Neustadt So schön ist die Pfalz

„Sonnenaufgang über der Wegelnburg“: Um dieses Bild aufzunehmen, musste Jochen Heim nicht nur verdammt früh aufstehen.
»Sonnenaufgang über der Wegelnburg«: Um dieses Bild aufzunehmen, musste Jochen Heim nicht nur verdammt früh aufstehen.

«Neustadt». Wow – so schön ist die Pfalz! So atemberaubende Aussichten bieten sich einem, wenn man nur früh genug aufsteht und den Fotoapparat mitnimmt! Oder eben einfach einen Blick für das Besondere hat, das sich am Wegesrand auftut. So wie die beiden Neustadter Fotografen Jochen Heim und Thomas Schimmele, die von Montag an eine Auswahl ihrer zum Teil wirklich spektakulären Pfalzbilder in der Neustadter Stadtbücherei zeigen.

Man traut sich eigentlich gar nicht, die beiden als Amateurfotografen zu bezeichnen. Aber Heim (49) verdient seine Brötchen als Vermessungstechniker beim DLR in Mußbach, Schimmele (53) als Angestellter bei der Kassenärztlichen Vereinigung in Mainz. Ihre wahre Passion jedoch ist die Fotografie – und das bei beiden schon seit Jugendtagen und mit einem Equipment, bei dem Handy-Fotografen mit den Ohren schlackern. Heim zum Beispiel setzt eine Canon EOS 5D Mark IV ein, wie sie Profis nutzen. „Landschaftsfotografie mit Leidenschaft“ hat er denn auch auf seiner Visitenkarte stehen. Wenn man die Bilder betrachtet, kann man nur sagen, dass das keine leeren Worte sind. Denn es braucht schon Leidenschaft, um zum Beispiel mitten in der Nacht aufzustehen, um irgendwann im Spätsommer noch vor Tagesanbruch auf der Wegelnburg in der Südwestpfalz einzutreffen und dort den Sonnenaufgang über dem Nebelmeer einzufangen. Heim hat das 2018 gemacht und dann aus zwei Einzelaufnahmen ein Panoramabild zusammengesetzt, das einem in seiner ganzen Brillanz förmlich entgegenspringt. Auch zum Sühnekreuz über dem Hambacher Schloss ist er schon zigmal im Licht einer Stirnlampe gewandert, um das Schloss mit Wolken und herbstlichem Nebel im Hintergrund ins Bild zu bannen. Bevor er aufbricht, studiert er dabei immer die Wettervorhersagen, um abzuschätzen, ob sich die gewünschten Effekte am Himmel auch einstellen. Denn nachträgliche Manipulationen lehnt er grundsätzlich ab. Deshalb wurde bei dem Schloss-Nebel-Bild auch die blau leuchtende Aral-Tankstelle bei Maikammer, die mancher vielleicht als störend empfindet, nicht per Photoshop herausretuschiert. Während Heim bevorzugt in der Nacht oder der Dämmerung agiert, ist Thomas Schimmele vor allem von der Farbenpracht am Tag fasziniert. Er zeigt in der Ausstellung unter anderem einen Bienenfresser, einen Verwandten des Eisvogels, den er nahe Heßheim bei einer ehemaligen Kiesgrube mit extremem Tele „herangeholt“ hat. Seinen Sinn fürs Detail beweist er auch bei einer Mohnblume, an der eine Marienkäferlarve entlangkrabbelt, während ein grafisch anmutendes Spargelfeld aus der Vogelperspektive bei der Fahrt mit einem Heißluftballon entstanden ist. Kennengelernt haben sich Heim und Schimmele über die Plattform „Fotocommunity“, auf der beide schon seit Jahren unabhängig voneinander Bilder einstellten, ohne zu wissen, dass sie damals nur wenige Häuser voneinander entfernt wohnten. Seitdem gehen sie auch immer wieder gemeinsam auf Fototouren. Beim „Blutmond“ im Juli 2018 zum Beispiel waren sie zusammen am Trifels und haben beide spektakuläre Bilder eingefangen, indem sie sich vom Pulk der Hobbyfotografen am Sommerfelsen entfernten und einen besseren Standort suchten. In der Ausstellung ist das Bild zu sehen, das Schimmele bei dieser Gelegenheit geschossen hat, während Heim den Blutmond zeigt, den er ein halbes Jahr später im Januar mit dem Hambacher Schloss im Vordergrund aufgenommen hat. Allerdings muss das Schöne ja gar nicht immer von astronomischen, zoologischen oder meteorologischen Kalkulationen oder Glücksfällen abhängig sein. Der Reiz der Ausstellung liegt vielmehr gerade darin, dass sie die Pfalz in ihrer ganzen Vielfalt im Wechsel des Jahres zeigt – vom Frühling bis zum Winter. Und was hat da nicht besonders die aktuelle Jahreszeit zu bieten? Mit einem im Bienwald aufgenommenen Bild der Bärlauch-Blüte im April, bei dem die Sonne als Blendenstern durch die zartgrünen Bäume strahlt, hat es Heim sogar in die „Tagesschau“ geschafft. Man glaubt beim Betrachten förmlich den Knoblauch-Geruch zu riechen – und ist froh, dass einem die Schnaken erspart bleiben, die den Fotografen bei der Aufnahme fast aufgefressen hätten, wie er lachend berichtet. Oder man freut sich über das Haardter Schloss im Frühling, das Schimmele beisteuert, oder die Forster Jesuitenmandel – für Heim einer der schönsten Mandelbäume der Pfalz. Es gibt also viele gute Gründe mal wieder rauszugehen. Die Ausstellung in der Stadtbücherei bietet die Anregung. Die Ausstellung Die Ausstellung „Pfalz und Pfälzerwald“ mit Fotografien von Jochen Heim und Thomas Schimmele wird am Montag, 25. März, um 18 Uhr mit einem Umtrunk in der Neustadter Stadtbücherei eröffnet. Sie ist dort bis 13. April zu den normalen Öffnungszeiten der Bibliothek zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Sonnenaufgang am Kirschfelsen bei Annweiler im Winter.
Sonnenaufgang am Kirschfelsen bei Annweiler im Winter.
Das Schöne liegt oft im Detail: „Mohnblume mit Marienkäferlarve“, gesehen von Thomas Schimmele.
Das Schöne liegt oft im Detail: »Mohnblume mit Marienkäferlarve«, gesehen von Thomas Schimmele.
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