Neustadt Wortgefechte auf hohem Niveau

Im Hannah-Arendt-Gymnasium wurde am Donnerstag der Regionalentscheid von „Jugend debattiert“ 2019 für den Bezirk Weinstraße ausgetragen. 24 Schüler zweier Altersklassen traten an, politische Themen kontrovers zu debattieren.

„Sollen Bürger per Losverfahren zur Mitarbeit in Gemeinderat verpflichtet werden?“ lautet die Frage, mit der sich beim Finale vier Schüler der Sekundarstufe II auseinandersetzen müssen. Die Debatte verläuft sehr sachlich, alle scheinen sich im Vorfeld sehr gut vorbereitet zu haben. Genaue Fakten zum Gemeinderat Haßloch werden genannt, Statistiken herangezogen. Sebastian Kaiser (Eduard-Spranger-Gymnasium Landau) glänzt sogar mit geschichtlichen und juristischen Hintergründen, als er sich auf Artikel 38 des Grundgesetzes bezieht. Damit spricht er sich klar gegen ein Losverfahren aus. Die Befürworter argumentieren dagegen: „Diese Maßnahme würde endlich mal frischen Wind in den Gemeinderat bringen“, meint die spätere Gewinnerin Laura Schad (Eduard-Spranger-Gymnasium Landau). Letztlich konnte keine Seite die andere überzeugen, aber darum geht es auch nicht. „Es ist einfach wichtig für die Schüler, zu lernen, ein Thema sachlich zu diskutieren, ungeachtet einer Person oder Partei. Ein Thema so facettenreich wie möglich beleuchten, sodass sich andere eine Meinung bilden können - das sollte das Ziel jeder Debatte sein“, sagt Lena Mertens, Koordinatorin des Regionalentscheids und Lehrerin am Hannah-Arendt-Gymnasium. Bei den jüngeren Teilnehmern geht es im Finale um die Frage: „Soll in der Stadt und Region im öffentlichen Nahverkehr auf Elektromobilität umgestellt werden?“ Auch diese Debatte verläuft souverän und auf hohem Niveau. Die Pro-Seite argumentiert hier mit dem Umweltschutz und zieht China als Vorbild heran: Hier funktioniere Elektromobilität bereits gut. Die Gegenseite hat Bedenken wegen der noch unausgereiften Technik und der möglichen Erhöhung der Fahrpreise. Bei den Qualifikationsrunden vormittags debattieren die Schüler unter anderem über die Fragen: „Soll Biodiversität in den Kommunen vorangetrieben werden?“ und „Soll das Reparieren von defekten Elektrogeräten als Schulfach eingeführt werden?“ Lara Lienhart vom Hannah-Arendt-Gymnasium war dieses Jahr bereits zum fünften mal bei „Jugend debattiert“ und schaffte es erstmals bis ins Regionalfinale. Den Einzug in das Landesfinale verpasste sie knapp: „Diesmal ist die Konkurrenz deutlich stärker als bei den letzten Wettbewerben. Außerdem musste ich heute eine Meinung vertreten, die ich persönlich nicht habe.“ Ob die Teilnehmer die Pro- oder Contra-Seite vertreten, wird erst kurz vor jeder Debatte ausgelost. Auf die Frage, wie sie sich auf den Wettbewerb vorbereitet, sagt sie: „Ich lese sehr viele Sekundärtexte, schaue mir Dokumentationen über die einzelnen Themen an und befrage Freunde und Familie nach ihren Meinungen.“ Obwohl dieses Jahr weniger Debattanten am Regional-Wettbewerb teilnahmen als in den vergangenen Jahren, sei die Veranstaltung ein großer Erfolg gewesen, so Martens. „Alle Schüler und Lehrer waren wieder mit viel Engagement und Herzblut dabei. Außerdem ist es für alle Teilnehmer ein Gewinn, zu lernen, vor einer Gruppe zu sprechen und sich in einer Diskussion nur auf die Sache an sich zu konzentrieren.“ In der Politik lasse das oft zu wünschen übrig. Ergebnisse Die Sieger in den beiden Altersklassen, Laura Schad (Sekundarstufe II) und Viviene Lindhorst (Sek I) vom Eduard-Spranger-Gymnasium Landau, fahren gemeinsam mit den jeweils Zweitplatzierten Sebastian Kaiser (Sek II, Eduard-Spranger-Gymnasium) und Laura Scann (Sek I, Heinrich-Böll-Gymnasium Ludwigshafen) zum Landesfinale in Mainz. Auf die jeweiligen Plätze 3 und 4 kamen in Sekundarstufe II Lara Lienhart (Hannah-Arendt-Gymnasium Haßloch) und Marc Schuhmacher (Trifels-Gymnasium Annweiler), in Sek I Mia Böckenhoff (Hannah-Arendt-Gymnasium) und Rebecca Schwab (Werner-Heisenberg-Gymnasium Bad Dürkheim).

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