibt es Tipps zum Schutz, und es wird über die Maschen der Täter aufgeklärt. Gleichzeitig laufen verdeckte Maßnahmen zur Ergreifung möglicher Taschendiebe. Wie diese aussehen, will Winter natürlich nicht sagen, um die Kriminellen nicht vorzuwarnen. Die Neustadter Polizei hat allein in diesem Monat mehrere dieser Aktionstage geplant. Auch Streifen von uniformierten Beamten gehören dazu, denn deren Präsenz solle mögliche Täter abschrecken.
Zu den Taschendiebstählen kommt es indes zumeist in Geschäften. „Dass man auf offener Straße bestohlen wird, kommt auch vor, ist aber eher selten“, berichtet Winter. Dabei gebe es zwei häufige Methoden. Einzeltäter beobachten das Opfer und folgen ihm, um eine günstige Gelegenheit für den Diebstahl abzuwarten – etwa wenn das Opfer seine Tasche kurz beiseite stellt. Dann wird blitzschnell zugeschlagen.
Überwiegend Frauen als Täter
In zweiten Fall sind die Täter zu zweit: Einer rempelt oder spricht das Opfer an, der andere nutzt die Ablenkung, um in die Tasche zu greifen. Wobei man eigentlich von Täterinnen sprechen muss. Denn Frauen sind bei dieser Deliktart Winter zufolge ganz klar in der Überzahl. Auch die Opfer sind mehrheitlich weiblich. Winter erklärt sich das so, dass Frauen weniger alarmiert seien, wenn sie von anderen Frauen angerempelt oder angeredet würden als wenn dies von Männer ausgehe.
Bei den Täterinnen und Tätern gibt es im Wesentlichen zwei Gruppen: Einerseits sind da die Einzeltäter aus der Region, die man als Ermittler mit der Zeit kenne. Da seien zuletzt einige Ermittlungserfolge gelungen, sagt Winter, fast alle diese Straftäter aus der Region säßen in der Justizvollzugsanstalt – „und das auch noch für länger“.
Gute Kamerabilder wichtig
Schwieriger zu fassen seien indes die reisenden Straftäter, die gut organisiert und bundesweit aktiv seien. „Die werden morgens mit dem Bus abgesetzt und abends wieder eingesammelt“, sagt der Kripo-Beamte. Die würden sich auch immer wieder ins Ausland absetzen. Denn die Banden, „die wir derzeit auf der Agenda haben, sind zum großen Teil aus dem Ausland“, ergänzt Winter.
Die Aufklärungsquote sei hier gering, umso wichtiger sei es auch hier, dass Taschendiebstähle schnell gemeldet würden, sagt Winter. Denn dann kämen die Beamten schnell an gutes Material von Überwachungskameras, und ein Ermittlungserfolg sei wahrscheinlicher.