Hassloch Das Haßlocher Kindertheaterfestival führt mit dem Stück „Tafiti und Pinsel“ in die afrikanische Savanne

Tafiti und Pinsel erleben gemeinsam Abenteuer. Figurenspielerin Britt Wolfgramm vom „Marmelock-Theater“ aus Hannover begleitet s
Tafiti und Pinsel erleben gemeinsam Abenteuer. Figurenspielerin Britt Wolfgramm vom »Marmelock-Theater« aus Hannover begleitet sie dabei.

Der historische Saal Löwer der Bürgerstiftung durfte am Samstag für eine Stunde als sandige Savanne herhalten: Beim „Theaterfestival für Kinder und Jugendliche“ zog Britt Wolfgramm vom „Marmelock-Theater“ aus Hannover schon die jüngsten Zuschauer mit „Tafiti und Pinsel“ in ihren Bann. Auf der Suche nach einem Kuschelkissen erleben die Protagonisten, einem Erdmännchen und einem Pinselohrschwein, allerlei Abenteuer.

Leise, rhythmische Klänge im Stil von „The Lion Sleeps Tonight“, ein alter Baumstumpf und eine Überseekiste vor Abendhimmel machen klar: In der afrikanischen Savanne wird es Nacht. Kein Wunder also, dass auch Pinselohrschwein Pinsel so langsam gerne schlafen würde. Aber das kecke Erdmännchen Tafiti nähert sich neugierig der Malerin Britt, die versucht, die karge Schönheit der Savanne zu finden. Als einziger Mensch im Stück „Tafiti und der geheimnisvolle Kuschelkissendieb“ ist Britt Wolfgramm, Gründerin des „Marmelock“-Theaters, so in der glücklichen Lage, beim Haßlocher Kindertheaterfestival spielen zu können - auch unter Corona-Auflagen, die nur wenige Darsteller auf der Bühne erlauben. Vor der Bühne sitzen fast 80 kleine und große Zuschauer, die Stühle „familienweise“ angeordnet in kleinen Sitzgruppen, wie vorgeschrieben mit viel Abstand. Die Beobachterrolle wird durch die Grüppchenbildung aber fast noch aufregender für die kleinen und großen „Safarigäste“.

Ohne sein Kuschelkissen kann Tafiti nicht einschlafen

Erdmännchen Tafiti möchte derweil von Britt gemalt werden: „Kugelrunder Kopf, große Augen, eine Nase, weicher Bauch und wenig Haare!“ Fertig ist das Porträt, aber das Erdmännchen lacht sich kaputt – die Kinder auch. Natürlich sorgt für noch mehr Stimmung, als Pinsel ein Bild vom Löwenkönig malt. Klar, dass dazu seine Pinselohren zum wilden Einsatz kommen. Mit so gut aufgewärmten Lachmuskeln erleben die Zuschauer, wie verzweifelt Tafiti sein rot-weißes Kuschelkissen sucht und plötzlich gar nicht mehr lustig ist: „Ohne kann ich nicht einschlafen!“

Zum Glück sind Tafiti und Pinsel Freunde. Diese Botschaft zieht sich wie ein roter Faden durch die Savanne und durch das Stück, und ihr Freundschaftslied ist Programm: „Wenn zwei zusammen durchs Leben geh'n, wenn zwei immer zusammensteh'n, dann seid ihr allerbeste Freunde!“ Und so suchen die beiden Helden aus dem gleichnamigen Buch von Julia Boehme und Julia Ginsbach die Savanne Sandkorn für Sandkorn ab. Im Ameisenhaufen liegt das Kissen kurz, weil Vorarbeiter Horsti es als Geschenk für seine Königin versteckt hat. Doch dann möchte die verliebte Eule es als „Sofa“ für ihren Freund Anton haben, und es landet im Streit schließlich in der Savanne – eine angemessene Reaktion, wenn man eine „pummelige Federkugel“ genannt wird. Alles unter einen Hut zu bekommen, ist dabei gar keine so leichte Aufgabe für die Puppenspielerin, die Licht, Ton, Musik und alle Tisch- oder Stabfiguren alleine bändigt.

Aus allen Gesichtern spricht: endlich mal Pause vom Corona-Alltag!

Auch die erwachsenen Zuschauer sind schnell begeistert. Von den zweidimensionalen Nashörnern über das Fledermauspaar Herr und Frau Flattermann bis hin zum Schattenspiel vor der „sandigen“ Kulisse. Das sieht man an den begeisterten Mienen, denn die Alltagsmasken haben zumindest an den Sitzplätzen an diesem Nachmittag Pause, und das Theater bietet endlich mal wieder eine Pause vom Corona-Alltag.

Die Puppenspielerin verwandelt sich mit Armstulpen und Maske in einen Leoparden. Pinsel wird mit fortschreitender Nacht immer müder. Aber Tafiti bohrt: „Du bist eine olle Penntüte!“ Ein frecher Springhase zeigt Sprünge, erst waghalsige „Wadenschmeißer“, dann imposante „Popoklatscher“. Durch eine kleine List gelingt es Pinsel aber, das Kissen für seinen Freund wiederzubekommen und endlich schlafen zu dürfen.

„Die Kinder und Erwachsenen hatten so richtig viel Lust, mal wieder etwas Kultur zu erleben“, freut sich Festivalorganisatorin Ulli Mundt-Hartmann vom Jugend- und Kulturhaus „Blaubär“ nach dem Schlussapplaus. Bis auf zwei Karten ein ausverkauftes Haus, das sei für das freie Stück ein „sehr guter Erfolg“. Noch bis Freitag dauert das Festival mit sechs unterschiedlichen Stücken und einigen Mehrfachaufführungen an. Diese seien von zwei Kitas und allen Haßlocher Grundschulen schon ausgebucht - für das mit viel Mut seit Monaten trotz Pandemie geplante Festival ist das aber natürlich genau richtig so.

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