Neustadt „Ziel, dass Alt und Jung ins Gespräch kommen“

«Neustadt». Im neuen Neustadter Cineplex-Kino geht morgen die zentrale Auftaktveranstaltung des 9. „Europäischen Filmfestivals der Generationen“ über die Bühne, bei dem bis 28. Oktober unter der Schirmherrschaft der früheren Familienministerin Ursula Lehr in über 50 Kommunen in der Metropolregion Rhein-Neckar ausgewählte Spiel- und Dokumentarfilme zu den Themen demografischer Wandel und soziale Teilhabe im Alter gezeigt werden. Heike Klein hat vorab mit Festival-Koordinator Boris Schmitt (35) über die Inhalte und Hintergründe gesprochen.

Herr Schmitt, wieso haben Sie sich diesmal für Neustadt als Eröffnungsort des Filmfestivals entschieden?

Nachdem wir schon einige Male in Mannheim eröffnet haben, wollten wir diesmal in die Region gehen. Außerdem ist das neue Cineplex-Kino in Neustadt komplett barrierefrei und damit optimal geeignet für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Die weiteren Neustadter Veranstaltungen finden dann aber wie gewohnt im GDA-Wohnstift statt. Es stehen auch Experten bei Vorführungen bereit. Was ist deren Aufgabe? Zunächst wird der jeweilige Film gezeigt, dann schließt sich eine Diskussion mit den Besuchern an. Die Experten können vieles aus ihrer Praxis dazu beitragen. Schon im Vorjahr war es sehr interessant, welche Meinungen dann im Anschluss von den Zuschauern vertreten wurden. Die jeweiligen Filme konnten die örtlichen Veranstalter aus einem Katalog von 29 Vorschlägen aussuchen. Wie war die Resonanz im Vorjahr? Es gab rund 11.000 Besucher in 90 Veranstaltungsorten mit 20 Filmen. Sie nennen das Projekt „Filmfestival der Generationen“. Aber nehmen die Jüngeren das Angebot überhaupt an? Näher betrachtet kommen natürlich tatsächlich überwiegend ältere Besucher. Es kommt auch auf die Ansätze der Veranstalter an. Wenn zum Beispiel ein Gemeinderat dabei ist, könnte auch der Jugendgemeinderat mit einbezogen sein. Werden die Filme vom Seniorenbeirat gezeigt, kommen natürlich überwiegend Senioren. Aber das Hauptziel ist, dass die Älteren mit den Jüngeren über die Filme ins Gespräch kommen. Manchmal sind auch Schulklassen mit ihren Lehrern in den Vorführungen. Der Film „Ziemlich beste Freunde“, der jetzt auch in Neustadt gezeigt wird, lief ja sehr lange in den Kinos. Fast jeder, der sich für das Thema interessierte, hat ihn sich damals angesehen. Warum ihn dann noch mal zeigen? Hier wird das Thema mit einer gewissen Lockerheit behandelt. So etwas schaut sich jeder gerne an, nimmt aber auch ganz Unterschiedliches davon mit. Für die einen ist das unorthodoxe Vorgehen bei der Pflege interessant, die anderen finden das Vertrauen und die Freundschaft, die sich zwischen den Männern entwickelt, wichtig. Und Menschen, die bisher noch keine Berührung zu dem Thema Behinderung hatten, fühlen sich mit dem Film einfach gut unterhalten. Dieser Film transportiert sehr viel aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Und welcher Film ist in diesem Jahr Ihr persönlicher Favorit? Das ist sehr schwer zu beantworten, da die Filme so unterschiedlich sind. Aber ich bevorzuge schon die Filme, bei denen die Problematik mit Humor und einer gewissen Lockerheit dargestellt wird. Neben „Beste Freunde“ sind das „Monsieur Pierre geht online“ und „Ein Mann namens Ove“. Im ersten Film geht es um Pierre, der zurückgezogen als einsamer Witwer lebt und seiner Frau nachtrauert. Seine Tochter Sylvie schenkt ihm einen Computer mit Internetanschluss und engagiert Alex, einen jungen Mann und erfolglosen Autor. Es folgt ein turbulentes, amouröses Verwechslungsspiel. Bei „Ove“ handelt es sich um einen grantigen Witwer, der durch die Nachbarschaft mit einer ausländischen Familie aus seiner Isolation gerissen wird. Das sind ja nun aber alles ältere Filme. Was reizt Sie denn unter den aktuellen Produktionen? Ende August lief die Romanverfilmung von „Grüner wird’s nicht, sagte der Gärtner und flog davon“ an. Ein wirklich ergreifendes Drama über Freiheit und spätes Glück eines bisher freudlos lebenden Gärtners. Ein wirklich toller Film. Der ist dann vielleicht bei unserem Festival 2019 dabei. Termine Als Auftaktveranstaltung für die gesamte Metropol-Region findet morgen, Donnerstag, um 18 Uhr die Aufführung von „Monsieur Pierre geht online“ mit Ursula Lehr im Cineplex-Kino statt (Eintritt: 6,90 Euro). Der Film ist dann auch nochmals am Freitag, 19. Oktober, um 18.30 Uhr im GDA-Wohnstift zu sehen (Experte für die Diskussion im Anschluss: Christian Weber, an der Volkshochschule für EDV und Digitalisierung zuständig). Weitere Aufführungen im Wohnstift am Dienstag, 23. Oktober, 18.30 Uhr: „Ich Daniel Blake“, Mittwoch, 24. Oktober, 18.30 Uhr: „Song for Marion“ und Donnerstag, 25. Oktober, 18.30 Uhr: „Ziemlich beste Freunde“. Der Eintritt ist jeweils frei. In der Region beteiligen sich auch Edenkoben, Wachenheim und Böhl-Iggelheim an dem Festival.

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