Neustadt „A bayrische Band“

Neustadt-Mussbach. Die unkaputtbare „Spider Murphy Gang“ unternimmt im September unter der Überschrift „Rock’n’Roll Tour 2016“ eine kleine Konzertreise, die sie von der Schweiz im Süden bis hoch in den Norden nach Kiel führt. Am 2. September legt sie dabei auch einen Zwischenstopp in Mußbach ein, wo sie beim diesjährigen „Weinbeat Open Air“ auftritt. Der Abend verspricht die Begegnung mit einer deutschen Musik-Legende.
Die Band, deren Name sich auf den fiktiven Gangster Spider Murphy aus Elvis Presleys Song „Jailhouse Rock“ bezieht, wurde 1977, also vor fast 40 Jahren, von Günther Sigl, Gerhard Gmell – besser bekannt als „Barny Murphy“ – Michael Busse und Franz Trojan als Rock’n’Roll-Band gegründet und machte sich zunächst mit Auftritten in Amiclubs einen Namen. Daneben waren die Musiker auch als Sidemen von damals bekannten Gesichtern der Münchener Szene aktiv. So findet sich auf „YouTube“ beispielsweise ein Video, auf dem Popsänger Peter Kent seinen größten Hit „It’s A Real Good Feeling“ in Ilja Richters „Disco“ vorstellt. Wer genau hinschaut, wird dabei Günter Sigl als Bassisten identifizieren können. Den Durchbruch brachte dann Ende der 70er Jahre die Begegnung mit dem mittlerweile verstorbenen Radiomoderator Georg Kostya, einem wichtigen Förderer des Münchner Musiklebens mit besonderer Vorliebe für den Rock’n’Roll der 50er und 60er Jahre. Kostya, der unter anderm auch dem „Zither Manni“ zu seiner lang andauernden Karriere verholfen hat, schlug der „Spider Murphy Gang“ vor, doch einmal etwas damals völlig Neues zu versuchen und selbstgeschriebene Rock’n’Roll-Stücke im bayerischen Dialekt vorzutragen. Günter Sigl, bis heute der Hauptsongschreiber der Band, zeigte sich zunächst skeptisch, versuchte es dann aber doch, und als Ergebnis kam 1980 die Langspielplatte „Rock’n’Roll Schuah“ auf den Markt, die zunächst noch keine besondere Beachtung fand und in Deutschland erst zwei Jahre später in die Charts kam, nachdem die „Gang“ mit Titeln wie „Skandal im Sperrbezirk“, „Schickeria“ oder „Mit’n Frosch im Hois und Schwammerl in de Knia“ und der LP „Dolce Vita“ längst berühmt geworden war. Auf dem Weg dahin waren der Band neben ihrem unbestrittenen Können auch Zufall, Glück und der Zeitgeist zu Hilfe gekommen, denn genau in dem Moment, als sie ihre ersten bayerisch gesungenen Aufnahmen machte, wurde die BRD von der „Neuen Deutschen Welle“, einer eigenständigen Richtung zwischen deutschsprachigem Punk und New Wave, überschwemmt und alle Deutsch singenden Interpreten als Teil der „NDW“ angesehen. In Wirklichkeit war die „Spider Murphy Gang“ nie etwas anderes gewesen als eine Rock’n’Roll-Band, die ihre Vorbilder in Größen wie Chuck Berry oder Elvis Presley sieht. Dieser Umstand kam der Gruppe wenig später zugute, als der Hype um die „Neue Deutsche Welle“ genauso schnell abebbte, wie er entstanden war. Zwar ließ auch der Erfolg der „Spiders“ ab 1985 merklich nach, der Ruf der Band war aber immer noch gut genug, um sie nicht untergehen zu lassen. Busse und Trojan verabschiedeten sich, doch Sigl und Gmell gaben nicht auf und machten mit anderen Musikern weiter. Als neuen Keyboarder stellten die beiden Ludwig Seuss vor, und das Schlagzeug bediente nun Paul Dax. Als zusätzlichen Gitarristen heuerten sie den seit 1977 in Bayern lebenden Schotten Willie Duncan an, und mit Otto Staniol holten sie einen Multiinstrumentalisten an Bord, der den Sound unter anderem mit diversen Blasinstrumenten verfeinerte. Bis 2004 erschienen auch weiterhin regelmäßig neue Alben, als letztes die Doppel-CD „Skandal im Lustspielhaus“, auf der die Band ihre großen Hits in Unplugged-Versionen vorstellte, sich aber auch auf ihre Wurzeln zurückbesann und Rock’n’Roll-Klassiker wie „Blue Suede Shoes“ oder „Rock Around The Clock“ neu interpretierte. Danach wurden nur noch der gesamte Back-Katalog in CD-Form und jede Menge „Best of“- Kompilationen herausgebracht. Für das kommende Jubiläumsjahr haben die „Spiders“ allerdings eine Neuveröffentlichung angekündigt, auf der auch ein paar neue Songs enthalten sein sollen. Aufgenommen wird die Scheibe unter Mitwirkung des Drummers Andreas Keller, der seit kurzem den Platz am Schlagzeug für den nach 24 Jahren ausgestiegenen Paul Dax einnimmt. Der in Karlsruhe geborene Keller war vor drei Jahren, damals noch als Schlagzeuger von Paul Vincents Band „Vincent Rocks“, schon einmal in Neustadt gewesen. Das Publikum des „Weinbeat Open Airs“ darf sich jetzt darauf freuen, ihn als eines der ersten live mit der „Spider Murphy Gang“ zu erleben. Die Rolle des Anheizers übernimmt im Vorprogramm der Heidelberger Boogie-Woogie Pianist Harald Krüger, der in der Region kein Unbekannter ist und hier schon öfters mit seiner Stammband „Krüger rockt“ schweißtreibende Auftritte abgeliefert hat. Termin Das „Weinbeat-Open-Air 2016“ mit der „Spider Murphy Gang“ steigt am Freitag, 2. September, ab 20 Uhr im Mußbacher Schwimmbad. Einlass ab 18.30 Uhr. Support: Harald Krüger. Karten (26,95 Euro) bei Tabak Weiss in Neustadt, dem Weinland Meckenheim und der Papierschatulle in Mußbach, unter www.palatino-concerts.de und an allen bekannten Vorverkaufsstellen. |hk