Neustadt David Bowie wäre stolz gewesen

Die beiden Garanten des Erfolgs: Gitarrist Jakob Hansonis und Sänger Piet Hupperten, bekannt als Frontmann der Kölner Band „Bläc
Die beiden Garanten des Erfolgs: Gitarrist Jakob Hansonis und Sänger Piet Hupperten, bekannt als Frontmann der Kölner Band »Bläck Föös«.

«Neustadt-Gimmeldingen.» In der Gimmeldinger TV-Turnhalle fiel am Samstag der letzte Vorhang im Veranstaltungsprogramm des Kulturvereins Wespennest für 2018, und der Auftritt der „Jakob Hansonis Band“ wurde passenderweise zu einem echten Highlight. Inhaltlich ging es um die Musik von David Bowie, weshalb das Konzert auch unter dem Motto „Space Oddity“ stand, dem Titel des ersten großen Single-Erfolgs des vor fast drei Jahren verstorbenen britischen Künstlers.

Was braucht es, um ein gutes Bowie-Tributekonzert auf die Beine zu stellen? Natürlich einen Sänger, der es schafft, an die äußerst vielfältige Stimme des Originals heranzukommen. Die „Jakob Hansonis Band“ verfügt über so einen, allerdings ist das nicht, wie der Laie vermuten könnte, der Namensgeber des Quintetts. Der ist nämlich Gitarrist und spielt, wenn er nicht gerade mit seinem eigenen Unternehmen auf Tour ist, in einer „kleinen Nachwuchskapelle aus Bochum“, wie er selber scherzend sagt. Tatsächlich ist der 60-Jährige hauptamtlich Gitarrist in der Band von Herbert Grönemeyer, und das schon seit fast vier Jahrzehnten. Sein Gitarrenspiel verziert Hits wie „Männer“, „Flugzeuge im Bauch“, „Mensch“ oder „Vollmond“. Außerdem gilt er als äußerst erfolgreicher Filmkomponist. Hansonis ist also ein sehr vielseitiger Künstler, der auch gerne mal Ausflüge in den Bigband-Bereich unternimmt. Nur auf eines hat er bisher immer verzichtet: auf das Singen. Für seine eigene Band, mit der er normalerweise Songs von Johnny Cash bis „Pink Floyd“ covert, hat er darum den aus Köln stammenden Vokalisten Piet Hupperten gewinnen können. Zur Gruppe gehören außerdem Keyboarder Andreas Recktenwald (Sasha, Peter Schilling, Maite Kelly und so weiter), Schlagzeuger Benno Müller vom Hofe (Sarah Connor, Stefan Raab ) und – in Gimmeldingen als Ersatz für Helmuth Fass dabei – Bassist Theofilos Fotiadis (Henrik Freischlader). Als David Bowie am 10. Januar 2016 starb, stellten Hansonis und seine Musiker, die schon immer viele von dessen Songs im Repertoire hatten, spontan eine Show zusammen, die sich nur aus Bowie-Stücken zusammensetzte, und führten sie in einem kleinen Kölner Club auf. Der Erfolg war umwerfend, und aus der Einmal-Sache entwickelte sich schnell eine Tour, die inzwischen rund 80 Gigs umfasst und deren Ende nicht abzusehen ist. Den größten Anteil an diesem so nicht zu erwartenden Erfolg trägt, wie auch jetzt wieder in Gimmeldingen, Huppertens Fähigkeit bei, Bowies Gesang nicht zu imitieren (auch wenn er beinahe eins zu eins aus den Lautsprechern kommt), sondern zu interpretieren. Der Frontmann der „Hansonis Band“ ist einfach ein Phänomen, nicht nur ein begnadeter Stimmakrobat, der scheinbar in allen Tonlagen sattelfest ist, sondern auch einer, der es versteht, Texte mit Mimik und Gestik zu unterstreichen und schnell den Funken zum Publikum überspringen zu lassen. Nie zuvor wurde in der Turnhalle so viel getanzt wie hier. Selbst in der letzten Zuschauerreihe herrschte noch Bewegung, wenn Hupperten Lieder wie „Heroes“, „Fashion“ oder „Changes“ anstimmte. Fragen wie „Wer ist das?“ oder „Kennt den jemand?“ waren in den Zuschauerreihen zu hören, denn selbst wer sich vorher von dem Konzert viel versprochen hatte, sah seine Erwartungen jetzt noch übertroffen. So richtig einzuordnen, wusste ihn allerdings niemand, denn er selbst gab über seine sonstigen Aktivitäten nichts preis, und sein Chef Jakob Hansonis stellte ihn nur namentlich vor. Und doch kannte sicher jede/r im Saal das Ausnahmetalent, wenn vielleicht auch nur unbewusst. Piet Hupperten ist nämlich kein Geringerer als der Sänger der Kölner Kultband „Bläck Föös“, mit der er sonst „kölsche Lieder“ aus allen Stilarten des Pop, Rock und Folk spielt. Zum Opener „Starman“ griff er deshalb höchstpersönlich zur Akustikgitarre, bei „Never Let Me Down“ kramte er die Harp heraus, die Ballade „The Loneliest Guy“ trug er nur zu Klavier- und Gitarrenbegleitung vor, und mit „Suffragette City“ brachte er im Einklang mit Hansonis’ rockigen Gitarrenriffs die altehrwürdige TV-Halle zum Beben. Die außergewöhnliche Darbietung dieses Mannes ist wirklich kaum in treffende Worte zu fassen, auch wenn einige ewig Unzufriedene ein Haar in der Suppe zu finden glaubten, als sie feststellten, dass Huppertsen beinahe mehr Effektgeräte vor sich stehen hatte als ein Heavy-Metal-Gitarrist. Aber ob technisch unterstützt oder nicht, gut gesungen werden muss trotzdem. Was Hansonis, Hupperten und ihre drei Mitstreiter boten, war jedenfalls aller Ehren wert und dermaßen mitreißend, dass selbst der sonst eher zurückhaltende Rolf Raule, der beim Kulturverein „Wespennest“ für die Buchungen zuständig ist, nicht erst wartete, bis die Band zum Tanzen aufforderte. Von „Life On Mars“ über das „China Girl“ bis hin zu „The Jean Genie“ und natürlich „Space Oddity“ spielte die „Hansonis Band“ alle großen Hits von Bowie, streute aber auch ein paar weniger oft gespielte Nummern wie „TVC 15“ oder „Andy Warhol“ ein und beendete ihre Vorstellung schließlich mit der letzten, von David Bowie noch zu Lebzeiten veröffentlichten Single, „Lazarus“.

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