Neustadt Bariton verzaubert die Zuhörer

Unter dem Titel „Großes Theater!“ spielte am Samstagabend in der Aula des Hannah-Arendt-Gymnasiums das Konzertante Blasorchester des Musikvereins unter der Leitung von Franz Zimnol. Dabei nahmen die Musiker ihre begeisterten Zuhörer mit in die schillernde Welt der Illusionen. Und sie hatten einen besonderen Gast eingeladen: den auf Bühnen Europas und der Welt bekannten Bariton Reuben Willcox.

Das Programm deckt Operette, Film, Theater und Showbusiness ab. Wissenswertes zu den einzelnen Werken vermittelt mit leichter Hand ebenso locker wie informativ die Klarinettistin Martina Ruppert-Kelly. So erfahren die Besucher auch, dass der russische Komponist Dmitri Kabalewski „Die Komödianten“ ursprünglich für ein Kindertheater geschrieben hat. Die zehn kurzen Stücke der daraus entstandenen Suite sind ein wunderbarer Einstieg in die Vielfalt, die das Konzertante Blasorchester bietet: Die Musiker spielen auf technisch hohem Niveau mit einer großen Wandlungsfähigkeit und beeindruckender Emotionalität. Diese Kombination lässt den Funken zum Publikum sofort überspringen. Da werden beim Prolog aus den „Komödianten“ Bilder von trabenden Tieren, Jongleuren und Akrobaten wach, aber auch von traurigen Clowns. Zirkusgerecht schildert der „Komödiantengalopp“ das muntere Einlaufen der Akrobaten in die Manege. Auf einem über dem Orchester hängenden Bildschirm wird dazu das Bild einer Menge gezeigt, die mal hierhin, mal dorthin rennt. Der „Marsch“ erinnert mit seiner betonten Wucht an Elefanten, die versuchen, gemeinsam Tritt zu fassen; der „Walzer“ kommt bewusst schwer in die Gänge. Viel tiefes Blech und Schlagwerke begleiten eine „Pantomime“, ein „Scherzo“ schlägt musikalische Purzelbäume. Das Publikum ist hellauf begeistert. Das steigert sich noch, als der Bariton Reuben Willcox zu den ersten Takten des „Largo al factotum“ aus Gioachino Rossinis „Barbier von Sevilla“ trällernd auf die Bühne schreitet. Mit seiner Gestik, der Mimik und vor allem seinem angenehmen raumfüllenden Bariton und dem lausbubenhaften Charme, den er in dieser Rolle an den Tag legt, dauert es nur einen Wimpernschlag, bis er die Zuhörer verzaubert hat. Die Aula ist plötzlich eine Bühne für ganz großes Theater. Kaum ist der letzte Ton verhallt, brandet stürmischer Beifall auf. Auch die Musiker strahlen. Mit so einem großen Sänger zu spielen, ist auch für sie eine große Ehre, ja, eine Auszeichnung, sagt Zimnol später im Gespräch. Dass Willcox überhaupt auf der Bühne steht, hat eine kleine Geschichte. Zimnol kennt die Frau des Sängers noch aus Studienzeiten, sagt er, sein Sohn Leon hat bei Willcox Gesangsunterricht, und da habe er „einfach mal gefragt“. Auch der Lieblingskomponist des Orchesters, Alfred Reed, ist vertreten – mit einer Suite zu Shakespeares „Twelfth Night“ („Was ihr wollt“) auch musikalisch ein spannendes Spiel zwischen Romantik und dramatischer Spannung. „Die diebische Elster“ kündigt sich mit Trommelwirbeln und viel tiefem Blech an, bis Klarinetten, Flöten und Oboe so hell wie der Sonnenschein und so leicht wie Flügelschläge die Dramatik auflösen. Ein wenig Zeit zum Atemholen gewährt das feierliche „Concert Prelude“ von Philip Sparke, bevor die Musiker das Publikum mit Rossano Galantes „Cry of the last Unicorn“ mitnehmen zur wilden Jagd nach dem letzten Einhorn. Hornistinnen und Hornist haben sich dazu kleine gedrehte Einhorn-Hörner aufgesetzt. Von der Jagdszene im Wald geht die Reise mit einem Medley von Frank-Sinatra-Hits in die glitzernde Welt des Showbusiness von Las Vegas und mit Melodien aus „Beauty and the Beast“ und „The Wizard of Oz“ noch einmal zurück in eine geheimnisvolle Märchenwelt. Bravorufe und Beifall schwellen an, als Willcox als Zugabe gemeinsam mit Franz Zimnol Sinatras „My Way“ interpretiert und noch einmal ganz großes Theater auf die Bühne bringt.

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