Neustadt Aufblasbare Tore und 50 Kinder

NEUSTADT. Talentsuche im Wasserball: Wasserball ist dabei eher zu den exotischen Mannschaftssportarten zu rechnen. Obwohl der SC Neustadt mit einer Männermannschaft seit zwei Jahren in der Bundesliga spielt, ist der Sport noch nicht so populär, wie es sich die Wasserball-Abteilung wünscht, um aus einem breiten Nachwuchsfundus mit der Zeit erstligataugliche Spieler zu formen.

Man weiß es: Fußball geht immer, wo eine freie Fläche und ein Ball vorhanden sind. Doch beim Wasserball muss man nicht rennen, sondern schwimmen können. Man benötigt ein Becken mit viel Platz und zwei Torgehäuse. Im öffentlichen Badebetrieb des Neustadter Stadionbads lässt sich das Spiel nicht praktizieren. Deshalb müssen neue Wege her, um Kindern und Jugendlichen den Sport vorzustellen. Mit Sportlehrer Thorsten Preuß, der am Käthe-Kollwitz-Gymnasium (KKG) unterrichtet und der seit vielen Jahren bei den SCN-Wasserballern aktiv ist, sitzt der richtige Mann an der Quelle. Er organisierte ein Aquaball-Turnier der Orientierungsstufe des KKG im Stadionbad. „Aquaball“ ist dabei die vereinfachte Version des Wasserballs. Die Spieler können im Becken stehen, es wird weniger körperbetont agiert, der Ball ist leichter und kleiner. „Zunächst bin ich in die neun Klassen gegangen, um das Projekt vorzustellen. Ursprünglich bekundeten 100 Kinder ihr Interesse“, erklärte Preuß. Dass es dann „nur“ rund 50 Schüler zwischen zehn und zwölf Jahren waren, die den Moby Dick bevölkerten, war letztlich für alle eher von Vorteil. Der Modus war einfach. Alle fünften und alle sechsten Klassen machten zunächst untereinander die Jahrgangssieger aus. Dann kam es zum Finale zwischen 5d und 6a – die fünfte Klasse gewann mit 3:1.

Gespielt wurden jeweils acht Minuten mit jeweils vier Spielern pro Mannschaft. Auf Feinheiten wie kluge Pässe und geschickte Verteidigung wurde weniger geachtet. Spaß sollte es machen, „cool“ sollte es sein.

Die Organisatoren unter SCN-Manager Michael Heinz hatten es geschickt angepackt. Gespielt wurde gleichzeitig auf zwei „Feldern“ auf die aufblasbaren roten Aquaball-Tore. Jede Klasse erhielt einen erfahrenen Nachwuchsmann als Betreuer. Die Kinder hingen an den Lippen ihrer „Trainer“. Bärenstark präsentierte sich die Klasse 5d unter Betreuer Kai Ulrich bereits in der Vorrunde. Die elfjährige Amelie Waldhof bewies viel Übersicht und schrieb sich beim Sieg ihres Teams mit 7:1 gegen die 5c in die Torschützenliste ein. „Es macht einfach Spaß“, meinte sie und wollte gleich wieder ins Wasser.

Mit der Nummer neun fiel ein Junge in ihrem Team auf, der immer wieder stark nach vorne arbeitete. Der zehnjährige Luis offenbarte dann, dass er quasi Wasserball im Blut habe. Als Sohn von SCN-Trainer und -Spieler Lars Ananias absolvierte er zunächst einige Jahre Schwimmtraining beim SCN und spielt jetzt in der C-Jugend. Er führte sein Team schließlich zum Gesamtsieg gegen die Sechstklässler. Aus der 6a waren überwiegend in anderen Sportarten sehr aktive Schüler dabei. „Fußball, Tischtennis, Volleyball“, zählten sie auf. Die Ball- und Mannschaftserfahrung zeigte sich so auch im Spielverhalten des zwölfjährigen Erik Hofsäß. Obwohl der Mußbacher mit Begeisterung im Wasser dabei ist, möchte er dennoch beim Volleyball bleiben: „Beides kann ich eben nicht zusammen machen.“

Der gleichaltrige David Reis schwimmt seit fünf Jahren beim SCN. Er liebäugelt mit einem Wechsel zu den Wasserballern: „Das kann ich mir gut vorstellen.“ Am Beckenrand saßen die Eltern und schauten zu. Ben, elfjähriger Sohn von Marcus Naumer, habe schon einige Sportarten ausprobiert, erzählte der Vater. Eigentlich mache er mit Fußball und Tennis jeden Tag Sport in irgendeiner Form. Ob der Schüler jetzt auf Wasserball umsteige, solle alleine Bens Entscheidung sein. „Wir uns sogar schon Spiele des SCN angesehen. Wir sind also an Wasserball interessiert“, sagt Marcus Naumer und betonte: „Sport soll Spaß machen, vor allem in der sozialen Gemeinschaft mit anderen.“ (kle)

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