Neustadt Acht Jahre Arbeit und kein Ende

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Über tausend Seiten stark ist sie geworden: die Chronik über „Familien in Duttweiler vom 17. Jahrhundert bis 2015“. August Gerlinger aus Haßloch hat sie innerhalb acht Jahren erstellt, geschätzt über 15.000 Stunden akribischer Recherchearbeit investiert, Dutzende Archive und Akten durchforstet und Tausende von Daten mit einem speziellen Genealogie-Computerprogramm erfasst.

Trotz der technischen Erleichterung sei er sehr dankbar gewesen, dass ihn Freunde, Bekannte, Duttweilerer Bürger und seine Familie unterstützt hätten, sagt Gerlinger rückblickend und blättert zufrieden durch die Seiten „seiner“ Chronik. Schwester, Schwiegertochter und Ehefrau hätten gegengelesen sowie für Layout und Bebilderung gesorgt oder ihm den Rücken freigehalten und Fahrdienste übernommen. „Kühl muss er es zum Arbeiten haben und ab und zu einen Espresso oder Kaffee“, sagt Ehefrau Gisela lachend. Und Gerlinger ergänzt schmunzelnd, dass er „einen kühlen Kopf und Musik, am liebsten Oldies, meine Zeit war die der Beatles“ brauche – dann laufe es am besten. Bei der Arbeit müsse er konzentriert sein. Das gelte allerdings auch schon vor dem Erfassen der Daten, denn bei der Archivrecherche warte so manche schweißtreibende Überraschung, berichtet der Autor. Zunächst einmal müsse man klären, welche Daten eingesehen werden dürften. Und nicht in jedem Archiv – Gerlinger hat nicht nur in Gemeinde-, Stadt- und Landesarchiven-, sondern auch im Bischofsarchiv und im Archiv der evangelischen Landeskirche geforscht – seien Kopien und Fotografien gestattet, erinnert er sich. Deshalb habe er nach der Erklärung, warum er an den einsehbaren Daten ein Interesse habe, diese auch direkt erfasst. Allerdings seien Urkunden oft handschriftlich archiviert, oder man könne Abschnitte daraus gar nicht mehr lesen, weil Flecken die Schrift verwischt hätten. Manche Notizen seien so kurz gehalten, dass man zusätzliche Quellen brauche. Die Zeit habe er nur gehabt, weil er als ehemaliger Grundschullehrer – von 1971 ab immer an der späteren Ernst-Reuter-Schule in Haßloch – 2013 in Pension gegangen sei. Entstanden sei die Chronik eigentlich zunächst aus rein persönlichem Interesse zur goldenen Hochzeit der Eltern, da er seine ersten Kindheitsjahre in Duttweiler verbracht habe und sein Vater aus dem Dorf stamme. Aus der Sammlung von Daten für den familieneigenen Stammbaum sei dann schnell eine Leidenschaft geworden. Die Spuren von Duttweilers Bürgern und ihren Abkömmlingen ließen sich über Duttweiler hinaus, durch die deutschen Bundesländer und Europa bis in die USA verfolgen. „Anhand der Chronik kann man ja nicht nur erkennen, wer wann geboren, mit wem verheiratet war und wie viele Kinder er hatte“, weiß Gerlinger. Auswanderer, Würdenträger, Sitten und Gebräuche würden lebendig. Die Geschichte Duttweilers hat der ehemalige Kulturdezernent und Duttweilerer Marc Weigel historisch fundiert aufbereitet. Sie gibt den nachfolgenden Daten zusätzlich Lebensbezug. Den Gerlingers sind im Buch acht Seiten vorbehalten, wo sich beispielsweise auch Notizen finden wie „Die Witwe stellt 1854 den Antrag, zum Besuch nach Nordamerika fahren zu dürfen. Für die wahrscheinliche, unerlaubte Auswanderung der Kinder fehle allerdings bisher noch der Nachweis“. Das zeige auch, warum man mit solch einem Buch eigentlich nie fertig werde, sagt Gerlinger lachend und sucht bereits weiter. Deshalb fordert er nicht nur die Buchkäufer zu Tipps und Infos auf. Denn zum einen könnten sich bei der Datenflut auch einmal trotz aller Sorgfalt Fehler eingeschlichen haben, zum anderen liebe es die Familie auch, über die Suche Kontakte zu knüpfen. „Da passiert es dann, dass Leute anrufen, die auf einem Flohmarkt ein Poesiealbum gefunden haben, das persönliche Daten enthält, und ich kann Verwandte zusammen führen“, freut sich Gerlinger. Ergänzt werden die alphabetisch sortierten Einzeldaten der Familien durch ein Namensregister und ein Ortsverzeichnis. Info Aufgrund des großen Interesses an den ersten 200 Exemplaren will August Gerlinger die Familienchronik noch einmal nachdrucken lassen will. Allerdings würden diese Bücher dann etwas teurer, er schätzt so um die 40 Euro. Infos und Bestellung bei August Gerlinger, Telefon 06324/4734.

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