Neustadt „Wasser marsch“ ist nicht alles

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„Einsatz für Gruppe eins unterhalb des Hambacher Schlosses!“ Zehn Jungen und Mädchen, die gerade Fleischkäsebrötchen essen und an ihren Smartphones herumspielen, stehen auf und springen die Treppen herunter. Ein „Einsatz“ steht bevor, jetzt sind sie gefragt. 19 Jungen und Mädchen im Alter zwischen zehn und 17 Jahren sind am Samstag um 9 Uhr für 24 Stunden ins Feuerwehrhaus in Hambach eingezogen. Die Jugendlichen, die zu den Jugendfeuerwehren Neustadt Süd und Neustadt Ost gehören, sind in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine ist vor allem für Brandeinsätze zuständig, die andere für technische Hilfen. Damit es nicht langweilig wird, wechseln die Zuständigkeiten im Verlauf der 24 Stunden, erklärt Stefan Stahl, Jugendwart der Feuerwehr Neustadt-Süd. Gemeinsam mit Tobias Sattler, Jugendwart Neustadt-Ost, Stadtjugendfeuerwehrwart Thomas Nett und weiteren Aktiven hat er den „24-Stunden-Berufsfeuerwehrtag“ vorbereitet. Die Jugendlichen sollen mehr über die Feuerwehr lernen, aber auch Spaß haben. „Einsatz für Gruppe zwei, Wurst-Rettung an der Grünen Insel“, ist jetzt aus dem Lautsprecher zu hören. „Das ist der Ersatz für eine Tier-Rettung, wir konnten ja nicht ein Tier auf einen hohen Baum setzen“, sagt Stahl, während die Jungen und Mädchen losrasen, in ein Auto springen, das mit „tatütata“ losfährt. Die Sirene wird nach wenigen Metern abgeschaltet, denn sie darf nur bei echten Einsätzen verwendet werden. „Es macht den Kids aber Spaß, wenn wir sie kurz anstellen“, sagt Stahl. An der Grünen Insel wird eine Drehleiter ausgefahren, ein Betreuer und zwei Jugendliche klettern in den Korb der Drehleiter und fahren in die Höhe, bis sie fast an der Spitze eines der Bäume sind. Kurz darauf teilt die 17-jährige Katharina der Einsatzleitstelle über Funk mit, dass „alle Würste gerettet“ sind. Dann geht es ins Feuerwehrhaus zurück. Dort sind inzwischen auch wieder die Jugendlichen der Gruppe eins eingetroffen. „Persönliche Schutzausrüstung in die Fahrzeuge legen“, ist jetzt aus dem Lautsprecher zu hören. Die Jugendlichen müssen nach jedem Einsatz dafür sorgen, dass mit ihrer Kleidung und den Fahrzeugen alles in Ordnung ist, so dass sie beim nächsten „Notruf“ sofort starten können. „Es ist schon ein bisschen anstrengend, vor allem wegen der Hitze“, sagt der elfjährige Simon. Dem Leitungsteam ist klar, dass die Schwüle und Hitze am Samstag den Kids zu schaffen machen. Sie wollen deshalb die Zahl der geplanten Einsätze reduzieren und stattdessen eine Wasserschlacht ansetzen. „Ihr habt heute mehr Einsätze als die Ludwigshafener Berufsfeuerwehr an einem Tag“, sagt Thomas Nett zu den Jugendlichen, während einige Tischfußball spielen, andere sich unterhalten. Aber nicht lange. „Einsatz für Gruppe zwei VU mit Pkw“, ruft es aus dem Lautsprecher. VU ist die Abkürzung für Verkehrsunfall. Auch die Gruppe eins muss kurze Zeit später wieder los, zu einem „Brand im Wingert“. Einige Feuerwehrmänner haben auf einem Gelände in der Nähe des Diedesfelder Sportheims Holz angezündet. „Wegen der Trockenheit haben wir das Gelände vorher gewässert, damit nichts passiert“, sagt der stellvertretende Stadtfeuerwehrinspekteur Markus Kruppenbacher. „Wassertrupp“, ruft Tobias Sattler. Die Jungen und Mädchen flitzen los, holen Schläuche. Und dann heißt es „Wasser marsch“. „Das macht Spaß“, strahlt der elfjährige Lucas, der mit dem Schlauch auf das Feuer spritzen darf. Unterdessen jammert der 16-jährige Brian, dem ein Stück „Glut“ auf den Arm gefallen ist. „Ich verblute gleich.“ Sein mit roter Farbe bemalter Arm wird fachgerecht verbunden. Kurze Zeit später fließt wieder Wasser, dieses Mal Mineralwasser in die Kehlen der Jugendlichen. „Heute Abend schlafe ich sicher gut“, sagt Michelle. Sie weiß noch nicht, dass sie kurz vor Mitternacht „vermisste Personen“ in den Weinbergen suchen muss ...

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