Neustadt Viele kleine Schritte zum Klimaschutz

Stromerzeugung mit Muskelkraft: Jochen Gleich vom Umweltforum (re.) demonstriert das Energiefahrrad.
Stromerzeugung mit Muskelkraft: Jochen Gleich vom Umweltforum (re.) demonstriert das Energiefahrrad.

Fahrzeuge sind immer eine Attraktion. Und so geht auch auf dem Schulhof kaum jemand an den Elektro-Autos vorbei. Doch nicht für alle Besucher der Energie- und Klimaschutzmesse scheint das Elektromobil das Fahrzeug der Zukunft zu sein. Da kommt es sehr gelegen, dass das Autohaus Schläfer mit dem Hyundai Nexus auch ein Auto mit Wasserstoffantrieb präsentiert. Ja, diese Technologie ist noch selten, hat aber Zukunft, erfahren die Frager. Wie weit man damit kommt, möchten Besucher wissen. „Mindestens 600 bis 700 Kilometer“, versichert Verkaufsleiter Marcel Gumm. Und wo wird getankt? Deutschlandweit gebe es 66 Wasserstofftankstellen, sagt er, zum Jahresende sollen es um die 100 sein. Mit Brennstoffzellen betriebene Fahrzeuge seien „eine echte Alternative zu den E-Fahrzeugen“, ist er überzeugt und berichtet, dass in Sachsen bereits Züge unterwegs sind, die mit reinem Wasserstoff betankt werden. Ihre Reichweite liege bei 1200 Kilometern. Für Tankstellen sei es zudem kein Problem, Wasserstoff anzubieten. „Die brauchen nur einen Tank umzurüsten. Das ist viel weniger aufwendig, als eine Elektro-Tankstelle einzurichten.“ Noch umweltfreundlicher ist das Radfahren. Das fördert der Radladen Haßloch mit seinem Konzept, dem ergonomisch richtigen Sitzen. „Das Fahrrad muss auf die Anatomie jedes Einzelnen zugeschnitten werden“, sagt dazu Sven Koch. „Das Wichtigste ist, dass der Mensch gesund auf dem Rad sitzt.“ Jeder Kunde wird daher eingehend vermessen, denn „wenn das Rad von der Anatomie her nicht passt, ist es ein Fehlkauf.“ Das Konzept hat sich herumgesprochen. „92 Prozent meiner Kunden“, sagt Koch, „haben ein medizinisches Problem, sei es mit dem Knie, mit dem Karpaltunnel, mit der Bandscheibe, dem Nacken oder der Prostata.“ All das gelte es bei der Zusammenstellung eines neuen Rads oder bei der Umrüstung eines vorhandenen zu berücksichtigen. Ihm gehe es darum, dass mehr Leute Rad fahren, anstatt das Auto zu nehmen. So manchem Kunden habe er auch schon zum Abnehmen geraten. Im übrigen gehe der Trend im Moment mit 80 Prozent zum E-Bike. Zum Schutz der Umwelt kann jeder beitragen. Die Kita „Kleine Freunde“ macht mit einer kleinen Ausstellung darauf aufmerksam, warum sich Achtsamkeit und Recycling lohnen. Ein bis fünf Jahre dauert es beispielsweise, bis weggeworfene Zigarettenfilter verrotten, Alufolie kann 25 Jahre überdauern, eine Konservendose 200 bis 500 Jahre, Plastik 450 Jahre und eine Glasflasche gar eine Million Jahre. Bei den kleinen Dingen setzt daher der ins Leben gerufene Haßlocher Klimatreff an, eine private Initiative von Bärbel Schäfer und Angelika Nissler im Rahmen des Klimaschutzbeirats, die sich am 16. Mai um 19.30 im Diakonissenhaus erstmals treffen will. Den Gründerinnen geht es darum, wie sich im häuslichen Bereich Energie sparen, Kunststoff und Lebensmittelverschwendung vermeiden lässt. „Viele kleine Sachen können zur Verbesserung des Klimas beitragen“, sagt Nissler. Darunter auch das Fördern der regionalen Landwirtschaft. Auch das Umweltforum setzt auf viele kleine Schritte. Jochen Gleich klärt über gesundes Kleinklima im Garten auf. Da könne viel erreicht werden durch eine umweltfreundliche Gestaltung mit heimischen Gewächsen und insektenfreundlichen Blumen. „Selbst auf dem Balkon lässt sich da schon viel machen.“ Wie viel Energie verschiedene Leuchtmittel benötigen, können Besucher mit einem Energiefahrrad ausprobieren. Viel Energie sparen lässt sich auch mit einer Photovoltaik- und Speicheranlage. Otto Messer, einer der Pioniere, hat seit 2017 eine solche Anlage auf dem Dach seines Hauses, ausgerichtet nach Süden und Osten, um die Sonnenstrahlung optimal auszunutzen. Der Osten, berichtet er, habe den Vorteil, dass er schon die ersten morgendlichen Sonnenstrahlen ausnutzen könne. Das klappe vor allem deshalb so gut, weil es hier wenig Nebel gibt. Seine Kosten für den Stromverbrauch seien bereits um 70 Prozent gesunken, nur 30 Prozent des Stroms seien 2018 Netzbezug gewesen. Er rechnet damit, dass sich die Anlage innerhalb von 14 Jahren amortisiert, „wenn die Strompreise steigen, auch schneller“.

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