Neustadt Wie das Leben so spielt

Gesang und Gitarre: Sandra Bronder und Klaus Reiter.
Gesang und Gitarre: Sandra Bronder und Klaus Reiter.

«Neustadt». Von der Südpfalz bis ins Saarland ist die Liedermacherin Sandra Bronder bereits bekannt, die mit ihren musikalischen Begleitern Klaus Reiter (Gitarre und Gesang) und Katrin Seibert (Gesang) ihren ersten Vorderpfalz-Auftritt hatte. In „Baums kleinem Weincafé“ in Gimmeldingen stellte sie ihr Programm „Halwer so schlimm“ mit Liedern in Mundart und Hochdeutsch über das Auf und Ab des Lebens vor.

Ein begeistertes Publikum freute sich abschließend über mehrere Zugaben, darunter eine Premiere. „Her hasch schunn gheert, es gebt doch nix was de Leit net stehrt, un selbscht, wonn se der beim letschde Gang die Glocke leiten“, singt die Interpretin temperamentvoll in einer Mischung aus gespielter Empörung und augenzwinkerndem Verständnis über die (dörfliche) Tratschsucht. Selbst Zaghafte klatschen den eingängigen Refrain. Die Gäste haben sich im historischen Gewölbekeller des gemütlichen Kulturcafés zu einem der „Pälzer Owende“ eingefunden, an denen sie Wirtin Ellen Baum liebevoll mit „lecker Hausmannskost“, aber nach dem Motto „es werd gesse, was uff de Disch kummt“, bekocht. Sandra Bronder nennt sich Liedermacherin mit Leib und Seele, Dialekt „is mei Muddersproch“ und Herzensangelegenheit, Hochdeutsch dagegen „erste Fremdsprache“. Vorgestellt wird sie vom Organisator des Abends, dem mundarterfahrenen Gerd Becht. Die Augenoptikerin hat bereits in ihrer frühen Jugend das klassische Gitarrenspiel erlernt, sich im Selbststudium weiterentwickelt und ihr Songschreiben vom Englischen „im reiferen Alter“ ins Pfälzische und Hochdeutsche verlegt, wie ihr der Lothringer Liedermacher Marcel Adam geraten hatte. Ihre Texte beleuchten, „wies Läwe so spielt“, wobei Bronder erklärt, dass sie nicht alles selbst erlebt habe. Ideen schreibe sie sie in einem Lauf herunter zum Lied, das sie zunächst teste, bevor sie es öffentlich vortrage. Mit den gezupften Lautmalereien entstehen dann so originelle Gesänge wie der mitgebrachte „Bandscheibenblues“, den alle Rückengeplagten besonders begeistert beklatschen. Alles „Halwer so schlimm“ gibt gleich die notwendige Einstellung für Wehleidige mit. Zweistimmig zahlen Bronder und Seibert, die kurzfristig engagiert wurde, „Lehrgeld“. Der Liedtext handelt davon, sich trotz aller Widrigkeiten im Leben selbst treu zu bleiben – „bis zum Schluss“. Wer das Lebensende einbezieht, den beschäftigt auch der Glauben. Bronder hält Gott in ihren Liedern öfter mal ein Plätzchen frei, bedient die ganze Bandbreite von hintergründig, melancholisch bis heiter, kritisch und direkt. „De Jammerlappe unn de liewe Gott“ wird zum teils humorigen Dialog zwischen Gott und einem Menschen, der aus der Bahn seines bis dahin geregelten Lebens durch Trennungen und Verluste geworfen worden und alkoholabhängig geworden ist. Er will, dass Gott ihn sterben lassen soll. Doch der pfeift ihm was, denn so ein Jammerlappen kommt ihm nicht ins Himmelreich. Bronder schließt zur Freude ihrer Gäste den „Jammerlappenzyklus“ mit „einer göttlichen Lösung“: erst auf Erden bewähren, dann heimkehren. In der Komposition „Wolfgang“, hat der Hauptdarsteller keine Chance bei seiner „Hauensteiner Augenweide“, kann er doch „kän echte Häschtner werre“. Ein Kompromiss mit „de Hildegard aus Schwanne“ gefällt ihm nicht, er muss „auswannere nooch Saarlouis-Beaumarais“. Bronders pointierte Darstellungen gelingen mit Reiters einfühlsamer Begleitung sehr unterhaltsam und verständlich. Die Mundartdichtung macht sie authentisch dicht mit Wortschöpfungen wie dem unartigen Kindern drohenden „Buzebambel“ oder „lärisch Dappende“. Zwei Zugaben gibt es, darunter die Premiere „Geh nit fort“ und einem „Über den Wolken“ in memoriam für einen Freund des Hauses.

x