Neustadt Ab morgen unter Dampf

Dampflok „Speyerbach“: mit offener Rauchkammertür und Ralf Rudolph.
Dampflok »Speyerbach«: mit offener Rauchkammertür und Ralf Rudolph.

Im Betriebswerk der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (DGEG) in der Neustadter Spitalbachstraße hat die „Speyerbach“ Winterschlaf gehalten. Zumindest für einige Wochen. Doch um sie rechtzeitig zum Saisonstart am 1. Mai auf Vordermann zu bringen, musste sie ziemlich früh geweckt werden. Fällig war unter anderem eine Kesselreparatur. Was sich so einfach anhört, gestaltete sich kompliziert. Über 100, zum Teil sehr versteckt gelegene Schraubverbindungen mussten gelöst werden, um den Kessel aus dem Lokrahmen heben zu können, bevor sich eine Fachfirma ans Werk machen konnte. Und das war nur ein Bruchteil der Arbeit. Voller Einsatz hieß es daher für das Werkstattpersonal, um nach erfolgter Reparatur alles wieder ins rechte Lot zu bringen. Ohne Prüfung kein Saisonstart An diesem Morgen ist der Neustadter DGEG-Vorsitzende Ralf Rudolph in der großen Halle zu Gange. Es riecht stark nach Maschinenöl, wovon auch Rudolphs Hände Zeugnis ablegen. Die Rauchkammertür ganz vorn an der „Speyerbach“ steht offen, mittels einer Leiter hat sich der Hobby-Eisenbahner auf Augenhöhe mit der Technik gebracht. Die historische Lok ruht über einer offenen Grube, über ihr ist ein Rauchabzug. „Der einzige, der in der Halle noch vorhanden ist“, erläutert Rudolph – zum Glück, weil dadurch die Lok auch mal drinnen angeheizt werden kann. Rudolph wartet an diesem Tag auf einen Prüfer, der bestätigt, dass alles in Ordnung ist. „Wie beim TÜV“, meint er. Nur dann darf das Bähnel morgen seine Ausflugsfahrten von Neustadt über die Haltestellen Lambrecht, Frankeneck, Erfenstein, Breitenstein und Helmbach nach Elmstein antreten. „Sissi“ fehlt noch so einiges Signalüberwachung, Fahrtenschreiber und mehr sind also Pflicht. Genau diese Technik fehlt aber noch bei „Sissi“, jener Dampflok mit Geburtsdatum 1928 und österreichischem Migrationshintergrund, die im vergangenen Jahr Einzug bei den Neustadter Eisenbahnfreunden gehalten hat. Sie bringt doppelt so viel Leistung wie die „Speyerbach“ und würde deshalb keine Schützenhilfe brauchen, wenn alle verfügbaren Wagen gleichzeitig gezogen werden müssen – weil die Fahrgast-Nachfrage so groß ist. Doch muss die „Speyerbach“ noch eine Saison durchhalten, bis „Sissi“ endgültig streckentauglich ist. „Dafür investieren wir noch mal richtig Geld“, sagt Rudolph. Vor dem Start müssen aber nicht nur Lok und Wagen in Schuss gebracht werden. Auch die Bahnmeisterei war wieder im Einsatz, wie ohnehin das ganze Jahr über. „Kein Kuckucksbähnel ohne Gleise“, lautet die Parole der „Amateurgleisbauer“, sprich: der Ehrenamtlichen von DGEG und Förderverein. Betreut werden 10,4 Kilometer Streckengleise bis nach Elmstein plus einige hundert Meter Nebengleise. Alles in allem wurden für die Saison 2019 über 200.000 Euro investiert. Achtköpfiges Team wartet auf die Fahrgäste Wenn das Kuckucksbähnel morgen um 10.45 Uhr auf Gleis 5 im Hauptbahnhof startet, ist auch das acht Köpfe zählende Bahnteam zur Stelle – darunter Lokführer, Heizer, Schaffner und, ganz wichtig, das Barwagen-Personal. Drei Ehrenamtliche sind im Pfalzbahnmuseum aktiv, um die Besucher zu betreuen. Das Museum im einzigen noch betriebenen Lokschuppen weltweit barrierefrei zugänglich zu machen – daran arbeiten die Eisenbahnfreunde noch. Ralf Rudolph ist zuversichtlich, dass es mittelfristig klappt, einen Aufzug mit Rampe in der Schillerstraße zu installieren. Morgen aber ist zunächst einmal Saisonstart. Dann stehen Hauptbahnhof und Elmsteiner Tal an etlichen Sonn- und Feiertagen unter Dampf – bis zum letzten Fahrtag am 13. Oktober. Neben den Regelfahrten sind wieder Sonderausflüge zu haben. Oder besser gesagt waren. Denn die rollenden Weinproben, die Mittsommernachtstour und Musikfahrten sind schon wieder ausgebucht. Für die Nikolausfahrten gilt das indes nicht – weil sie erst ab 1. August gebucht werden können. Info Alles rund ums Kuckucksbähnel samt Fahrplänen und Fahrpreisen in der Saison 2019 findet sich auf der Homepage unter der Internet-Adresse www.eisenbahnmuseum-neustadt.de

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