Neustadt Über den Kirchturm hinaus: Pfarrer Riether über Mut

Benno Riether.
Benno Riether.

In den letzten Monaten fällt mir auf, dass ich immer wieder zögere. In mir schwingt der Satz „Wenn mal ...“ Diese Haltung hat sich klammheimlich ins Denken und Planen eingeschlichen. Deswegen rüttelt mich ein Satz aus England, den ich gelesen habe, auf: „Die Mühle kann nicht mit dem Wasser mahlen, das vorübergeflossen ist.“ Ja, diese Wahrheit erlebe ich in meinem konkreten Umfeld. Da sind zwei junge Paare, die letztes Jahr ihr erstes Kind bekommen haben. Sie leben in Mietwohnungen und haben davon geträumt, ein Häuschen zu renovieren, um ein Nest für die Familie zu bauen. Sie haben sich nicht abschrecken lassen von den aktuellen Schwierigkeiten. Klar, sie können nicht einfach in Baumärkte oder Möbelhäuser gehen. Die Abstandsregeln machen es schwierig, Helfer in die Aktionen einzubeziehen und vieles mehr ist kompliziert.

Trotzdem haben sie es gewagt und sind gerade dabei, in die noch unfertigen Häuser einzuziehen. In den nächsten Monaten wird ihr Nest fertig sein. Beschämt bewundere ich den Mut und die Zuversicht dieser jungen Menschen. Sie lassen mich meine Zögerlichkeit überdenken. Passend zu meiner eigenen Situation im fortgeschrittenen Alter habe ich einen Spruch von Rabindranath Tagore gefunden: „Wer Bäume pflanzt, obwohl er weiß, dass er nie in ihrem Schatten sitzen wird, hat zumindest angefangen, den Sinn des Lebens zu begreifen.“ Ich wünsche uns allen diesen Mut und diese Zuversicht.

Der Autor

Benno Riether (61), Kooperator in der Pfarrei Hl. Theresia von Avila Neustadt.

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