Neustadt Arthouse: Die zwei Gesichter des Januars

. 1962 begegnet der charmante Amerikaner Rydal (Oscar Isaac) in Athen, wo er als Reiseführer jobbt, zwei eleganten Landsleuten, die scheinbar Urlaub machen. Investmentbanker Chester (Viggo Mortensen, der Aragorn aus „Herr der Ringe“) erinnert ihn an seinen eigenen Vater; vor allem aber gefällt ihm dessen schöne Frau Colette (Kirsten Dunst). Nach einem gemeinsamen Abendessen wird Rydal zufällig zum Mitwisser eines vermeintlichen Mordes. Er erklärt sich bereit, dem Paar falsche Papiere zu verschaffen, und schlägt sich mit den beiden auf der Flucht vor der Polizei quer durch Kreta. Diese klassisch angelegte, starbesetzte Romanverfilmung erinnert in ihrer subtil bedrohlichen Atmosphäre, aber auch mit ihrer nostalgischen Kulisse sowohl an Regisseur Alfred Hitchcock wie an die Meisterin des Psychokrimis, Patricia Highsmith. Auch wer es nicht weiß, ahnt schnell, dass die Vorlage tatsächlich ein Highsmith-Roman ist. Zwar gelingt es Regiedebütant Hossein Amini mit seiner eleganten Inszenierung, den Zuschauer in den Sog des Psychodramas hineinzuziehen. Doch die Charaktere bleiben zu unausgegoren, um die ambivalente, ödipal gefärbte Anziehung, die das Paar auf Rydal ausübt, auf Dauer zu beglaubigen. Und das Fehlen eines schlüssigen Motivs nimmt der tragischen Verstrickung des Trios in Eifersucht, Misstrauen und Panik schließlich die Spannung. Oscar Isaac indes, der schon als „Llewyn Davis“ im Film der Coen-Brüder glänzte, ist auch als kleiner Trickbetrüger Rydal überzeugend.

x