Deidesheim Authentische Zeugnisse aus Gurs in der ehemaligen Synagoge

Das hier abgebildete Aquarell aus Gurs stammt von dem Berliner Julius C. Turner, der bis zum Krieg in Belgien lebte und als deut
Das hier abgebildete Aquarell aus Gurs stammt von dem Berliner Julius C. Turner, der bis zum Krieg in Belgien lebte und als deutscher Staatsbürger zunächst im Gefangenenlager Saint-Cyprien interniert war, bevor er 1940 nach Gurs verlegt wurde. Er überlebte das Lager und starb 1948 in Ostende, der Heimatstadt seiner Frau.

Drei Jahre lang leistete Elsbeth Kasser (1910-1992), eine Pfarrerstochter aus der Schweiz, von Dezember 1940 an als Rotkreuzschwester im Internierungslager Gurs am Fuße der Pyrenäen humanitäre Hilfe, lebte selbst in einer Baracke, verteilte Lebensmittel an Kinder und versuchte, die unsäglichen Lebensbedingungen im Lager zu lindern.

Unter den Menschen, denen sie in Gurs beistand – nicht nur deportierte Juden aus dem deutschen Südwesten, sondern auch ehemalige Spanienkämpfer, Gegner des französischen Vichy-Regimes und „unerwünschte Frauen“ – befanden sich auch zahlreiche Künstler. Vor allem von ihnen stammen die Aquarelle und Zeichnungen, die Kasser nach dem Krieg, ergänzt um Fotografien, fast ein halbes Jahrhundert lang unter ihrem Bett aufbewahrt hat und die sich heute im Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich befinden. Originalgetreue Reproduktionen dieser einmaligen Zeugnisse sind nun aus Anlass des Holocaust-Gedenktags bereits zum zweiten Mal nach 2015 in der ehemaligen Synagoge in Deidesheim zu sehen. Die Bilder zeigen das gleichzeitige Nebeneinander vieler Wirklichkeiten: von Tod und Geburt, Deportation und Hoffnung, Gewalt und Würde, Schlamm und Blumen, Frieren und Musizieren. Zu sehen ist das alles an den kommenden zwei Wochenenden: an den beiden Samstagen 29. Januar und 5. Februar, von 14 bis 18 Uhr und an den Sonntagen, 30. Januar und 6. Februar, von 12 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Diese Bleistiftzeichnung mit dem Titel „Les Indésirables, Camp de Gurs 1940“ ist ein Gemeinschaftswerk von Kurt Löw und Karl Bod
Diese Bleistiftzeichnung mit dem Titel »Les Indésirables, Camp de Gurs 1940« ist ein Gemeinschaftswerk von Kurt Löw und Karl Bodek, die im Lager Gurs oft zusammenarbeiteten und zum Beispiel auch Postkarten schufen, die in alle Welt verschickt wurden. Löw war Textildesigner aus Wien und überlebte die Nazi-Zeit, Bodek, Fotograf und technischer Zeichner aus Czernowitz, wurde in Auschwitz ermordet.
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