Neustadt Vielfalt der Völker

Angehende Herz-Jesu-Priester aus aller Welt im Bildungshaus des Ordens in Freiburg.
Angehende Herz-Jesu-Priester aus aller Welt im Bildungshaus des Ordens in Freiburg.

«Neustadt». „Herz-Jesu-Priester in aller Welt“ lautet der Titel einer neuen Reihe im Kloster Neustadt. Jeweils zwei Ordensbrüder der Gemeinschaft der Herz-Jesu-Priester, die in gut 40 Ländern Niederlassungen besitzt, stellen ihr Herkunftsland vor. Den Auftakt macht am Freitag, 23. Februar, Frater Jean Bruno Razafimanantsoa, Mitglied der Ordensgemeinschaft in Madagaskar, der im Herz-Jesu-Kloster in Freiburg wohnt.

„Ein Abend der Besinnung, der Information und des Genusses“, heißt das Motto. „Unsere Mitbrüder in der deutschen Provinz kommen aus Indien, Madagaskar, Transnistrien (Moldawien), Italien, Polen, Brasilien, Kamerun, Kongo oder Finnland“, erklärt Pater Gerd Hemken SCJ, Leiter der Veranstaltungsreihe. Zum Auftakt stellt er selbst Theologie in Deutschland vor, präsentiert Texte von Andrea Schwarz und Andreas Knapp. Im Focus steht Frater Bruno Razafimanantsoa aus Madagaskar, der seit 2012 im Ausbildungs- und Studienhaus Freiburg lebt. In Madagaskar hat er ein Jahr Philosophie studiert, in Deutschland zunächst das Sprachenkolleg in Freiburg besucht. Nach bestandener DSH-Prüfung (Deutsche Sprache für den Hochschulzugang) ist er seit Sommer 2014 bei der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg als Theologie-Student eingeschrieben. Sitz der Ordensgemeinschaft in Deutschland ist Neustadt, das Ausbildungs- und Studienhaus befindet sich in Freiburg. Kontakt mit den Herz-Jesu-Priestern hatte Frater Bruno bereits im Heimatland. Auf der Insel gibt es etwa 50 Prozent Christen, mehr als die Hälfte davon sind Katholiken (etwa fünf Millionen Gläubige) in 22 Bistümern. Missioniert haben Italiener und Portugiesen das Eiland südwestlich von Afrika im 16. Jahrhundert. Bruno Razafimanantsoa stammt aus einem kleinen Ort nahe der Stadt Antsirabe in der Provinz Antananarivo. Aufgewachsenen ist er in einer sehr religiösen Familie, die jede Gelegenheit nutzt, an Gottesdiensten teilzunehmen. „Bei uns auf dem Land gibt es nur etwa zwei Mal im Monat eine Messe, denn durchschnittlich sind drei Priester für 30 kleine Gemeinden einer Seelsorgeeinheit zuständig. Trotz dieser Herausforderung ist unser Pfarrer stets engagiert und sehr freundlich“, sagt Frater Bruno. „Meine Eltern spielten eine große Rolle bei meiner Entscheidung, Priester zu werden, weil sie die Religion leben. Mein Bruder will ebenfalls einen geistlichen Beruf wählen, meine Schwester ist Ordensfrau“, erzählt der junge Madagasse. Seit er der Kongregation Herz-Jesu angehört, habe sich sein Weg gefestigt, er fühle sich in der Gemeinschaft gut aufgehoben, betont Bruno. Gerade eben bestand er an der Freiburger Hochschule zwei theologische Prüfungen, was ihn als Fremdsprachler zusätzlich motiviert hat. Auch landschaftliche und kulturelle Unterschiede will er beim Vortrag in Neustadt aufzeigen: „Bei uns zu Hause ist es grün, aber nicht so sehr wie hier in Deutschland“, erzählt er. Weiterer Schwerpunkt ist der religiöse Aspekt. „Die Liturgie ähnelt der in Deutschland, aber es geht etwas lebhafter beim Gottesdienst zu, die Musik ist sehr lebendig, es wird auch getanzt. Ich werde einige Videos zeigen, singen kann ich nämlich leider nicht gut.“ Viele Gotteshäuser seien recht einfach gebaut, aber es gebe auch große Kirchen beispielsweise im romanischen Stil. „Aber wir haben nur wenige große Orgeln, die Musik wird von einfachen Pianos oder Gitarren begleitet“, erzählt Bruno. Das Brauchtum sei durch die Ethnien der Insel geprägt. „Madagaskar ist ein Kontinent für sich. Die Menschen leben in vielseitigen Traditionen, die sich sehr von den unseren unterscheiden“, erklärt Hemken. Als Beispiel nennt er den Totenkult, für die Madagassen sei eine endgültige Erdbestattung nicht vorstellbar. Die Ahnenverehrung des indigenen Glaubens beeinflusse auch die Tradition der Christen. „Friedhöfe im eigentlichen Sinne gibt es bei uns nicht“, sagt Frater Bruno. „Wir errichten für die Verstorbenen kleine Mausoleen, die können auch direkt beim Wohnhaus stehen.“ Die katholische Kirche und die Ordensgemeinschaft der Herz-Jesu-Brüder spiele insbesondere im Gesundheits- und Schulsystem in Madagaskar eine wichtige Rolle, betont Bruno. Betreut würden in kirchlicher Trägerschaft insbesondere Kindergärten sowie Grund- und Mittelschulen. Dieses Engagement bildet den dritten Teil seines Vortrages zum Heimatland über das Leben auf Madagaskar, Traditionen und die Spiritualität. Abgerundet wird der Abend mit landestypischen kleinen Speisen und Getränken. „Ich möchte einen Cocktail mit Früchten anbieten, aber da muss man improvisieren, weil es viele Zutaten hier nicht gibt.“ Gleichermaßen verhält es sich bei den Speisen, in denen Reis das Hauptnahrungsmittel ist. „Aber die Bohnen aus Madagaskar habe ich hier noch nicht entdeckt“, bedauert Bruno. Zuversichtlich ist er, mit Unterstützung von Pater Hemken und dem Küchenteam des Klosters eine kulinarische Lösung zu finden. Info „Herz-Jesu-Priester in aller Welt“, Freitag, 23. Februar, Kloster Neustadt. Weitere Termine am Donnerstag, 24. Mai und 21. Juni, am Samstag, 4. August, und am Montag, 19. November, jeweils 19 bis 20.30 Uhr, Kostenbeitrag 15 Euro. Anmeldung und Information im Kloster Neustadt: Telefon 06321 875-0, info@kloster-neustadt.de. Im Internet ist das komplette Veranstaltungsprogramm unter www.kloster-neustadt.de/ bildungshaus/veranstaltungen zu finden.

Frater Bruno aus Madagaskar stellt in der ersten Veranstaltung der Reihe im Herz-Jesu-Kloster sein Heimatland vor.
Frater Bruno aus Madagaskar stellt in der ersten Veranstaltung der Reihe im Herz-Jesu-Kloster sein Heimatland vor.
Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x