Neustadt Wasser für die Feuchtwaldbiotope

Der neue Bachlauf in den Rehbachwiesen.
Der neue Bachlauf in den Rehbachwiesen.

Seit Juli hat Neustadt einen neuen Bachlauf in den Rehbachwiesen. Wanderfischarten konnten eine Staustufe nicht passieren – deshalb musste der Rückgängergraben aus dem Rehbach südlich von Mußbach anders ausgeleitet werden, wie die städtische Umweltabteilung informiert.

Der neue Bachlauf hat eine lange Vorgeschichte. Den Experten zufolge waren die Mähwiesen des früheren Johanniterordens entlang von Reh- und Speyerbach in der Gemarkung Mußbach wohl schon seit dem Mittelalter bewässert worden: Ein dichtes Grabennetz durchzog die feuchten Ränder des Ordenswaldes. Bis in die 1960er Jahre wurden die Wiesen dann genossenschaftlich bewässert. Einer der wichtigsten Gräben war dabei der Rückgängergraben: Er nahm das von den Wiesen abfließende, überschüssige Wasser auf und leitete es oberhalb der Haßlocher Pfalzmühle in den Rehbach zurück. Dabei zweigte der Rückgängergraben als Entwässerungsrinne ursprünglich nicht vom Rehbach ab. Er begann in den früheren Feuchtwiesen nördlich des Soldatenweihers und folgte der Senke entlang dem Nordrand des Ordenswaldes nach Osten. Unterhalb der alten Kuhbrücke und in den Kleefleckwiesen nahm er weitere Gräben auf. Aber: Seit die Wiesen nicht mehr bewässert werden und die Infrastruktur verfällt, führten die Hauptgräben – wie der Rückgängergraben – nur noch in Feuchtperioden Wasser. Wegen des Autobahnbaus musste der Rehbach dann um das Jahr 1980 herum leicht verändert werden. Und dabei, so die Fachleute, wurden die Stauwehre an den Auslassgräben für die ehemalige Wiesenwässerung beseitigt. In der Folge sank der Grundwasserspiegel weiter ab. Der Rückgängergraben allerdings wurde an einen schon früher vorhandenen Zuleitungsgraben nördlich des ehemaligen Mußbacher Wasserwerks angeschlossen und wird seitdem direkt vom Rehbach gespeist. Auf diese Weise sollte unter anderem ein neuer Tümpel als Ausgleichsmaßnahme entstehen. Indes ging diese Rechnung nicht auf: Weil Stauwehren am Rehbach beseitigt worden waren, floss nicht genug Wasser in den Rückgängergraben. Um das zu ändern, stauten damals amtliche und ehrenamtliche Naturschützer den Rehbach mittels Steinen dort, wo Wasser in den Rückgängergraben abfließen konnte. Formal war das nie wasserrechtlich genehmigt worden. Weshalb die Regionalstelle Wasserwirtschaft vor einigen Jahren gefordert hatte, die Schwelle zu beseitigen, damit Wanderfischarten wieder passieren können. Einfach wegmachen und gut ist, war aber nicht – denn der Rückgängergraben versorgt eben viele geschützte und zwischenzeitlich reaktivierte Feuchtwaldbiotope im Ordenswald mit Wasser. Daher musste sichergestellt sein, dass er weiterhin das ganze Jahr über Wasser führt. Womit es zurück zum Anfang der Geschichte geht: Die Lösung des Problems bestand darin, die Ausleitung des Grabens um rund 180 Meter rehbachaufwärts zu verlegen. Das neue, 290 Meter lange Gerinne folgt einem früheren Graben, der ebenfalls in den 1970er Jahren verfallen war. Alle Beteiligten haben sich dabei um eine halbwegs naturnahe Linienführung und Ufergestaltung bemüht. Im Herbst soll eine Saatmischung aus gewässerbegleitender Hochstauden folgen. Zwischenzeitlich haben Unbekannte den neuen Übergang zum Teil mit Steinen aus der Uferbefestigung verfüllt, wie die Umweltabteilung festgestellt hat. Das sei Sachbeschädigung und verhindere, dass der Rückgängergraben genug Wasser bekomme.

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