Neustadt Zum Gedenken und als Geschenk

«Neustadt». In der Alten Winzinger Kirche erinnern sich Familie und Freunde musikalisch an die in Athen verstorbene Geigerin Elisabeth Schäfer-Koutsouvelis aus Hambach.

In eine fast intim warmherzige, unaufgeregte und sehr familiäre Stimmung war dieses besondere Kammerkonzert am Sonntagnachmittag eingebettet – obgleich die Alte Winziger Kirche St. Ulrich bis in die letzten Winkel gefüllt war, das Programm und seine Interpreten mühelos auch auf prominenterem Podium überzeugt hätten. Für Spiros Koutsouvelis, Pianist und Hochschuldozent aus Athen, hatte sich dieses Gedenkkonzert für seine vor zwei Jahren verstorbene Frau Elisabeth Schäfer-Koutsouvelis zum Herzenswunsch verdichtet. Elisabeth Schäfer stammte aus einem Hambacher Weingut, hatte Musik studiert, in verschiedenen Orchestern und als Kammermusikerin reüssiert, bevor sie 1991, auch der Liebe wegen, nach Athen übersiedelte. Dort, in ihrer zweiten Heimat, war die Bratscherin Mitglied der Camerata Athen. Die Künstler, die den Gedenkabend gestalteten, waren sämtlich zeitweise oder länger Weggefährten. Und es durfte diesmal, mehr als sonst in Konzerten üblich, gesprochen, erzählt und erinnert werden. Georg Scholz beispielsweise, damals Deutsch-Lehrer am Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium, ließ die kritische Schülerin Elisabeth Schäfer, zu der wohl auch später der (briefliche) Kontakt nie wirklich abbrach, fürs Auditorium gedanklich auferstehen. Maria Stange, Harfenistin und Professorin an den Hochschule Stuttgart und Karlsruhe mit Wohnsitz Bayern, erzählte nicht minder persönlich und herzerfrischend aus der gemeinsamen Schulzeit mit „Liz“. Elisabeths Bruder Ulrich Schäfer, Trompeter und Urgestein des Hambach-Winzinger Posaunenchors, hatte sich mit Landeposaunenwart i. R. Traugott Baur (Posaune) und Nadine Eichhorn (Trompete) und Jörg Kramer (Posaune) zum Quartett formiert. Eine schlichte, blitzsauber vorgetragene Choralbearbeitung von Johann Sebastian Bach, Giovanni Battista Pergolesis „Moderato“ und Bachs „Echo“ eröffneten den musikalischen Teil des Abends. Maria Stange wiederum, die das Recital nach der Pause anführte, hatte mit der Sarabande aus der Lauten-Suite BWV 996 von Johann Sebastian Bach und Gabriele Faurés „Une châtelaine en sa tour“, op. 110, zwei wunderbar elegische, teils auch versponnenen heitere Stücke ausgewählt. Letzteres mit Blick „auf da, wo wir aufgewachsen sind, zu Füßen der Hambacher Schlosses“. Nach dem fast klösterlichen Einstieg der Blechbläser vitalisierte das aus Griechenland angereiste Duo Spiros Koutsouvelis – Elisabeths Ehemann – am Flügel und die fabelhafte Geigerin Tanja Sikelianou die Szene geradezu explosiv virtuos. Das 1977 uraufgeführte Opus „Fratres“ des estnischen Komponisten Avo Pärt hat seither unter anderem zahlreiche Filmemacher inspiriert. Auch das 1923 entstandene Violinkonzert „Baal Shem“ des amerikanisch-schweizerischen Komponisten Ernest Bloch ist ein Virtuosenstück par excellence, dabei mit seiner von jüdischer Volksmusik inspirierten Aura ein ungemein sinnlich vollblütiges Opus. Mit Jules Massenets berühmter Meditation und nicht zuletzt der Sonata op. 13 von Edvard Grieg, ein Podiumsreißer wie man ihn sich als Geiger kaum wirkungsvoller wünschen kann, brillierte das Duo. Sikelianous kraftvoller, dabei stets kultiviert gerundeter Strich, ihre extreme Bandbreite an gestalterischer Eloquenz und ihr in allen spieltechnischen Raffinessen versiertes Spiel versetzten den Zuhörer in atemberaubende Spannung. Und war zudem durchpulst von lebensbejahendem Charisma. Der auf sehr sympathische Weise bescheiden agierende Pianist war stets einfühlend und verlässlich sekundierender Partner. Mit Engagement und Einfühlung hatte Elisabeth Schäfers Familie, allen voran ihre Schwester Luzia, den außergewöhnlichen Abend unter dem Dach der Fördergemeinschaft „Alte Winzinger Kirche“ vorbereitet. Musik zum Gedenken. Und gleichzeitig Geschenk für die Lebenden.

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