Neustadt Bei Undiszipliniertheit Liegestütze

Hassloch. Rund 15 Jungen stellen sich mit den gut 40 Männern der Haßlocher 8-Balls in vier Reihen auf. Alle dehnen sich gemeinsam auf Kommando. Die Anweisungen geben Quarterback Manuel Teichert, Ersatzquarterback Thomas Kübel-Sorger und Tim Schartner, der Jugendquarterback, auf Englisch.

Im American Football erfolgen Spielzüge und Kommandos generell in Englisch, erzählt Sebastian Sturm, Jugendtrainer der 8-Balls. Obwohl sich die Footballer wie andere Sportler auch mit gymnastischen Übungen, Dehnen, Sidesteps und Sprints aufwärmen, wirkt ihr Vorbereitungsprogramm eindrucksvoller. Denn nach den Kommandos antworten die Sportler und zählen so laut mit, wie oft eine Übung schon absolviert worden ist – natürlich wieder auf Englisch. „Das erinnert ein bisschen an die US-Armee“, gibt Sturm schmunzelnd zu. Und wie bei der Armee ist Disziplin auch im American Football wichtig. „Jeder redet den Trainer mit ,Coach’ an“, verrät der Jugendtrainer. „Undiszipliniertheiten werden hart bestraft – meist mit Liegestützen.“ Erst seit dem Winter bauen die 8-Balls eine Jugendmannschaft auf. „Seit Dezember machen wir Werbung fürs Jugendtraining“, berichtet Sturm. Seit Januar seien regelmäßig zwölf bis 15 Jungs der Jahrgänge 1998 bis 2001 im Training, sagt der Übungsleiter. Mädchen gibt es hier übrigens nicht, denn „Football ist ein reiner Jungensport“. Wer neu ist, braucht nicht sofort eine teure Schutzausrüstung. Mit einer Schnupperkarte könne jeder Interessierte einen Monat lang ausprobieren, ob ihm American Football liege. „Ich versuche immer, mir Schutzausrüstung von den Herren auszuleihen“, erzählt der Jugendcoach. Laut Regelwerk sind Helm, Schulterpads, Steißbein-, Oberschenkel-, Knie- und Hüftschutz vorgeschrieben. „Es gibt spezielle Hosen, in die man die Schützer reinschieben kann“, erklärt Sturm. Diese Grundausstattung koste etwa 350 Euro. „Und wenn man nicht gleich zwei, drei Kleidergrößen rauswächst, hält das eine Weile“, betont Abteilungsleiter Frank Weinerth. Einige erwachsene Footballer tragen sogar Handschuhe. „Meist die Spieler, die mit dem Ball zu tun haben“, berichtet Sebastian Sturm. „Spieler, die nur blocken, kommen ohne aus.“ Ohne Handschuhe sei allerdings die Hemmschwelle größer, „einen Gegenspieler anzupacken“, weiß der Trainer. Doch müssen die Handschuhe nicht extra im Fachhandel gekauft werden. „Es geht auch mit Gartenhandschuhen“, verrät Spieler Philipp Breßler lachend. Derzeit lernen die jungen Footballer noch die Grundtechniken. „Der Ball ist aber schon mit dabei, damit sie ein Gefühl für den Sport bekommen“, erzählt Sebastian Sturm. Nachdem sich der Nachwuchs mit den gestandenen 8-Balls aufgewärmt hat, übt nun jede Gruppe für sich Spielzüge. Im Fachjargon nennt sich dies Installationen. Bei den Jungen steht „one on one“ auf dem Programm – Eins-gegen-eins-Situationen, Zweikämpfe. Sturm passt einem Spieler den Football zu, „der den Ball fangen soll“. Währenddessen versucht ein Abwehrspieler, genau dies zu verhindern. „Die ersten fünf Meter müsst ihr so schnell wie möglich rennen, dann einen Haken schlagen“, erklärt Sturm die Vorgehensweise des Angreifers. Doch schon das Fangen entpuppt sich bisweilen als Problem – nicht alle Jungen tragen nämlich Handschuhe. „Nicht den Ball abklatschen – das ist kein Volleyball“, kritisiert der Trainer Fangfehler. Dann kündigt er „Oklahoma“ an: Sechs Hütchen begrenzen ein Feld für zwei Spieler, die rücklings Kopf an Kopf auf dem Boden liegen. „Ich werfe einem Spieler den Ball zu, der fängt und versucht, ans Ende vom Spielfeld zu kommen – aber der andere will das nicht und versucht, den Gegenspieler im Feld zwischen den Hütchen zu halten“, erklärt Sturm die Aufgabe. In den nun entstehenden Zweikämpfen drücken die Jungen mit aller Kraft ihren Körper gegen den des Gegenspielers. Quarterback Manuel Teichert, genannt Texas, schaut zu und gibt Tipps: „Wenn du reingehst, nimm den Kopf in den Nacken, sonst machst Du Dir die Wirbelsäule kaputt.“ Den Gegner dürfe man überall festhalten, „nur nicht am Helm und nicht hinten am Schutz“. Den Jungen gefällt American Football. „Der Teamgeist, und es macht mega Spaß“, beschreibt Luca die Vorzüge seines Sports. Leon, der früher bei 08 und beim VfB Haßloch Fußball gespielt hat, schwört ebenfalls auf den Mannschaftsgeist. „Man braucht den anderen. Wenn man seine Mitspieler nicht hat, wird man umgerannt“, bringt es der Jugendtrainer auf den Punkt. „Man hält den Kopf für den anderen hin.“ Kontakt Jungen, die sich für American Football interessieren, wenden sich an Sebastian Sturm, Telefon 0151/43216980, oder kommen mittwochs, 19 Uhr, zum Training aufs Gelände des 1. FC 08 Haßloch. (sab)

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