Neustadt A bissel mit dem Oasch wackeln

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Neustadt. Mit einem ihrer größten Hits, „Mir san a bayrische Band“, stellte sich die „Spider Murphy Gang“ am Freitag beim „Weinbeat Open-Air“ im Mußbacher Schwimmbad vor. Das hatten die Fans zwar schon vorher gewusst, trotzdem war es der perfekte Einstieg in ein Konzert, das mit seinen temporeichen Reminiszenzen an den Rock’n’Roll der Fifties keine Wünsche offen ließ.

Besonders Gitarrist Gerhard Gmell alias Barny Murphy scheint die Spieltechnik von Chuck Berry intensiv studiert zu haben. Trotzdem ist die Musik der „SMG“ natürlich nicht in den 1950er Jahren stehengeblieben. Ihre Wurzeln hat sie da allerdings, auch wenn die meisten Songs, die die Band in Mußbach spielte, aus ihrer Hoch-Zeit stammten, die sich im Sog der „Neuen Deutschen Welle“ über die erste Hälfte der 80er erstreckte. Barny und Sänger/Bassist Günther Sigl sind die beiden einzigen Gang-Mitglieder, die aus diesen Tagen noch übrig geblieben sind. Über die Jahre dazugekommen sind Saxophonist Otto Staniloi, Gitarrist Willie Duncan – laut Sigl der einzige Schotte weltweit, der bayerisch singt – und, ganz frisch, Schlagzeuger Andreas Keller. Die Keyboards bedient normalerweise Ludwig Seus, der zur Zeit in Urlaub ist und sich von Wolfgang Götz, der in der Band schon seit 1993 immer wieder mal auf unterschiedlichen Positionen aushilft, angemessen vertreten ließ. Obwohl Sigl mit 69 und Murphy mit 62 mittlerweile auch nicht mehr zu den Jüngsten zählen, stellten sie und ihre Mitstreiter gleich im zweiten Song ostentativ klar: „Mir ziehen’s net aus, unsere Rock’n’Roll Schuah!“ Und, als gelte es ihre Fitness unter Beweis zu stellen, hüpfte Murphy dazu im „Duckwalk“ über die Bühne, während Sigl mit Duncan und Staniloi im Hintergrund ein perfekt einstudiertes Tänzchen auf das Parkett legte. Überhaupt war die gute Stimmung, die in der Gruppe vorherrschte und die sich durch Sprüche wie „Losst´s uns alle zusammen ein bissel mit dem Oasch wackeln“ auch schnell auf die Konzertbesucher übertrug, spürbar nicht Teil der Show, sondern kam direkt aus dem Herzen. Da wurde viel gelacht und gefeixt zwischen und während den einzelnen Songs, von denen viele von Sigl auf sehr humorvolle Art angesagt wurden. So beschwerte sich der nur 1,62 Meter kleine Musiker in seiner Moderation zum nächsten „SMG“-Klassiker „Mit’n Frosch im Hois und Schwammerln in de Knia“ darüber, dass er aufgrund seines geringen Körpermaßes eine schwierige Jugend hatte und nur selten eine Freundin abkriegte, weil er immer von Kerlen wie Murphy überragt wurde. Der ist nämlich 165 Zentimeter lang. Nach der Liebeserklärung an die Heimatstadt der „Spiders“. München, mit dem Titel „Sommer in der Stadt“ und dem Chuck Berry-Cover „Little Queenie“, in der bayerischen Version „Autostop nach Schwabing“ geheißen, ließ die Band dann eine fast nicht enden wollende Serie ihrer Charthits folgen, die Kettenraucher Barny beinahe keine Zeit mehr ließ, wie gewohnt, eine brennende Zigarette an seine Gitarre zu klemmen. „Pfüati Gott Elisabeth“, „Wer wird denn woana“, „Ich schau di’ an“ natürlich mit „Peep-Peep“-Begleitung aus dem Publikum, „Wo bist du?“, dazu eine viertelstündige Fassung von „Schickeria“ mit Soloeinlagen aller Bandmitglieder und zum krönenden Abschluss natürlich den „Skandal im Sperrbezirk“ – die „Spider Murphy Gang“ ließ nichts aus, um die Stimmung zum Überkochen zu bringen. Zugaben waren da unvermeidlich und, schier unglaublich, auch dabei konnten die Münchener noch genug zum Mitsingen geeignetes Material aus dem Ärmel schütteln. Nach „Herzschmerzen“ und „So a schöner Tag“ verließen sie zum zweiten Mal die Bühne, wurden aber erneut durch frenetische „Zugabe“-Rufe, begeisterte Pfiffe und donnernden Applaus zurückgeholt. Mit „Rock´n´Roll Rendezvous“, seiner allerersten Single, beendete das Sextett seine Vorstellung, die allen, die dabei waren, sicher in Erinnerung bleiben wird, dann endgültig. Zu Beginn des Konzerts hatte der Heidelberger Sänger und Boogie-Woogie-Pianist Harald Krüger als Anheizer eine halbe Stunde lang gerockt, was das Zeug hielt, und damit prächtig auf das Kommende eingestimmt.

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