Neustadt „Spaß sollte im Vordergrund stehen“

Rot-Weiß-Frau Anja Klatt überraschte als ungesetzte Spielerin bei den Damen-40. Sie besiegte im Finale die an Nummer eins gesetz
Rot-Weiß-Frau Anja Klatt überraschte als ungesetzte Spielerin bei den Damen-40. Sie besiegte im Finale die an Nummer eins gesetzte Sylvia Wagner.

«Neustadt.»135 Teilnehmer, 18 Spieler mehr als im Vorjahr, kämpften bei den Neustadt Open an vier Turniertagen um Spiel, Satz und Sieg auf den Tennisanlagen von fünf Neustadter Vereinen. Turnierchef Jürgen Gassert war mit der Resonanz und dem weitgehend harmonischen Verlauf der Veranstaltung sehr zufrieden.

Aber ausgerechnet im letzten Match und in einer der längsten Begegnungen im Turnier knirschte es stark zwischen den Finalisten. Gunnar Henrich vom TSV Haßloch kämpfte hier bei den Herren-55 gegen Hans-Jürgen Kessel (TC Grün-Weiß Bellheim) am Sonntagnachmittag um jeden Ball. Kessel war Favorit, er ist deutschlandweit auf Platz 30 seiner Altersklasse. Henrich selbst wusste nach einer langen Trainingspause wegen einer Schulteroperation nicht, wo er steht. „In der ersten Runde hatte ich schon eine schwere Partie, das Halbfinale überstand ich relativ gut. Aber ich habe mir gegen Kessel keine Chance ausgerechnet“, gestand er. Dann lief es für Henrich, dem als Spieler aus der Region die Sympathien der rund 20 Zuschauer gehörten, im ersten Satz relativ gut. Er verwertete zwar nicht alle Chancen, gewann aber doch mit 7:5. Im zweiten Satz hatte Henrich ein kleines Tief, sein Gegner spielte sicherer. Es gab einige lange Ballwechsel, die bei der Hitze den Spielern alles abverlangten. Kessel haderte zwischendurch mit sich selbst, dem Platz und dem Gegner, konnte den Satz jedoch mit 6:2 für sich entscheiden. „Ich habe dann auf den Match-Tiebreak gehofft“, erklärte Henrich. Er fand gut in den entscheidenden dritten Satz hinein. Dieser wird im Tennis auf diesem Niveau anders als bei großen Turnieren, nicht in einzelnen Spielen, sondern gleich im Tiebreak-Modus gespielt, bis ein Spieler zehn Punkte erreicht hat. Henrich führte schnell mit 2:0, und musste nur nach einem Doppelfehler ein 4:4 hinnehmen, dann auch noch ein 5:5. Danach machte Henrich zwei Punkte, erneute ärgerte sich Kessel sichtbar. Beim 9:6 gab es den ersten Satzball für Henrich, den er aber per Doppelfehler vergab. Den nächsten Ball brachte er platziert zurück und gewann so das Match. Dann folgte eine heftige Diskussion mit seinem Gegner, der davon ausging, dass es statt 10:7 erst 9:8 stünde. Es gab bei allen Endspielen keinen Schiedsrichter, der den jeweiligen Punktstand ausrief. Gassert verfolgte lediglich als Turnierleiter die letzten Ballwechsel. Es kam zum Eklat: Nicht einverstanden mit dem Ausgang und völlig unzufrieden, verließ Kessel die Anlage. Henrich: „Ich wusste, ich muss beim Zählen aufpassen, weil ich gemerkt habe, dass der Kontrahent anders zählte. Aber beim Stand von 6:5 für mich sagte ich ihm den Spielstand deutlich und setzte die Partie entsprechend fort.“ Gassert und die weiteren Zuschauer sahen das von Henrich erzielte Ergebnis als korrekt an. Gassert zog dennoch ein positives Fazit: „Rund 57 Teilnehmer kamen aus Neustadt und den umliegenden Vereinen. Auch außerhalb des direkten Einzugsgebietes kamen viele Spieler, so sechs Teilnehmer vom TC Staudt sowie aus dem Saarland und Hessen.“ Der Turnierleiter registrierte einen Überraschungserfolg für den TC Rot-Weiß Neustadt: Anja Klatt zog als ungesetzte Spielerin bei den Damen-40, Leistungsklasse (LK) 14 – 23, ins Finale ein und gewann dort mit 6:2, 6:2 gegen die an Nummer eins gesetzte Sylvia Wagner (Frankenthal). „Sie hat damit 450 Leistungspunkte gutgemacht, weil sie einige ranghöhere Spielerinnen geschlagen hat. So wird sie sich von LK 22 auf 18 verbessern“, betonte Gassert. Die meisten Teilnehmer gab es bei den Herren-50 mit 21 Spielern. Hier mussten die Finalisten insgesamt fünf Matches absolvieren. Gewonnen hat Uwe Semrau (Bad Dürkheim). Auch Semrau brachte der Turniersieg 750 LK-Punkte. Der Turnierleiter hatte ein Mammutprogramm erledigt. Schließlich liefen bei Gassert alle Ergebnisse von den verschiedenen Spielstätten ein. Jeweils bis Mitternacht dauerte seine Schicht, mit der er die Paarungen für den nächsten Tag ermittelte. Gassert und die Turnierleiter in den Vereinen mussten dabei einige Wogen glätten, die vom Zweifel an der Auslosung oder der Abwicklung entstanden. Gassert: „Wir spielen nach einem offiziellen Turnierprogramm und den Richtlinien des Deutschen Tennisbundes. Unser Team ist darin geschult und hat das Turnier entsprechend abgewickelt.“ Er kritisierte die Verbissenheit, mit der manche Spieler in das Turnier gegangen seien. „Niemand muss mit Tennis seine Brötchen verdienen. Wir haben versucht, eine familiäre Atmosphäre zu schaffen, der Spaß sollte im Vordergrund stehen.“ Ergebnisse Herren-40, LK 14 – 23: Alexander Korte (TC Römerberg) – Steffen Alleborn (TSV Ebersheim: 4:6, 2:6; Herren-50, LK 14 – 23: Thomas Rembold (TC Edenkoben – Ralf Steigelmann (TSV Haßloch) 1:6, 2:6; Damen-40, LK 14 – 23: Sylvia Wagner (TC Frankenthal) – Anja Klatt (TC Rot-Weiß Neustadt) 2:6, 2:6; Herren-50, LK 5 – 15: Michael Schmittchen (TK Mannheim) – Uwe Semrau (TC Bad Dürkheim) 2:6, 1:6; Herren-55, LK 6 – 15: Hans-Jürgen Kessel (TC Bellheim) – Gunnar Henrich (TSV Haßloch) 5:7, 6:2, 7:10; Herren-60, LK 7 bis 15: Bernd Schwarz (TC Dudenhofen) – Jürgen Beutelmann (TSV Haßloch) 2:5, Aufgabe Schwarz; Herren-65, LK 8 – 23): Gerd Konrad (TC Böhl-Iggelheim) – Reinhold Geibert (TC Haßloch) 6:1, 6:2; Damen-40 LK 4 – 15: Doris Arnade (BASF TC Ludwigshafen) – Petra Müller (TC Schifferstadt) 6:1, 6:0.

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