Neustadt Antisemitismus: Weber-Bilder nicht mehr in Ausstellung

Die Zeichnungen von A. Paul Weber in der Neustadter Gedenkstätte für NS-Opfer werden vorerst abgehängt: Dies teilte Eberhard Dittus, Vorsitzender des Gedenkstätten-Fördervereins mit. Die 19 Bilder sind morgen, Sonntag, von 14 bis 16 Uhr letztmalig zu sehen.

Hintergrund der Entscheidung seien neue Erkenntnisse zur Gesinnung des Künstlers, der 1893 in Arnstadt/Thüringen geboren wurde: Wie Dittus erläutert, sind 19 Zeichnungen Webers seit etwa einem Jahr in einer Wechselausstellung zu sehen. Sie zeigten Motive, die von den Besuchern eindeutig als Kritik am Nazi-Regime verstanden würden. Das Bild „Hitler – ein deutsches Verhängnis“ sei unter anderem in deutschen Geschichtsbüchern abgebildet. Aktuelle Hinweise der Lübecker Erich-Mühsam-Gesellschaft und der Beitrag eines Wiener Nutzers der Gedenkstätten-Seite im Internet legten indes den Schluss nahe, dass Weber kein Kritiker Hitlers, sondern vielmehr überzeugter Antisemit und Faschist gewesen sei, erklärt Dittus. Vor diesem Hintergrund habe der Förderverein der Gedenkstätte zunächst einen kritischen Hinweis zu Webers Gesinnung ausgelegt, weil „wir die Zeichnungen nicht mehr unkommentiert ausstellen wollten“, sagt Dittus. Danach sei entschieden worden, die Bilder abzuhängen. Nun solle intern diskutiert werden, wie mit den neuen Erkenntnissen umgegangen werde und welche pädagogischen Konsequenzen zu ziehen seien. In einem weitere Schritt solle dann geprüft werden, ob der Verein in Zusammenarbeit mit Neustadter Schulen an deutsche Schulbuchverlage herantrete, die die Weber’schen Zeichnungen teilweise in Geschichtsbüchern veröffentlichten. Dittus verweist darauf, dass Weber 1971 mit dem großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik ausgezeichnet worden und ihm in Ratzeburg ein Museum gewidmet sei.

x