Neustadt Skrupellose Globalisierung

Wolfgang Burger.
Wolfgang Burger.

«Meckenheim». Mit der Zuverlässigkeit eines Schweizer Uhrwerks hat der Karlsruher Krimi-Autor Wolfgang Burger seit 2005 jedes Jahr einen Band seiner Reihe um den Heidelberger Kripochef Alexander Gerlach auf den nächsten folgen lassen und dabei so manche Platzierung auf der „Spiegel“-Bestsellerliste eingefahren. Den aktuellen Band 14, „Die linke Hand des Bösen“, stellt er nun am Freitag in der Reihe „Kultur im Rathaus“ in Meckenheim vor.

Dabei sieht sich Gerlach mit einem Fall konfrontiert, der ihn besonders betroffen macht. Denn das Opfer ist nicht nur ein Kollege, Kommissar Arne Heldt, spezialisiert darauf, Licht ins Dunkel ungelöster und oft bereits vor Jahrzehnten ad acta gelegter Altverbrechen zu bringen, sondern es wurde auch auf äußerst grausame, ja sadistische Weise ermordet. Was liegt also näher, als anzunehmen, dass der erfolgreiche, aber wegen seiner peniblen Art nie sonderlich beliebte Polizist irgendwo auf seinem Weg zu neuen Erkenntnissen seinem Mörder begegnete? In der Erinnerung des Ich-Erzählers Gerlach war er „ein unscheinbarer Mensch, still, ernst und vielleicht ein wenig verbissen, den manch einer sogar verbittert genannt hätte. Ein Mensch, den man leicht wieder vergisst“ und der mit über 60 Jahren eigentlich kurz vor der Pension gestanden hat. Es dauert wieder nicht lange, bis man als Leser mit Burgers Charakteren, selbst mit dem Toten, vertraut geworden ist. Sie entwickeln schnell eine mehrschichtige Eigenständigkeit im beruflichen wie privaten Umfeld, werden vor dem geistigen Auge Menschen wie „du und ich“. Der verwitwete Gerlach etwa kämpft mit seinen pubertierenden Töchtern, seine subalternen Kollegen Klara Vangelis und Sven Balke mit einer Grippe und den Regeln polizeilicher Ermittlungsarbeit. Es spielt dabei keine Rolle, ob der Leser bereits Bücher aus der Gerlach-Serie gelesen hat. Er ist sofort im Geschehen drin, kann den Ermittlungen problemlos folgen, die auch emotional glaubhaft werden. In dem fesselnden, spannenden Plot kommen klassische Verwicklungen und zahlreiche Verdächtige ins Spiel. Einige Spuren weisen sogar ins Ausland. Denn sieht die Foltermethode, die bei Heldt angewandt wurde, nicht nach chinesischem Lingchi aus? Oder hatten gar Islamisten die Finger im Spiel? Den Spekulationen muss solide Polizeiarbeit folgen. Systematisch wird nachvollzogen, wohin Heldts letzte Recherchen geführt haben. So stoßen Gerlach und seine Kollegen über einen alten Vergewaltigungsfall auf einen wahren Sumpf von zutiefst menschenverachtenden Geschäften, der bis weit in die „besten Kreise“ Baden-Württembergs reicht. Wolfgang Burger, 1952 im Südschwarzwald geboren, ist mit „Die linke Hand des Bösen“ erneut ein unterhaltsamer, angenehm zu lesender Krimi gelungen, der Spannung bis zur letzten Seite verspricht. Der promovierte Ingenieur war bis zu seiner Pensionierung in leitender Position in einer Forschungsabteilung am Karlsruher Institut für Technologie KIT beschäftigt. Seinen ersten Kriminalroman veröffentlichte er 1998. Termin Wolfgang Burger liest am Freitag, 20. April, 20 Uhr, in der Reihe „Kultur im Rathaus“ im Meckenheimer Rathaus, Hauptstraße 58, aus seinem neuesten Roman „Die linke Hand des Bösen“ (Piper-Verlag, Taschenbuch, 432 Seiten, 15 Euro). Karten (10 Euro) im Bürgerbüro, der Buchhandlung Satzwerk und der Postagentur Konrad in Meckenheim. Abendkasse: 12 Euro.

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