Neustadt Adrenalin fast mit Händen zu greifen
„Eingeklemmte Person auf der A 65!“ Gerade eben wurde Marco Himmighöfer mit dieser Information angepiept. Jetzt kommt es auf jede Sekunde an. Im Nu ist der designierte Haßlocher Wehrleiter in seiner Montur, während binnen Sekunden von allen Seiten ebenfalls über Pieper – im Feuerwehrdeutsch: Meldeempfänger – alarmierte Feuerwehrleute mit Fahrrädern und Autos zum Feuerwehrhaus in der Schillerstraße eilen. Alle hechten im Laufschritt zu ihrem Spind und werfen sich so schnell wie nur irgend möglich in ihre Ausrüstung. Die Träger der dunkelblauen Latzhosen sind noch nicht über die Schultern gezogen, als die Männer auch schon in die Fahrzeuge klettern und dabei in ihre Jacken schlüpfen. Das Adrenalin ist geradezu mit Händen zu greifen. Gerade mal eine Minute ist vergangen, dann macht sich das erste Feuerwehrfahrzeug auf zur Unglücksstelle, zwei weitere folgen auf dem Fuß. Das war keine Übung, sondern ein ganz normaler Einsatz, zufällig von der RHEINPFALZ live mitverfolgt. „Nach acht Minuten muss wirksame Hilfe vor Ort eingeleitet sein, das schreibt der Gesetzgeber vor“, sagt Marco Himmighöfer nach der erfolgreichen Rettung. „Da müssen wir schon ein bissel die Hosen wackeln lassen.“ Und er erklärt, welche Rolle die Haßlocher Einsatzzentrale im Notfall spielt. Nachdem die Alarmierung über die Berufsfeuerwehr in Ludwigshafen erfolgt ist, werde der weitere Einsatz von Haßloch aus koordiniert, schildert Himmighöfer die eingespielten Abläufe. „Die Kollegen in Ludwigshafen sind lediglich für die Erstalarmierung zuständig“, sagt er. „Sie sind 24 Stunden da und alarmieren dann die zuständige Feuerwehr.“ Zusätzlich zum Pieperalarm komme eine Einsatzdepesche per Fax in der Haßlocher Einsatzzentrale in der Schillerstraße an. Im genannten Notfall habe es noch Informationen zum genauen Unfallort gegeben. Es sei ein Alarm für alle gewesen, bei dem die Wehrleute per Sammelruf zum Einsatz gerufen würden. Mit zahlreichen Knöpfen, Bildschirmen und Telefonen ausgerüstet, hat die Einsatzzentrale ihren Sitz in einem separaten Raum im Feuerwehrhaus. An dem ausladenden Pult nehmen dann ein oder zwei Koordinatoren Platz, die den Kontakt zu den anderen Rettungskräften und zu den Kollegen vor Ort halten, so Himmighöfer. Einer davon sollte die Gruppenleiterausbildung haben, schiebt er noch nach. „Die Erstkommunikation erfolgt über Funk, Handys kommen erst später vielleicht zum Einsatz.“ Über zwei Arbeitsplätze mit Touchscreen-Bildschirmen könne direkt auf die Funkgeräte zugegriffen werden. Momentan seien drei Analog- und drei Digitalfunkgeräte parallel im Einsatz, da der verschlüsselte Digitalfunk in Rheinland-Pfalz noch in der Erprobungsphase sei. Dann gibt es noch die PCs in der Mitte, „ganz normale Rechner, auf denen Dokumente wie verschiedene Pläne oder auch Datenblätter von gängigen Pkw-Modellen abgelegt sind“. Die PCs dienen laut Himmighöfer auch als Internetzugang, etwa, um bei Gefahrgutunfällen Informationen über bestimmte Chemikalien zu recherchieren oder über einen Wetterservice Infos abzurufen. Die Lageberichte der einzelnen Einsatzfahrzeuge kommen ebenso bei den Koordinatoren in der Einsatzzentrale an wie beispielsweise Zusatzinformationen der Polizei oder Anfragen der Rettungsdienste vor Ort. Die Männer am Pult verständigen laut Himmighöfer bei Bedarf den Abschleppdienst, informieren die Straßenmeisterei oder sorgen dafür, dass noch benötigte Materialien schnell am Einsatzort ankommen. Auch Nachalarmierungen werden seinen Worten zufolge über die Haßlocher Einsatzzentrale erledigt, wenn weitere Einsatzkräfte aus der Nachbarschaft, etwa aus Neustadt oder Böhl-Iggelheim, gebraucht werden. Und dann gibt es noch eine ganze Reihe von Knöpfen am Pult der Einsatzzentrale: Über diese können beispielsweise die Hallentore automatisch geöffnet und geschlossen werden, erklärt Himmighöfer. Denn schließlich soll im Ernstfall keiner der Koordinatoren den Platz in der Einsatzzentrale verlassen müssen.