Neustadt 191 Jahre Hambacher Fest: Menschen feiern auf Schloss
Wenn Sebastian Linzenmeyer alias Basti von der Katze singt, die allein tanzt und noch dazu nur auf einem Bein, sind die jüngsten Gäste hin und weg. Am Samstagnachmittag ist feiern und mitsingen angesagt auf dem Hambacher Schloss bei Neustadt, der Wiege der deutschen Demokratie.
191 Jahre ist es her, dass Zigtausende hinaufgezogen sind, um für Bürger- und Freiheitsrechte sowie einen gesamtdeutschen Nationalstaat zu demonstrieren. Die Stiftung Hambacher Schloss und die Stadt Neustadt haben deshalb für 27. Mai zu einem musikalischen Mitmachfest eingeladen, und viele Menschen sind dem gefolgt. Noch bis in den Abend hinein wird auf dem Schlossgelände und im Schloss ein Programm angeboten, zu dem auch Workshops und gemeinsames Singen gehören. Mit dabei ist die rheinland-pfälzische Innen-Staatssekretärin Simone Schneider als Vorsitzende des Stiftungsvorstands.
Freibad erinnert an Vormärz
Ein Akzent in Sachen Demokratie war aber schon am Samstagmorgen im Freibad Hambach beim Saisonstart gesetzt worden. Jetzt ist eine Gebäudewand mit einem Relief des Neustadter Künstlers Gerhard Hofmann versehen, das Protagonisten des Hambacher Fests von 1832, dem sogenannten Vormärz, im Schwimmbad zeigt. Zum Beispiel Johann Philipp Abresch, der Fahnenträger des Hambacher Fests, der nun auf dem Sprungturm das schwarz-rot-goldene Banner schwingt. Oder Philipp Jakob Siebenpfeiffer, der Dienst im Kassenhäuschen schiebt, während Johann Georg August Wirth in der Warteschlange steht. Über allem thront das Hambacher Schloss – auf dem Kunstwerk, aber auch in der Realität.
Dass auf dieses Fest am Pfingstsonntag ein Demonstrationszug aufs Schloss folgen wird, den die sogenannten Weißen, darunter Reichsbürger und Querdenker, angemeldet haben, ist auf dem Weg zum Schloss sowie auf dem Gelände selbst überall zu spüren. In Hambach zum Beispiel wird mit in Rebzeilen aufgehängten Plakaten zum Protest gegen diesen Aufzug aufgerufen. Wer das Schlossgelände betritt, blickt auf eine Plakatreihe „Neustadt bleibt bunt“, darüber hängt am Gebäude ein Banner mit der Aufschrift „Hambach ist bunt“, unterstrichen durch farbige Schlossfenster.
Auf der Zufahrtsstraße aus der Innenstadt bis auf den Schloss-Parkplatz sind seit Samstagmorgen Parolen wie „Schorle statt Schwurbel“ oder „Wissenschaft statt Verschwörungstheorien“ mit Kreidesprühfarbe aufgebracht. Das allerdings hat auch die Polizei auf den Plan gerufen: Sie bat am Samstagmittag um Zeugenhinweise auf die Urheber.