Neustadt Das Programm der nächsten Abo-Spielzeit im Saalbau bringt einige Veränderungen – eine davon hat mit viel Geld aus Berlin zu tun

Das Mozart-Stück „Amadeus“ hätte schon im Februar diesen Jahres im Saalbau zu erleben sein sollen. Jetzt wird es mit leichter Ve
Das Mozart-Stück »Amadeus« hätte schon im Februar diesen Jahres im Saalbau zu erleben sein sollen. Jetzt wird es mit leichter Verspätung im Mai 2024 nachgeholt.

Die noch sehr ferne städtische Abo-Saison 2023/24 war das beherrschende Thema bei der jüngsten Kulturausschusssitzung am Dienstag in der Aula der Berufsbildenden Schule in Neustadt. Rainer Nosbüsch und Fritz Burkhardt, die ehrenamtlichen Berater der Stadt in Sachen Theater und Konzerte, stellten das Programm vor, das die Kulturfreunde von September 2023 an im Saalbau erwartet.

In der Schauspielreihe ergibt sich dabei eine interessante Neuerung, die direkt mit dem auf vier Jahre angelegten Förderprogramm „Tanzland“ der Kulturstiftung des Bundes zusammenhängt, bei dem sich die Neustadter Kulturabteilung um eine Fördersumme in Höhe von 117.000 Euro beworben hat. Wie Oberbürgermeister und Kulturdezernent Marc Weigel am Dienstag noch nicht offiziell bestätigen durfte, aber vielsagend durchblicken ließ, ist der Neustadter Antrag für dieses Projekt, bei dem von 2023 bis 2026 Tanzauftritte mit drei renommierten Partnern – dem „La Trottier Dance Collective“ aus Mannheim, dem „Bayerischen Junior Ballett“ (ehemals Bayerisches Staatsballett II) aus München und dem Ballettensemble des Pfalztheaters aus Kaiserslautern – im Saalbau und im Herrenhof geplant sind, dieser Tage bewilligt worden. Daher beginnt die Schauspielreihe im November 2023 nun erstmals mit einem Ballettgastspiel aus der Westpfalz, über das man inhaltlich momentan noch nicht allzu viel sagen kann. Das Pfalztheater kommt dann im April 2024 nochmals mit einer Inszenierung von Shakespeares „Sommernachtstraum“.

Von „Felix Krull“ bis „Achtsam morden“

Ansonsten stehen zwei Roman-Adaptionen eines literarischen Vater-Sohn-Gespanns an: „Mephisto“, die der Biografie von Gustaf Gründgens nachempfundene Geschichte eines Karrieristen im Dritten Reich, nach Klaus Mann, und die Hochstapler-Story „Felix Krull“ von Vater Thomas in der Bühnenfassung von John von Düffel. Den Abschluss macht das von Miloš Forman kongenial verfilmte Mozart-Stück „Amadeus“ von Peter Shaffer, das bereits im Februar im Saalbau gezeigt werden sollte, aber wegen der damaligen Corona-Lage flach fiel.

Die Reihe Komödie beginnt ebenfalls im November 2023 mit „Komplexe Väter“, einer klassischen Boulevardkomödie, die mit Hugo Egon Balder und Jochen Busse auch zwei fernsehbekannte Stars aufbietet. Im neuen Jahr folgen dann noch „Achtsam morden“, die Bühnenversion des gleichnamigen Krimi-Bestsellers von Karsten Dusse, in dem ein Rechtsanwalt auf Drängen seiner Frau ein Achtsamkeitstraining absolviert und das Gelernte dann auf ungewöhnliche Weise anwendet, sowie „A Long Way Down“ nach der mit Pierce Brosnan verfilmten Londoner Selbstmörder-Tragikomödie von Nick Hornby.

In der Konzertreihe kommt Katja Riemann

Die sechs Konzerttermine der Saison 23/24 folgen wieder dem bekannten Schema 4 zu 2 – vier Orchesterkonzerte und zwei mit kleinerer Besetzung. Quasi gesetzt ist dabei die Staatsphilharmonie aus Ludwigshafen mit zwei Terminen, wobei einmal mit einer Uraufführung des aus Haßloch stammenden Komponisten Stefan Pohlit auch das Segment Neue Musik bedient wird, während man beim anderen Mal mit Anton Bruckners 7. Sinfonie den 200. Geburtstag des Komponisten begeht, der 2024 ansteht. Den Saisonauftakt gestaltet am 15. September 2023 Fritz Burkhardt mit seinem „Ensemble 1800“ selbst. Eventuell läuft dieses Konzert wie schon 2021 wieder als Teil des Festivals „Neustadter Herbst“.

Eine Besonderheit ist die Veranstaltung „Karneval des Glücks“, eine Lesung mit musikalischer Begleitung, bei der nicht die Musik, sondern die Schauspielerin Katja Riemann im Mittelpunkt steht. Sie rezitiert die von dem 2016 verstorbenen Roger Willemsen scharfzüngig an Camille Saint-Saëns „Karneval der Tiere“ entlang gewobene „zoologische Phantasie“ und wird dabei von einer Geigerin und einer Pianistin flankiert. Noch stolzer freilich ist Burkhardt, dass es ihm gelungen ist, für den Saisonabschluss Daniel Ottersamer, den nach seinen Worten „führenden Klarinettisten unserer Zeit“, und sein Trio zu verpflichten. Komplettiert wird das Programm durch ein Gastspiel der in Neustadt wohlbekannten Rheinischen Philharmonie aus Koblenz.

Eine bewusste Neuerung ist der Freitagstermin bei einem der Konzerte, der es auch den unter der Woche hart arbeitenden Teilen der Bevölkerung erlauben soll, sich der Kultur zu widmen. Insgesamt ist die Terminierung nicht in allem wirklich glücklich – zum Beispiel beginnen die Theater-Reihen ungewöhnlich spät. Doch ergebe sich dies oft aus Sachzwängen, die man „mit unserem Budget“ nicht beeinflussen könne, so Burkhardt.

Die Saison 2023/24 im Saalbau

Reihe Schauspiel

Dienstag, 28. November 2023: „Anonymus/Sence“, Ballett, Pfalztheater Kaiserslautern

Dienstag, 30. Januar 2024: „Mephisto“, Globe-Theater Potsdam

Dienstag, 12. Februar 2024: „Felix Krull“, Altonaer Theater

Donnerstag, 4. April 2024: „Sommernachtstraum“, Pfalztheater

Donnerstag, 2. Mai 2024: „Amadeus“, Konzertdirektion Landgraf

Reihe Komödie

Donnerstag, 16. November 2023: „Komplexe Väter“, Komödie am Kurfürstendamm

Donnerstag, 18. Januar 2024: „Achtsam Morden“, Konzertdirektion Landgraf

Dienstag, 12. März 2024: „A Long Way Down“, Altonaer Theater

Reihe Konzerte

Freitag, 15. September 2023: „Ensemble 1800“ spielt

Mozart und Beethoven

Dienstag, 24. Oktober 2023: „Karneval des Glücks“ mit Katja

Riemann (Rezitation), Franziska Hölscher (Violine) und Marianna Shirinyan (Klavier)

Donnerstag, 1. Februar 2024: Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz mit u. a. einer Uraufführung von Stefan Pohlit

Dienstag, 27. Februar, 2024: Rheinische Philharmonie spielt

Berlioz, Rachmaninoff und Prokofieff

Dienstag, 25. April 2024: Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz spielt Liszt und Bruckner

Dienstag, 14. Mai 2024: „Daniel Ottersamer Trio“ spielt u. a. Beethoven, Brahms, Wiedmann

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