Neustadt Am Rande der Bande:

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Langstreckler sind nicht wetterempfindlich. Für Kälte oder Regen gibt es schließlich angemessene Kleidung. Dennoch macht es mehr Spaß, wenn man das Training weder durchnässt noch dick eingepackt bewältigen muss. Daher fliegen während der Weihnachtsferien viele Ausdauersportler, unter ihnen auch der 18-jährige Neustadter Joshua Klein, wie die Zugvögel gen Süden. Eines der begehrtesten Ziele ist Monte Gordo in Portugal. Die Retortenstadt am Atlantik ist ein wichtiger Standort des Deutschen Leichtathletikverbandes (DLV), der in diesen Wintertagen mit seinen verschiedenen Laufkadern ein straff gespanntes Programm durchzieht. Und die jungen Spitzenläufer – die deutschen Nachwuchsstars Alina Reh, Konstanze Klosterhalfen (Goldmedaillengewinner Cross-EM 2015 Altersklasse U23 Einzel und mit Reh in der Mannschaft), Pascal Kleyer (8. der U18-Weltmeisterschaft 2015 über 800 Meter) oder Hendrik Pfeiffer (deutscher Rekordhalter U23 Halbmarathon) – kennen keinen Schmerz. Für den Pfälzer Klein, der ein Trainingslager auf eigene Kosten absolviert hat, waren es daher eine Menge Lehrstunden. Während Klein beispielsweise 15-mal 400 Meter in rund 70 Sekunden abspulte, spurtete Hendrik Pfeiffer diese Distanz mit U23-Vize-Europameister Fabian Gering und dem deutschlandweit schnellsten 3000-Meter-Läufer, Marius Probst, gleich 25-mal in jeweils 65 Sekunden herunter. Das aufwärmende Lauf-Abc wurde einfach in der ruhigen Querstraße am Hotel absolviert. Während Klein 120 Kilometer im Trainingslager gemeistert hat, legte das schnelle Nachwuchstrio des TV Wattenscheid in Portugal rund 175 Kilometer wöchentlich zurück. Pfeiffer hat im Herbst 2015 in Köln den 21 Jahre alten Rekord seiner Altersklasse im Halbmarathon gebrochen und eine Zeit von 63 Minuten für die 21 Kilometer-Distanz abgeliefert. Er hat seine Ziele im Gespräch mit dem Pfälzer klar definiert: „Ich möchte meine Strecke bis auf die Marathondistanz ausbauen. 2018 werde ich den ersten Marathon laufen. Mein Ziel sind die Olympischen Spiele in Tokio 2020.“ Das allerdings sagte er, während er durch das Hotel humpelte. Die vielen Läufe in Monte Gordo hatten ihre Spuren hinterlassen. Vor dem vier Jahre jüngeren Klein liegt noch ein zähes Stück Arbeit. Seine Bestzeit im Halbmarathon liegt genau zehn Minuten über Pfeiffers Galazeit. Aber für den Pfälzer, der bei der LG Region Karlsruhe von Günther Scheefer trainiert wird, gilt die Devise „langsam und sorgfältig aufbauen. Nicht übertreiben und nach dem Trainingsplan immer schneller werden“. Und von den „großen Vorbildern“ so viel wie möglich abschauen. Wir kennen das zu Jahresbeginn: Fast ein jeder fasst einen guten Vorsatz. Fast jeder will gesünder essen. Fast jeder will sich mehr bewegen. Ein Neustadter, der sich längst mehr als genug bewegt, ist sicherlich Radsportler Christoph Fuhrbach. Er hält seit 2010 den Weltrekord mit 21.060 Höhenmetern, die er in 24 Stunden auf dem Rennrad auf einem 1,8 Kilometer langen und durchschnittlich zehn Prozent steilen Straßenstück bei Grenzach-Wyhlen (Landkreis Lörrach) geschafft hat. Seit damals hat er sich wenig ausgeruht, wie folgende Zahlen beweisen: Im vergangenen Jahr ist er 730-mal die Kalmit hinaufgeradelt. Sein bisher „zweitbestes“ Ergebnis überhaupt. 2014 hat er den höchsten Berg im Pfälzerwald 765-mal per Rad erklommen. 2015 hat Fuhrbach insgesamt rund 418.000 Höhenmeter auf dem Rad gemeistert. „So viele wie noch nie“, informiert er und ergänzt: „Und habe dabei 17.000 Kilometer zurückgelegt – so viel wie selten zuvor.“ Dass der Neustadter im vergangenen Jahr auch noch 480 Kilometer gejoggt ist, nennt er einfach nur „sehr wenig“. Übrigens: Vielleicht wird Christoph Fuhrbach bald noch mehr trainieren. Denn Robert Petzold aus Sachsen, der vor einem halben Jahr das laut Fuhrbach „vermutlich schwerste Eintagesradrennen, Race across the Alps“ mit 525 Kilometern und rund 13.500 Höhenmetern gewonnen hat, will am 30./31. Juli Fuhrbachs 24-Stunden-Höhenmeter-Weltrekord knacken. „Ich traue ihm den Rekord absolut zu“, sagt Christoph Fuhrbach. „ Sollte Robert den Rekord knacken, stellt sich für mich die Frage, ob ich nicht 2017 oder 2018 noch einmal versuche, den Rekord erneut zu steigern, vielleicht als letzte Aktion für unsere Kampagne www.gutesleben-fueralle.de – und gleichzeitig als die letzte (hoch)leistungssportliche Aktion meines Lebens.“ Als andere (vor)letzte große Aktion absolviert der Neustadter noch ein Nonstop-Radrennen Ende Juli von Belgien bis in die Türkei (www.transcontinentalrace.com). (sab)

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