Neustadt Über den Kirchturm hinaus: Aller guten Dinge sind drei

Silke Kessler
Silke Kessler

Warum hinter dem Dreifaltigkeitstag am Sonntag mehr steckt als angenommen.

Erinnern Sie sich noch an folgende Rauchpfeifen-Werbung aus den Siebzigern? Sie wurde von Loriot als Cartoon gestaltet: „Drei Dinge braucht der Mann: Feuer – Pfeife – Stanwell“. Für eine gewisse Zeit war die Aufzählung dieser drei Dinge wie ein geflügeltes Wort, dem damaligen Zeitgeist geschuldet. Aber sie war so einprägsam, dass ich sie bis heute kenne, obwohl ich damals ein Kind war. Drei Dinge – drei Wünsche – drei Versuche - 1,2,3 und hopp ...

Der eben erwähnte Werbeslogan jedenfalls nimmt das Sprichwort auf, dass aller guten Dinge drei sind. Und welche Dinge das sind, die gut für mich sind, oder die zu meinem Leben passen, ist abhängig von mir und meinem Lebensgefühl.

Drei die Zahl der Vollkommenheit

Vielleicht nehmen Sie sich einmal ganz kurz Zeit und überlegen sich: Welche drei Dinge würden mir heute gut tun, welche drei Dinge zeigen etwas von dem, was in meinem Leben Priorität hat. Sie können sich auch überlegen, welchen drei Menschen Sie gedanklich gerade begegnen und wem Sie etwas Gutes wünschen möchten. Vielleicht könnten Sie auch ganz konkret mit einer Tasse Kaffee oder Tee, einem Buch und einem schönen Platz eine Auszeit vom Alltag machen.

Aller guten Dinge sind drei. Die Drei ist die Zahl, die die Vollkommenheit zum Ausdruck bringt. In der Musik ist es der Dreiklang, der Harmonie erzeugt.

Am Sonntag feiert die katholische Kirche den Dreifaltigkeitssonntag. Es ist theologisch sicher eines der komplizierteren Themen, das ich Ihnen gar nicht zumuten möchte. Aber in jedem Kreuzzeichen und in vielen Anreden sprechen wir Christen „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ aus.

Über die pfälzische Dreifaltigkeit

Gott in drei Weisen – dreifaltig, vielfältig und ganz unterschiedlich und doch eins. Gott ist vollkommen und vollkommen anders, weil ich ihn in drei guten Wegbegleitern erfahren kann. Der Name Gottes Jahwe bedeutet „Ich bin da“ und sagt mir zu, egal was ist, du bist nicht allein. Jesus, der Messias, der Heiland oder Retter ist mir als Mensch nahe, weil er erfahrbar macht, dass Gott uns Menschen liebt. Und der Heilige Geist, die heilige Geistkraft oder Ruach, ist die Lebendigkeit, die mich befähigt zu handeln, zu lieben oder zu trösten. Drei Dinge, die mir in einer Beziehung guttun und mich stärken können.

Ich wünsche ihnen vielfältige Erfahrungen von Dreifaltigkeit in der kommenden Zeit. Nicht abstrakt, sondern möglichst konkret. Sie selbst entscheiden, welche drei Dinge Sie brauchen. Gott macht uns ein Angebot, was zu mir und meinem Leben gut passen könnte. Vielleicht auch folgendermaßen: Begegnung mit Menschen, Sonne und ein gutes Glas Wein. Das könnte man pfälzische Dreifaltigkeit nennen.

Die Autorin

Silke Kessler, Klinikseelsorgerin am Pfalzklinikum Klingenmünster

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