Neustadt Theatersplitter: Was im Dezember im Nationaltheater Mannheim auf dem Programm steht

Regisseurin Yona Kim versucht eine Neuinterpretation der „Carmen“ jenseits männlicher Wunschvorstellungen.
Regisseurin Yona Kim versucht eine Neuinterpretation der »Carmen« jenseits männlicher Wunschvorstellungen. Foto: Michel

Nach nicht weniger als sechs Premieren im November steht im Mannheimer Nationaltheater im Dezember nun gerade einmal eine Neuinszenierung an – dafür aber eine, die es in sich hat: der Opern-Klassiker „Carmen“ von Georges Bizet.

Mannheim. „Carmen“ wird in Mannheim von der in Wien und Heidelberg lebenden Regisseurin Yona Kim auf die Bühne gebracht, die in den vergangenen beiden Jahren bereits mit Erfolg Schumanns „Genoveva“ und Verdis „Ernani“ am Nationaltheater in Szene gesetzt hat. Für „Genoveva“ wurde sie 2017 von den Lesern der Fachzeitschrift „Opernwelt“ zur Regisseurin des Jahres gewählt. Ihr Libretto für die Oper „Böse Geister“ (ebenfalls am Nationaltheater) nach Dostojewskis gleichnamigem Roman wurde 2014 von der gleichen Zeitschrift als „Uraufführung des Jahres“ ausgezeichnet. Bei „Carmen“ versucht die gebürtige Südkoreanerin eigenen Angaben zufolge nun eine Neuinterpretation, weg von der männlichen Wunschvorstellung der Titelfigur als verführerischer „femme fatale“, hin zu einer Deutung als selbstbewusste Frau, die trotz ihres Außenseiterdaseins als Zigeunerin um Anerkennung und Freiheit kämpft.

Carmen ist keine „femme fatale“, sondern einfach emanzipiert

Gesungen wird die Rolle von der kroatischen Mezzosopranistin Jelena Kordić, die seit der Spielzeit 2018/19 Ensemblemitglied des Nationaltheater ist. Ihren Geliebten, Gegenspieler und Mörder Don José verkörpert der georgische Tenor Irakli Kakhidze, der erstmals 2016/2017 als Cavaradossi am Nationaltheater zu erleben war und seit 2017/2018 fest zum Ensemble gehört. Ihn deutet Kim als komplexbeladenen Macho – „ferngesteuert von seiner Mutter, ein Schwächling voller Selbstmitleid, dabei gewalttätig“. Das Bühnenbild soll dabei bewusst ausfallen, ganz ohne spanisches Lokalkolorit, Exotik und Postkartenromantik. Die musikalische Gesamtleitung liegt bei Mark Rohde, stellvertretender Generalmusikdirektor des Nationaltheaters, und dem Ersten Kapellmeister Janis Liepins. Präsentiert wird die Fassung der Uraufführung von 1875, ohne die späteren Eingriffe von Ernest Guiraud. Gesungen wird wie damals in Französisch mit eingeschobenen spanischen Passagen. Übertitel gibt es in Deutsch und Englisch. Premiere ist am 7. Dezember im Opernhaus. Bereits am 2. Dezember ist eine Einführungssoireé zu erleben, die sich mit einem Probenbesuch verbinden lässt.

Passend zur Vorweihnachtszeit stehen im Dezember im Nationaltheater außerdem mehrere musikalische Sonderveranstaltungen auf dem Programm – so am 22. Dezember, 11 Uhr, im Opernhaus „A Christmas Carol“ nach Charles Dickens als Familien- und Weihnachtskonzert. Auch bei der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk kann man im Nationaltheater fündig werden: Am 14. Dezember werden von 14 bis 21 Uhr bei einem Bunker-Flohmarkt Requisiten verkauft. Und „Nicht nur zur Weihnachtszeit“ ist der Titel einer Erzählung von Heinrich Böll, die am 15. Dezember in der Lobby des Werkhauses von Maria Munkert, Jacques Malan und Patrick Schniecke gelesen wird. Wie immer endet das Jahr im Nationaltheater mit einer Silvesterfeier – die beginnt um 21.40 Uhr im Unteren Foyer und steht unter dem Motto „Geschöpfe der Unterwelt – Helden, Götter, Fabelwesen“. Vorher gibt es Aufführungen im Opernhaus, im Schauspielhaus und im Studio Werkhaus.

Karten

Weitere Spielplan-Informationen und Karten unter 0621/1680150 oder www.nationaltheater-mannheim.de.

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