Neustadt Bluesrock vom Feinsten

«Neustadt.» Aller guten Dinge sind drei, dachte sich US-Gitarrist und Sänger Eric Steckel und machte darum am Freitag mit seiner (europäischen) Band nach 2014 und 2017 bereits zum dritten Mal in Neustadt Station, diesmal in der „Suite“.

Und da der 28-jährige, der bereits mit elf Jahren sein erstes Bluesrock-Album veröffentlicht hat, ein Star von Weltformat ist, hatte das Konzertbüro Schmid sogar extra einen sogenannten „support act“, eine Vorgruppe, für ihn gebucht. Dabei handelte es sich um das aus der Region stammende Quartett „The Blue Healers“, bestehend aus Sänger Ralph Bachofner, Gitarrist Thomas Breining, Bassist Jürgen „Doze“ Weber und Schlagzeuger Tobias Steuerwald. Zum Erstaunen des zahlreich erschienen Publikums dachten diese vier bühnenerfahrenen Typen gar nicht daran, dem großen Steckel „nur“ das Feld zu bereiten, sondern zeigten sich so voller Selbstvertrauen, dass sie mit „Waiting For The Bus“ von ZZ Top sogar eine Nummer auf ihrer Setliste stehen hatten, die der Amerikaner später ebenfalls spielte. Ob der das als einen gelungenen Gag oder eine Aufforderung zum musikalischen Duell ansah, ist nicht überliefert – sicher ist aber, dass sich die Lokalmatadoren mit ihrer Version nicht hinter der Steckels zu verstecken brauchten. Bachofner war stimmlich voll da und bewies, dass es nicht immer amerikanischen Whiskys bedarf, um eine echte Bluesröhre zu pflegen – Riesling-Schorle in entsprechenden Mengen genossen, tut’s auch. Gitarrist Breining gab den Hendrix, Gibbons und Fogerty in Personalunion, während Weber und Steuerwald für den passenden Schwung sorgten. Alles in allem eine gelungene Vorstellung der „Healers“, die nach diesem Gig sicher nicht „blue“ (traurig) sein müssen. Dann aber kam Steckel und legte mit „Waiting For The Bus“ los. Der aus Pennsylvania stammende Musiker mit deutschen Vorfahren ging das Stück weitaus egozentrischer als die „Blue Healers“ an. Wenn er sich auch mit Bassist Jos Kamps und Schlagzeuger Ruud Gielen blind zu verstehen scheint – Chef auf der Bühne ist er und sonst niemand. Soli sind Standard, jeder Song wird mit Gitarrenarbeit par excellence bis ins kleinste Eckchen ausgeschmückt, und über allem schwebt der Geist großer Vorbilder wie Albert King oder Stevie Ray Vaughn. Steckel ist ein Energiebündel, handwerklich hochbegabt, stimmlich mit zunehmendem Alter reifend und mit sicht- und fühlbarer Leidenschaft bei der Sache. Seine Mitspieler heuert er, wenn er in Europa tourt, in den Niederlanden an. Kamps und Gielen sind Sessionmusiker, die sich schnell auf einen Gitarristen einstellen und ihm in allen Lagen den Rhythmus bescheren, den er braucht. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Slowblues wie „She’s 19 Years Old“ von Muddy Waters oder einen fetzigen Stampfer der Marke „Tennessee“, vom Meister selbst geschrieben, handelt – sein persönliches Lieblingsstück aus dem aktuellen Album „Polyphonic Prayer“. Steckel & Co. zogen alle Register ihres Könnens, rissen die Fans mit und nahmen mehrfach ein Bad in der Menge. Während Kamps bereits im Vorjahr mit Steckel tourte, ist Drummer Gielen neu zum Trio gestoßen. Steckel wirft dem Trommler vor schwierigen Songpassagen oder überraschenden Tempowechseln vielsagende Blicke zu, die dieser sofort zu deuten und umzusetzen weiß. So wird aus einem locker hingeschleuderten Standard wie „Born Under A Bad Sign“ eine taufrisch wirkende Bluesrocknummer, die es auch 51 Jahre nach ihrer Entstehung verdient hat, gespielt und gehört zu werden. Mit der Präsentation neuer Songs ging Steckel sparsam um – lediglich vier Tracks aus „Polyphonic Prayer“ wurden gespielt –, dafür aber verband er diese geschickt mit seinem altbekannten Repertoire.

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