Neustadt Zu wenige Wagen für Krankenfahrten in Neustadt

Das DRK kann nach eigener Aussage die Krankenfahrten nicht alleine übernehmen.
Das DRK kann nach eigener Aussage die Krankenfahrten nicht alleine übernehmen.

Die für Neustadt zuständige DRK-Rettungsdienst Vorderpfalz GmbH hat Krankenfahrten reduziert, weil die Fahrzeuge für Rettungseinsätze gebraucht werden. Wer derzeit liegend oder mit Rollstuhl zum Arzt oder ins Krankenhaus muss, hat ein Problem.

„Unsere Bewohner kommen zu spät zu Arztterminen oder verpassen sie ganz. Wir sind relativ ratlos, wie wir derzeit diesen Engpass überbrücken.“ So schildert Regina Greiner, Leiterin des Caritas-Altenheimes St. Ulrich, die aktuelle Situation im Hinblick auf Krankenfahrten in Neustadt. Die Fahrzeuge der beiden privaten Anbieter aus der Region, des Clubs Behinderter und ihrer Freunde (CeBeeF) und eines Unternehmen aus Lambrecht, seien ausgebucht, beim DRK sei es schwer, einen Termin zu bekommen. Seniorenheime können ihre Bewohner nicht selbst ins Krankenhaus fahren. Das dürfen nur Firmen oder Einzelpersonen mit einer Personenbeförderungsberechtigung.

Ein Unterschied: Krankentransport und Krankenfahrt

In der Sprache der Gesundheitspolitiker gibt es drei Arten von Fahrten: • die klassische Rettungsfahrt bei einem Notfall •der Krankentransport, für Patienten, die unter medizinischer Aufsicht von A nach B transportiert werden müssen • die Krankenfahrt für Patienten ohne fachliche Betreuung, die einen Arzttermin haben Der Unterschied: Ein Krankentransport ist Teil des öffentlich-rechtlichen Rettungswesens und muss angeboten werden, eine Krankenfahrt eine freiwillige private Dienstleistung. Letztere führt der DRK-Rettungsdienst auch aus, allerdings nur in Ausnahmefällen mit Rettungswagen, die in dieser Zeit nicht für Notfalleinsätze zur Verfügung stehen. Für die Krankenfahrten stellt das DRK in der Vorderpfalz sechs spezielle Fahrzeuge mit Personal zur Verfügung. Die Situation hat sich verschärft, weil die Rettungsleitstelle in Ludwigshafen seit Mitte November bei telefonischen Bestellungen unter der Hotline 19222 genau darauf achtet, ob es sich um einen Krankentransport oder eine Krankenfahrt handelt. Damit wird eine seit 14 Jahren geltende Richtlinie lediglich korrekt umgesetzt.

DRK-Team kommt an seine Grenzen

Doch das vom DRK beim Hetzelstift für Krankenfahrten neu stationierte Fahrzeug reicht nichts aus. „Der Wagen hat eine Einsatzzeit von 9 bis 17 Uhr, kürzlich stand er einen Tag in der Werkstatt, an einem anderen Tag hat er eine Überführung in eine Reha nach Bad Ems übernommen und war den ganzen Tag weg“, berichtet Dirk Schmidt, der Pflegedirektor des Marienhaus-Klinikums Hetzelstift. Das führe dazu, dass das Krankenhaus Entlassungen nicht ausführen könne, „was zu längeren Liegezeiten führe, die uns keiner bezahlt“, so Schmidt. Eine Patientin müsse nach einer Hüft-OP zwingend liegen und könne nicht mit dem Taxi transportiert werden. „Ein Taxifahrer begleitet in der Regel nicht eine Patientin bis zur Wohnung in den dritten Stock, was teilweise erforderlich ist“, erklärt der Pflegedirektor. Das DRK-Team für die Neustadter Krankenfahrten sei sehr kooperativ und schiebe ständig zusätzliche Fahrten mit ein, komme aber an seine Grenzen.

Kurzfristig kein weiteres Fahrzeug möglich

Anna Meinhardt, Geschäftsführerin der DRK-Rettungsdienst GmbH, räumt ein, die komplette Nachfrage in der Vorderpfalz nicht bedienen zu können. Man mache aus „gesellschaftlicher Verantwortung“ ein Angebot für Krankenfahrten, inklusiver sozialer Begleitung, verdiene damit aber kein Geld. „Das ist ein Minusgeschäft“ so Meinhardt. Kurzfristig ein weiteres Fahrzeug für Neustadt zur Verfügung zu stellen, sei nicht möglich. Es handele sich um einen freien Markt, auf dem auch andere Anbieter tätig sein könnten. Um das Problem zu lösen, seien die Kostenträger, in dem Fall die Krankenkassen, und auch die Politik gefragt. Die Arbeit der Rettungsdienste werde federführend für die vorderpfälzischen Kommunen von der Kreisverwaltung des Rhein-Pfalz-Kreises organisiert. Die Kreisverwaltung Rhein-Pfalz hat für kommende Woche zu einem Treffen der vorderpfälzischen Kommunen nach Ludwigshafen eingeladen. Für Neustadt wird daran unter anderem Mario Di Noi, Sachgebietsleiter Brand- und Katastrophenschutz, teilnehmen.

Keiner fühlt sich zuständig

Der Neustadter Sozialdezernent Ingo Röthlingshöfer spricht von einem großen Problem, für das sich derzeit wohl keiner so richtig zuständig fühle. „Sie können einen älteren und vielleicht pflegebedürftigen Menschen nicht in ein Taxi setzen und dann am Eingang des Hetzelstiftes sich selbst überlassen“, nennt er ein Beispiel. Joachim Winkler, Sprecher des rheinland-pfälzischen Innenministeriums in Mainz, berichtet von einem Fachgespräch im Ministerium am 6. Dezember, in dem mehrere Organisationen zugesagt hätten, so schnell wie möglich zu versuchen, neue Kapazitäten aufzubauen. „Wenn es auf dem Markt einen Bedarf gibt, da wird sich doch auch jemand finden, der ihn ausfüllt“, so Winkler.

Aufgabe der Krankenkassen

Für die Übergangsphase sei vereinbart worden, dass bei Wartenzeiten von über einer halben Stunde die Rettungsleitstellen auch einen Rettungswagen ausnahmsweise zur Verfügung stellen dürften. Das Ministerium verweise auf die Krankentransportrichtlinie. Demnach sei es die Aufgabe der Krankenkassen, entsprechende Verträge über die Vergütung der Krankenfahrtleistungen zu schließen. Die Krankenkassen zahlen für einen Krankentransport im Schnitt 85 Euro, für eine Krankenfahrt 28 Euro. Die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland hat am Mittwoch auf Anfrage erklärt: Die Weiterentwicklung der Krankenfahrten-Infrastruktur sei Aufgabe der Behörden nach dem Personenbeförderungsgesetz, zum Beispiel der Kreisverwaltungen. Es gebe Gespräche mit möglichen Leistungserbringern, und man schließe als gesetzliche Krankenversicherung gegebenenfalls mit Anbietern bedarfsgerechte Verträge ab.

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