Neustadt Steigerung in der zweiten Halbzeit

Auf Stichworte hin spontan spielen: (von links) Giuseppe Raia, Caroline Schmitt und Peter Ruffer.
Auf Stichworte hin spontan spielen: (von links) Giuseppe Raia, Caroline Schmitt und Peter Ruffer.

«Hassloch.» Die Spannung war groß, als Peter Ruffer, Caroline Schmitt und Giuseppe Raia von der Improvisationstheatergruppe „Gromala“ des Haßlocher WwP-Theaters nach einem Sprint durch die Zuschauer auf die Bühne kamen. Was etwas zäh begann, nahm nach der ersten Halbzeit Fahrt auf.

„Gromala“ steht für „Groß machen durch lachen“. Ambitionierte 90 Minuten Improvisation hatten sich die drei Schauspieler vorgenommen, die trotz der anfänglichen Durststrecken gelingen, weil die Improvisationen variieren. In der zweiten Hälfte gewinnen die drei Schauspieler von Szene zu Szene an Sicherheit, werden schlagfertiger und lockerer in der Darstellung. Wie Fußballer scheinen sie sich erst einmal auf dem Platz warmlaufen zu müssen. Die „Pässe“ kommen zunächst noch zaghaft und sind nicht präzise genug abgespielte Stichworte an den jeweiligen Partner, was das Improvisationsspiel bremst. Die Anspannung der drei Darsteller ist zunächst spürbar groß, und die erste Impro-Variante auch nicht gerade die mitreißendste. Denn die Zuschauer liefern den Schauspielern wunschgemäß nur drei überraschende Spielaufträge zu den Themen „Artikel, Adjektiv und Hauptwort“. Aus ihnen formen dann Giuseppe „Peppi“ Raia, Peter Ruffer und Caroline „Caro“ Schmitt eine Geschichte, für die jeder allerdings immer nur ein neues Wort, „gern aach mol in Pälzisch“, im Wechsel mit den beiden anderen Beteiligten beitragen darf, um die Story rund um „die grünen Wattestäbchen“ zu einem überraschenden Ende zu spinnen. Da auch noch erklärt wird, was Improvisation ist, wo sie herkommt und wie lange sich das WwP-Theater schon mit ihr befasst – auch in klassischen WwP-Produktionen gibt es immer wieder kleinere Impro-Einlagen, im Kinder- und Jugendtheater sogar große – entsteht hier zunächst der Eindruck eines Workshops. Mehr Bewegung bringt da die „Dreiecksbeziehung“ ins Spiel. Hier müssen die drei Akteure spielerisch Männerfreundschaft, die Beziehung von Eltern zum Kind und „nette“ Begegnungen in der Psychiatrie darstellen. Bei nur drei Köpfen für sprühende Ideen auf der Bühne ist das nicht einfach für die Schauspieler. Zwei der eigentlich aus sechs Darstellern bestehenden Gruppe seien kurzfristig krank geworden, eine Akteurin beruflich verhindert, erklärt Ruffer, der für die weitere Aufführung am Folgetag mit vier Schauspielern rechnet. Doch Impro-Theaterstimmung ist lockerer als die Atmosphäre unter Theaterbesuchern, die sich ihr Bühnenstück nur abholen wollen. Die Tische stehen wie kleine Inseln im Raum, wo die Gäste auch ungefragt laut nachdenken, wie es weitergehen könnte. Zurufe werden mit Gelächter quittiert, die Stimmung ist gut, was die Schauspieler sichtlich beflügelt. Die „switchen“ und „changen“, also auch plötzlich die Rollen tauschen. Ruffer und Schmitt haben die Lacher in der Sauna auf ihrer Seite, wenn der Peter seine „Lewwerknepp-Neurose“ mit Caros provozierend zur Schau gestellten weiblichen Attributen assoziiert. Für Begeisterung dank seiner komischen Einlagen sorgt auch Peppi. Egal, ob er sich lasziv zu imaginären Klängen räkelt, seinen vom Publikum verlangten Sprachfehler überzeugend zelebriert oder in hakenden Situationen einfach mal unbekümmert den Druck durch ein „Hä, versteh’ ich net“ herausnimmt : Er wirkt an diesem Abend als Impro-Naturtalent. Richtig flüssig mit zahlreichen originellen Einfällen aller Beteiligten wird das Spiel dann durch das „Impro-Format mit Zettelwertschaft“. Die Zuschauer haben hierzu Zettel mit markigen oder skurrilen Sprüchen geschrieben, die als gesammelte Werke auf der Bühne ausgelegt werden und deren Inhalt immer wieder mit Witz ins Geschehen integriert wird. Zwar gab es noch Luft nach oben, doch war „Gromalas“ erster öffentlicher Auftritt insgesamt kurzweilig und unterhaltsam, was mit langem Applaus honoriert wurde.

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