Kunst Auf Andy Warhols Spuren: Der Neustadter Künstler Michel Friess

Kreativ und beharrlich: Der Lauterer Künstler Michel Friess − 1970 in Neustadt geboren − beliefert inzwischen Galerien in aller
Kreativ und beharrlich: Der Lauterer Künstler Michel Friess − 1970 in Neustadt geboren − beliefert inzwischen Galerien in aller Welt.

New York, Miami, Los Angeles, Shanghai, Singapur, Las Vegas: Weltweit zeigen Galerien, was im weitläufigen Hinterhof-Atelier einer früheren Kaiserslauterer Feilenfabrik entsteht: Pop Art im großen Stil. Ein Porträt des gebürtigen Neustadter Künstlers Michel Friess.

Wenn Michel Friess über die zurückliegenden Jahre spricht, wenn er seinen Werdegang bis in jene Metropolen beschreibt, dann fällt auffallend häufig der Satz: „Mal sehen, was draus wird.“ Rückblickend zeichnet der 1970 in Neustadt geborene Künstler damit einen Weg zähen Fleißes nach. Das hieß: Schritt für Schritt gehen und Gelegenheit für Gelegenheit nutzen − bis sie ankam, seine Malerei. Diese wird inzwischen weltweit geschätzt.

Friess’ Credo lautet: dem eigenen Stil treu bleiben, sich nicht verbiegen und nicht verramschen lassen. Tatsächlich steht seine „Landung“ in jenen Millionenstädten für weit mehr als Erfolg auf dem Kunstmarkt. Sie ist das Ergebnis einer beachtenswerten Entwicklung.

Am Anfang war die Spraydose

Angefangen hat Michel Friess als Jugendlicher in Neustadt mit Spraydosen und Street Art, Graffiti-Aufträge inklusive. Bis Beruf und Familie andere Prioritäten forderten. Er heiratete, erlernte einen Beruf und wurde jüngster Meister seiner Branche. Doch die Malerei blieb. Nebenbei. Es folgten berufliche Episoden in anderen Branchen. Der Umzug nach Kaiserslautern.

Dann kam das Jahr 2008. Friess war 38 Jahre alt und ausgebrannt. Was nun? Im Zeitraffer Folgendes: erst eine Woche Malen im Keller. Nach acht Wochen ein eigenes Atelier. Acht Monate darauf die erste Ausstellung.

Die Neuorientierung

Michel Friess war zurück im Künstlerleben. Das war konsequent heilsam und wird von der Familie unterstützt, berichtet er. Bis heute. Erste Bilder zeigte er in einem Lokal. Erste Verkäufe folgten. Nachdem er ein Bild des Kaiserslauterer Rathauses − in grün, nicht rot − an den Mann gebracht hatte, sah er die Arbeit Jahre später in einem Büro des Verwaltungsgebäudes hängen.

Diese frühen Erlebnisse sind für ihn unvergesslich, erzählt er. Egal, wie weit ihn die Künstlerfüße mittlerweile getragen haben, wie viele Ausstellungen stattfanden, welche nationalen und internationalen Auszeichnungen bis hin zum „Künstler des Jahres“ in der Pop Art-Szene folgten.

Hilfe aus Pirmasens

Unvergessen bleiben Friess auch die Menschen, die ihn bestärkten. Ihnen setzt der 51-Jährige nur allzu gern Erzähl-Denkmäler. Allen voran seiner Frau. Oder Ralph Barlog aus Pirmasens, dem ersten Ansprechpartner in Sachen Galerien. Heute bekleidet Barlog eine Managerposition für internationale Kontakte und die komplette Vermarktung über Galerien.

Unvergessen bleiben die Anfangsjahre als freischaffender Künstler mit sogenanntem Klinkenputzen, um überhaupt ausstellen zu können. Friess blieb hartnäckig. Jahrelang. Es klappte. Sogar über kuriose Umwege.

21 Mal in New York

So flog er 21 Mal nach New York, klapperte unzählige Galerien ab. Vergebens. Bis eines Tages ein Kaiserslauterer Möbelhaus anrief und um Exponate zur Präsentation einer deutschen Designerlinie für Couchmöbel bat. Was keiner ahnte: Dessen Stammsitz ist New York. Und so kam, wie so oft in Friess’ Leben, eins zum anderen – bis zu „seiner“ New Yorker Galerie.

Der Maler weiß viel zu erzählen. Auch über sein poppig-farbiges und extrovertiertes Darstellen in „Mixed-Media“-Technik. Was er skizziert, malt und per Siebdruck auf Büttenpapier, Leinwand, Holz oder Aluminium aufträgt, zeigt oft Weltkulissen mit bekannten Wahrzeichen, prominenten Köpfen oder internationalen Ereignissen. Ein Motiv Kaiserslauterns für ihn: das Logo der Roten Teufel. Was sonst?!

Aktuell bahnt sich der Sprung über den Ärmelkanal an. Eine Galerie zeigt Interesse. Ausgerechnet jetzt, in Corona-Zeiten. „Besser geht’s nicht“, sagt Michel Friess.

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