Neustadt „Wir wollen keine Fehler mehr machen“

Maximal 60 Personen können in der Unterkunft wohnen. Die Gemeinde will sie aber nicht voll belegen.
Maximal 60 Personen können in der Unterkunft wohnen. Die Gemeinde will sie aber nicht voll belegen.

163 Flüchtlinge leben nach Angaben der Verwaltung derzeit noch in Haßloch, davon 52 Minderjährige. Sie wohnen an insgesamt 21 Standorten in 30 Wohneinheiten. Die Geflüchteten stammen aus 20 Nationen, die meisten aus Afghanistan, Armenien und Somalia. 2016 hatte die Gemeinde das Gebäude für 700.000 Euro gekauft und für 360.000 Euro zur Unterkunft für Flüchtlinge umgebaut. Dort leben derzeit 18 alleinreisende Männer, die als Asylbewerber anerkannt sind. Die Gemeinde hat eine über drei Jahre laufende Vereinbarung mit dem Kreis Bad Dürkheim abgeschlossen. Für das 1000-Quadratmeter-Objekt zahlt der Kreis acht Euro pro Quadratmeter. „Mit der Anerkennung fallen Geflüchtete aus dem Asylbewerberleistungsgesetz“, erläutert Sozialdezernent Trösch im RHEINPFALZ-Gespräch. Fortan befänden sie sich im Zuständigkeitsbereich der Jobcenter, müssten sich selbst eine Wohnung suchen und erhielten als Arbeitssuchende Hartz IV-Leistungen. Formal gesehen seien Flüchtlinge damit Obdachlose, die aus ihren Bezügen eine Nutzungsentschädigung für vorübergehendes Wohnen in der Unterkunft zahlen müssten. Der Kauf des Gebäudes sei 2016 mitten in der „Hoch-Zeit“ der Flüchtlingskrise erfolgt: „Damals wusste keiner genau, wie der Bedarf später aussehen würde.“ Laut Trösch gab es zu Beginn „nur 20 Feldbetten über den Katastrophenschutz“. Er habe darum früh dafür plädiert, 200 Betten mit Matratzen anzuschaffen. Da eine Unterbringungswelle in Schulturnhallen „glücklicherweise ausgeblieben“ sei, habe man die Betten nach und nach in Wohnungen eingesetzt, in denen Flüchtlinge untergebracht sind. Aber: „Nicht alles, was wir in einer teuer angemieteten Wohnung vorfinden, ist immer schön.“ In der Gottlieb-Duttenhöfer-Straße gibt acht Wohneinheiten, laut Christine Behret, Leiterin der Ordnungs- und Sozialverwaltung, „alle mit genügend Platz“ in Schlaf- und Aufenthaltsräumen. In allen Küchenzeilen befinde sich ein kleiner Kühlschrank. Die gespendeten größeren Geräte seien jedoch veraltet oder unbrauchbar, sodass man schrittweise auf Ersatz umrüste. Bei Elektrogeräten „springt sofort die Sicherung raus, wenn jemand daran herumbastelt“. Wegen der Hygiene gelten strenge Bestimmungen in den Gemeinschaftsräumen. Für die eigenen Wohnräume seien die Bewohner zuständig: „Wer das nicht gewohnt ist, lernt von den anderen schnell, wie man mit einem Putzlappen umgeht.“ Regeln in allen Sprachen hängen laut Trösch aus. „Fehler wie in der früheren Unterkunft Bahnhofstraße wollen wir nicht nochmal machen“, fasst Behret zusammen. Ende November sei die Heizung ausgefallen. Obwohl das an einem Sonntag passierte, hätten die Bewohner ihre mehrsprachige Sachbearbeiterin telefonisch erreicht. Kümmerer Berthold Julino habe für erste Abhilfe gesorgt. Mittlerweile funktioniere die Heizung wieder. „Mindestens einmal, eher mehrfach pro Tag“ werde im Haus nach dem Rechten gesehen. Immer wieder muss die Verwaltung Kritikern erklären, warum sie Wohnungen, in denen Flüchtlinge leben, kündigt und auch Familien in der Duttenhöfer-Straße einziehen lässt. Das geschehe nicht nur, um die Domizile dem Wohnungsmarkt zurückzugeben, „sondern auch, weil ein solcher Mix den Frieden untereinander sichert“, betont Trösch. Ein Bereich nur für Frauen sei möglich. Derzeit wohne keine Familie in der Unterkunft. Nur für kurze Zeit habe dort eine mehrköpfige Familie gelebt, nachdem ein privater Vermieter ihre Wohnung – und eine zweite, in der auch eine Flüchtlingsfamilie untergebracht war – wegen Eigenbedarfs gekündigt hatte. Nach kurzem Aufenthalt in der Unterkunft mit eigenem Bereich habe die Familie selbst eine Wohnung in einem anderen Ort gefunden. Die zweite betroffene Familie mit einem schwerkranken Kind habe in die letzte in Haßloch zur Verfügung stehende Wohnung ziehen können. Die Unterkunft für maximal 60 Personen will Trösch nicht voll belegen: „Wenn wir alle Wohnungen kündigen würden und es nochmals eine größere Zuteilung oder Familiennachzug gibt, wären wir rasch am Limit.“ Trotzdem sei jede Sammelunterkunft „nur eine Randlösung“. Besonders wichtig ist Trösch: „Es darf nicht jeder um die Einrichtung herumschleichen oder einfach hineinspazieren.“ Zur Vorbesichtigung und am Tag der offenen Tür habe jeder die Gelegenheit gehabt, sich ein Bild zu machen. Das müsse nun vorbei sein: „Privatsphäre ist wichtig und muss respektiert werden, damit alles ruhig verläuft.“ Auch aus der Nachbarschaft gebe es im Übrigen „keinerlei Beschwerden an die Verwaltung“. Wenn jemand die Räume unbedingt jetzt noch sehen wolle, müsse er eine Anfrage ans Rathaus stellen: „Dann werden wir überprüfen, mit wem wir es zu tun haben und ob das Interesse berechtigt ist“, so Trösch. „Sollte das so sein, werden wir sicher eine Möglichkeit finden, einen ungenutzten Raum als Beispiel zu zeigen.“

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