Neustadt Verstrickt und gefangen

„[Locked]“ handelt von einer Party, in deren Folge zwei Mädchen verschwinden. Bei den letzten Dreharbeiten im „Blaubär“ muss Mil
»[Locked]« handelt von einer Party, in deren Folge zwei Mädchen verschwinden. Bei den letzten Dreharbeiten im »Blaubär« muss Mila Halavac erklären, was sie mit der Sache zu tun hat. Kameramann Enrico Markx und Tonfrau Stella Winther sorgen für professionelle Bedingungen.

«Hassloch». Die Gruppe „Stilecht“ des Haßlocher WWP-Theaters (Work with People) hat mit ihren kreativen Beiträgen schon öfter für Aufmerksamkeit gesorgt. Jetzt haben die jungen Leute unter der Anleitung von Regisseurin Caroline Schmitt und dem Neustadter Filmemacher Enrico Markx erstmals einen Kurzfilm gedreht. Unter dem Titel „[Locked]“ ist er Ende nächster Woche insgesamt viermal im Haßlocher „Kulturviereck“ zu sehen.

Etwa 25 Minuten lang können die Zuschauer sich von der krimiähnlichen Handlung mitnehmen und zum Nachdenken anregen lassen. Auf den Titel „[Locked]“ haben sich die jungen Akteure mit Caroline Schmitt in dieser besonderen Schreibweise geeinigt, weil er so auf einen Blick signalisiert, um was es in der Geschichte geht: „Auf einer Party werden zwei Mädchen von eifersüchtigen Mitschülern in einem Bunker eingesperrt“, bringt es Schmitt auf den Punkt. „Da geht es um falsche Verschwiegenheit und um Mitläufertum.“ Viel mehr will sie nicht verraten. Der Trailer sieht auf jeden Fall sehr dramatisch aus. Noch wichtiger als Action ist der Gruppe von 14- bis 17-Jährigen aber zu zeigen, welche Auswirkungen der Vorgang auf die Mitschüler und Mitschülerinnen, Verwandte und Freunde der Verschwundenen hat. „Es ist eine Geschichte, bei der man hofft, dass zumindest einer den Mund aufmacht“, sagt die Regisseurin. Die Spannung, ob die Täter zur Besinnung kommen und wenn ja, ob es dann nicht schon zu spät ist, müssen die Zuschauer ertragen. „Das Ende ist auf jeden Fall offen. Es wird zwar angedeutet, es bleibt aber Interpretationsspielraum.“ Wichtig sei für „Stilecht“ auch, „dass man sich selbst suchen kann in dem Film“, ergänzt Marius Verdaasdonk, einer der Darsteller. Bereits im Februar haben die 17 Mitglieder der „Stilecht“-Gruppe begonnen, die Geschichte zu entwickeln und nach Szenenplan zu drehen. Die Texte wurden improvisiert. Die Mitspielenden haben sie im Kopf behalten, „die sind so gut in der Reproduktion, dass wir kein Textbuch brauchten“, sagt Caroline Schmitt. Angelegt wurden zunächst größere Stücke, diese dann mit Details gefüllt. Gedreht wurde in Haßloch im Jugend- und Kulturhaus „Blaubär“ sowie einer alten Scheune in Haßloch mit Weinkeller, die als Bunker diente, Außenaufnahmen fanden auch in Neustadt am Soldatenweiher statt. Der Mann hinter der Kamera, routiniert und geduldig, ist Enrico Markx, Fotograf und Filmemacher aus Neustadt. Bei unserem Besuch am Set gut zweieinhalb Wochen vor der Uraufführung müssen noch einige kleine Szenen in den Kasten gebracht werden. Von den Mitspielenden sind deshalb an diesem Abend nur vier anwesend: Miriam Bialojahn, Stella Günther, Mila Halavac und Marius Verdaasdonk. Enrico Markx stellt die Kamera ein und platziert Mila Halavac im Lichtkegel eines Scheinwerfers. Sie spielt eine der Verdächtigen und soll nun eine Zeugenaussage machen. Caroline Schmitt unterstützt sie mit Tipps, an denen sie sich orientieren kann, um mit Sprache, Mimik und Gestik glaubwürdig zu wirken. Da spürt man deutlich, wie sie ihren Beruf als Profi-Schauspielerin beherrscht und dieses Wissen weitergeben kann. Zunächst dreht Halavac ihre langen Haare zu einem Knoten zusammen. Schmitt zupft noch ein paar Strähnchen zurecht Marks beginnt zu zählen: „Drei, zwei, Action bitte.“ Leise spricht Halavac ihren Text. „Bist du zufrieden?“, fragen Kameramann und Regisseurin. „Nee“, schüttelt die junge Schauspielerin den Kopf. Zur Entspannung gibt es erst einmal eine kleine Lockerungsübung und weitere Tipps: „Denk dran, alles, was du jetzt sagst, kann dein ganzes weiteres Leben beeinflussen.“ Mila Halavac konzentriert sich erneut. „Also noch mal“, heißt es kurz darauf mit dem Ergebnis „Das war schon viel besser.“ Noch ein drittes Mal wird die Szene gedreht, dann lautet das Urteil „gut“. Auch Marius Verdaasdonk muss noch zum „Verhör“. „Also ja, ich war auf der Party“, setzt er einem längeren Monolog an. Mit „Stopp. Nicht so viele Worte“ wird er unterbrochen. „Du musst dir das Vernebeltsein vor Augen führen“, rät ihm Caroline Schmitt. Verdaasdonk ist ein paar Sekunden ganz still. Dann reibt er sich die Augen, blinzelt in die Kamera, und jetzt klingt seine Stimme genau so, wie sie in dieser Szene klingen soll: als sei er gerade aus einem tiefen Schlaf oder Rausch erwacht. Die jungen Schauspieler nehmen ihre Sache ebenso ernst wie die Regisseurin und der Kameramann. Schließlich möchten sie den Film auch bei Festivals zeigen. „Das Thema Mitläufer spricht sicher viele Jugendliche an. Vor allem aber ist der Film von jungen Leuten gemacht.“ Und das, so Schmitt, komme in der Filmwelt nicht sehr häufig vor. Termin „[Locked]“ hat am nächsten Freitag, 23. November, im „Kulturviereck“ in Haßloch Premiere. Gezeigt wird er an diesem und am folgenden Tag, Samstag, 24. November, um 18.30 und 20 Uhr. Nach jeder Vorstellung soll es eine kurze Gesprächsrunde geben, bei der die Schauspieler Fragen beantworten. Eintritt: 8/6 Euro. Reservierungen unter gs@wwp-theater.de.

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