Neustadt „Bewegung fördert die Gemeinschaft“

Neustadt. 16 Bewohner der Camphill-Lebensgemeinschaft Königsmühle im Neustadter Schöntal haben im Sommer erfolgreich ihr Sportabzeichen bestanden. Das Problem: Die bisherigen Übungsleiter des SV Schöntal haben aus gesundheitlichen Gründen zum letzten Mal zur Verfügung gestanden. Nachfolger gibt es noch nicht.

Von Mai bis Oktober haben die Sportler mit unterschiedlichen Einschränkungen zusammen mit Mitgliedern des SV Schöntal trainiert. Einmal in der Woche wurde im Stadion an insgesamt fünf Disziplinen gefeilt: Weitsprung, 50-Meter-Lauf, 400-Meter-Lauf, Schlagballwurf und Stoßen mit der Zwei-Kilo-Kugel. Das vierköpfige Trainingerteam übergab den stolzen Teilnehmerinnen und Teilnehmern nun ihre Urkunden. Dieter und Ursula Herzog sowie Hans und Heide Schreiber sind langjährige Vereinsmitglieder im SV Schöntal. Sie unterstützen die Lebensgemeinschaft seit über 20 Jahren. „Zuerst haben wir nur beim alljährlichen Adventsmarkt mitgeholfen. Als wir dann angesprochen wurden, ob sich der Verein nicht auch sportlich einbringen wolle, waren mein Mann und ich sofort mit dabei“ , erzählt Heide Schreiber. Sie ist seit zwölf Jahren einer der „Sportengel“. So werden die vier ehrenamtlichen Helfer von Heimleiter Martin Schuberth genannt. Die Behinderungen der Sportler seien für alle Beteiligten nie ein Thema gewesen. „Während des Trainings stand der Spaß immer an erster Stelle. Wir haben Vorübungen gemacht und uns zusammen aufgewärmt. Die gemeinsame Bewegung fördert die Gemeinschaft und den Zusammenhalt der Bewohner untereinander“ , so Schreiber. Die Teilnehmerzahl der Sportler sei von Jahr zu Jahr unterschiedlich. Außerdem würden nicht alle Übungen gleich gerne absolviert. Der 45-jährige Malte Elsner bestätigt dies: „Den 400-Meter-Lauf mag ich überhaupt nicht. Dafür bin ich aber gut im Schlagballwerfen.“ Er ist trotz eines Hüftleidens jedes Jahr mit dabei. Und das nun schon zum zwölften Mal in Folge. Auch Gerhard Kamili bekommt eine Urkunde überreicht. Er wohnt seit fünf Jahren in der Lebensgemeinschaft im Schöntal. „Meine Lieblingsdisziplin ist das Kugelstoßen“ , berichtet der 50-Jährige. Insgesamt 16 Teilnehmer fanden 2016 Spaß an den Übungen und wurden für ihr Durchhaltevermögen belohnt. „Natürlich gibt es auch Bewohner, die aufhören, weil die Motivation nicht mehr da ist. Aber ich bin sehr froh, dass wir auch diesmal wieder viele alte Gesichter gesehen haben. Das macht uns sehr glücklich“ , berichtet Heide Schreiber. Neben der Verleihung gab es noch einen zweiten, wenn auch traurigen Anlass zum Feiern: Die vier Trainer haben sich nach zwölf Jahren ehrenamtlicher Arbeit aufgrund von gesundheitlichen Problemen verabschiedet. „Natürlich lernt man die Bewohner in so einer langen Zeit kennen und wächst zusammen. Da ist es schon nicht leicht, Lebewohl zu sagen“, erzählt Hans Schreiber. Ihm fällt der Abschied besonders schwer. Auch, weil bis jetzt noch kein Nachfolger gefunden worden ist. Ein großes Problem, dem sich die Lebensgemeinschaft und der SV Schöntal nun stellen müssen. Betreuerin Catharina Hartmann fügt hinzu: „Es wäre sehr schade, wenn wir diese Tradition nicht weiterführen könnten. Für die Menschen der Lebensgemeinschaft waren die Sportstunden immer ein ganz besonderer Programmpunkt. Aber wir wissen natürlich, dass es schwer ist, jemand Geeigneten für die Aufgabe zu finden.“ Sie arbeitet seit über 16 Jahren in der Gemeinschaft und war jedes Jahr auf dem Sportplatz dabei. Auch Heimleiter Martin Schuberth hofft auf eine baldige Zusage. Er betont: „Wir möchten unseren Bewohnern weiterhin sportliche Aktivitäten anbieten können. Wer sich angesprochen fühlt, kann uns jederzeit kontaktieren.“ Kontakt Die Lebensgemeinschaft ist telefonisch unter 06321/7289 zu erreichen. Weitere Informationen sowie aktuelle Termine findet man außerdem auf der Internetseite www.camphill-rheinland-pfalz.de |ngle

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