Neustadt Über den Kirchturm hinaus: Überzeugend auftreten

Bernhard Braun.
Bernhard Braun.

Die Menschen scheinen alles zu glauben, wenn man es gut verkauft. Nur von der Botschaft „Gott ist die Liebe“ wenden sie sich immer mehr ab.

Man muss nur mit großer Überzeugung etwas vertreten, dann laufen einem die Leute nach. Das haben wir vor fast 90 Jahren erlebt mit dem „größten Führer aller Zeiten“. Wir erleben das jetzt immer häufiger. Gott sei Dank aber nicht in dieser weltzerstörenden Dimension.

Besonders ist das Ausmaß aktuell in Amerika, wo fast die Hälfte der Einwohner glaubt, was ihr ehemaliger Präsident Trump unbewiesen behauptet: Die Präsidentschaftswahlen seien manipuliert worden. Wir haben alle noch die Bilder der Horde vor Augen, die das Kapitol gestürmt haben.

Davon viele der QAnon-Bewegung, die behaupten, eine einflussreiche, weltweit agierende, satanistische Elite entführe Kinder, halte sie gefangen, foltere und ermorde sie, um aus ihrem Blut eine Verjüngungsdroge zu gewinnen. Und Hillary Clinton wäre ihre Anführerin. Und die Menschen glauben das! Vor ein paar Jahren behauptete jemand, das Ende der Welt genau zu kennen, und auch er scharte Hörige um sich, die ihm unhinterfragt folgten. Als das Ende dann doch nicht eintraf, begingen sie gemeinsamen Selbstmord.

Wilde Impfgerüchte

Bei uns gibt es zur Zeit die wildesten Gerüchte über die Corona-Impfungen. Was da, vor allem über das Internet, wieder behauptet wird, lässt einem an dem Verstand der Leute zweifeln: Bill Gates lässt bei der Impfung einen Chip unter die Haut einsetzen, um die Menschen zu überwachen. Jemand anders behauptet, 5G-Strahlen der neuesten Fernmeldetechnik würden die Menschen krank machen, nicht das Coronavirus. Laut der Konrad-Adenauer-Stiftung sind sogar ein Drittel der Deutschen offen für eine solche Theorie.

Es ist immer das gleiche Muster: Ein Einzelner beginnt, entwickelt seine Theorie und macht sie mit großer Überzeugungskraft kund. Gleich finden Gleichgesinnte diese Aussagen passend zu ihrem Leben. Schon verbreiten sie diese Lehren weiter. Und ehe man sich umsieht, sind da jede Menge Anhänger.

Was machen wir falsch?

Man muss nur überzeugend etwas vertreten, dann laufen einem die Leute nach, wenn es auch vollkommen unbewiesen oder abstrus ist. Dies mag verschiedene Gründe haben: Unsicherheit, Unwissen, Existenzangst, Gruppengefühl und Nichtverstehen der Zusammenhänge.

Auf der anderen Seite haben wir als Christen die beste Nachricht aller Zeiten: Gott ist die Liebe. Jesus ist das Leben. Millionenfach belegt durch glaubwürdige Zeugen. Aber von dieser Botschaft wenden sich die Menschen ab. Irgendwas machen wir falsch.

Der Autor

Bernhard Braun, katholischer Pfarrer in Deidesheim.
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